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Prinzessin Mononoke

Prinzessin Mononoke
Japan 1997, Laufzeit: 133 Min., FSK 12
Regie: Hayao Miyazaki

Über zehn Jahre ist es schon her, da wurde in Deutschland zum ersten Mal ein japanischer Mangafilm ins Kino gebracht. Doch während die Verfilmung des ebenso intelligenten wie visionären 2000 Seiten umfassenden Cyperpunk-Comicepos von Katsuhiro Otomo in einigen Programmkinos in Berlin für volles Haus sorgte, wurde er im Rest der Republik gleich ins Nachmittagsprogramm verbannt und wurde vielerorts schon nach drei Tagen wieder abgesetzt. Die Leute hatten den Film aufgrund der Aushangfotos und des Plakatmotivs irrtümlich für einen Kinderfilm gehalten, eine Mischung aus "Heidi" und "Captain Future". Comics hatten es in Deutschland schon immer schwerer als anderswo. Und die Vielfalt der Mangas, die in Japan durch alle Schichten hindurch als Alltagslektüre verschlungen werden, waren hierzulande bis vor einigen Jahren nur eingefleischte Bildgeschichtenfans bekannt. Das hat sich gründlich geändert. Die großäugen Stupsnasenfiguren, die dem ungeübten Betrachter so erscheinen, als würden sie alle aus der Feder eines einzigen Zeichners stammen, haben in Form von Fernsehserien, Videofilmen, Comicheften und Computerspielen das Land überrollt. Mangas und Animes haben die Mode beeinflusst, ihre Helden zieren CD-Cover, Webseiten, Schulranzen und Schaufensterauslagen. Und auch die prinzipientreusten Eltern haben vor der Macht der geldverschlingenden "Pokemones" längst kapituliert. Eines stimmt: Es gibt wirklich unterirdisch schlechte Mangas. Aber es gibt auch sehr gute. Und "Prinzessin Mononoké" gehört zu den sehr guten. Vor langer Zeit in Japan. Die Menschen haben Waffen aus Eisen erfunden und die Zivilisation dringt mehr und mehr in die Urwälder des Landes vor. Die Menschen beginnen den Lebensraum und die Freiheit der Tiere zu bedrohen. In Notwehr tötet der junge Ashitaka einen alten Waldgott, den riesigen Eber Tatari Gami. Doch den verletzten Krieger trifft Gamis Fluch: Eine nicht heilende Wunde am Arm muss Ashitaka sein Dorf im Nordosten Japans verlassen und auf die Suche nach dem Ursprung des Bösen gehen. Auf dem Weg zu einem Ort tief in den Wäldern, wo ein mächtiger Gott in Hirschgestalt über die noch unberührte Natur regiert, trifft Ashitaka auf das wilde wehrhafte Mädchen San, das als Kind von Wölfen gefunden und aufgezogen wurde. Als sich die Tiere des Waldes zur letzten großen Schlacht gegen die Menschen sammeln, geraten Ashitaka und San zwischen die Fronten. Nur in ihrer beider Macht liegt es, die drohende Katastrophe Hayao Miyazaki, der seinerzeit 1974 bei Nippon Animation tatsächlich die TV-Serie "Heidi" entwickelte (jaja, so schließt sich der Kreis), sprengte 1993 mit der später auch von Disney eingekauften TV-Serie "Kiki`s Delivery Service" das japanische Boxoffice. Mit "Prinzessin Mononoké" räumte er im Land der aufgehenden Sonne nun auch die Kinocharts ab. In Japan war "Prinzessin Mononoké" der erfolgreichste Film aller Zeiten und liegt damit noch "Titanic". Zu recht. Die vielschichtige, hintergründige Geschichte ist in atemberaubenden Bildern voller Phantasie und mit Liebe zum Detail erzählt. Aber im Unterschied zu Titanic wurde bei dem Zeichentrickepos auf Computeranimation weitgehend verzichtet. Mehr als die Hälfte der 144.000(!) Einzelbilder stammen aus Miyazakis eigenem Zeichenstift.

(Raymond Boy)

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