Stan & Ollie
Großbritannien, USA, Kanada 2018, Laufzeit: 97 Min., FSK 0
Regie: Jon S. Baird
Darsteller: Steve Coogan, John C. Reilly, Shirley Henderson
>> squareone-entertainment.com/stanundollie
Wunderbare Hommage an das berühmteste Komikerduo der Filmgeschichte
Urkomische Routine
„Stan & Ollie“ von Jon S. Baird
Die Filmgeschichte gerät immer mehr in Vergessenheit. Kein Wunder: In der Schule gibt es für das, was uns heute im Alltag am meisten umgibt – das Bewegtbild – kein Unterrichtsfach. Dass Stan Laurel und Oliver Hardy – hierzulande auch bekannt als Stan & Ollie beziehungsweise Dick & Doof – bald vergessen sind, ist indes nicht zu befürchten. Unter den größten Komikern der Stummfilmära waren sie – zwischen Charlie Chaplin, Buster Keaton und Harold Lloyd – das einzige Duo. Das ungleiche Paar hat sich allerdings wesentlich besser in die Tonfilmzeit gerettet als die Kollegen Keaton und Lloyd und hat sich wie Charlie Chaplin wohl tatsächlich für immer unsterblich gemacht. Trotzdem ist ein Film, der an sie erinnert, ein Geschenk. Insbesondere, wenn er es so klug, sensibel und berührend anstellt.
Großbritannien, 1953: Stan Laurel und Oliver Hardy checken in ein etwas schäbiges kleines Hotel ein. Hinter ihnen liegen sehr erfolgreiche Jahre als Komiker-Duo. Hinter ihnen liegen aber auch einige schwierige Jahre, in denen sie getrennte Wege gegangen sind. Ab 1926 arbeiteten die beiden Komiker regelmäßig als Partner zusammen, nachdem sie ihr gemeinsamer Produzent Hal Roach, der im Film nur einen kurzen, unrühmlichen Auftritt hat, zusammenbrachte. Die kommenden 15 Jahre drehten sie für Roach unzählige Kurz- und später, nachdem der Kurzfilm aus dem Kino gedrängt wurde, fast 20 Langfilme. Die aufwändigere Produktionsweise der Langfilme führte zu Spannungen und schließlich zum Bruch zwischen Roach und dem kreativen Kopf des Duos – Stan Laurel. In der ersten Hälfte der 40er Jahre drehte das Duo noch acht Spielfilme für die großen Hollywood-Studios MGM und Fox, bevor sich auch diese Zusammenarbeit zerschlug, weil die spontane Kreativität im Rahmen des Studiosystems zu sehr eingeschränkt war. Ein letzter Film entstand 1950 als europäische Koproduktion. Schon seit Jahren tourte das Duo nebenher auch mit einem Programm durch die Theater. Als Mitte der 50er Jahre eine ganzstündige Fernsehshow in Farbe produziert werden sollte, erlitt Hardy kurz vorher einen Schlaganfall.
Soweit der historische Hintergrund. Der Film „Stan & Ollie“ von Jon S. Baird erzählt eine andere Geschichte. Oder besser: Er erzählt diese Geschichte anders. Denn die Fakten – Zahlen, Orte, Zusammenhänge – werden in der Hommage an das Slapstick-Duo recht frei verwaltet, den Kern der Geschichte trifft der Film hingegen: Laurel und Hardy sind am Ende ihrer Filmkarriere angelangt. Laurel, der sich nicht nur um die kreativen, sondern auch die Karriere-Entscheidungen kümmert, sieht das viel deutlicher als Hardy, der zeitlebens lieber den angenehmen Seiten des Ruhms gefrönt hat. Der Film beobachtet die komische Arbeit der beiden mit größter Genauigkeit – sowohl auf der Bühne als auch im Alltag. Denn mit einem Kunstgriff hebt Baird diese Trennung auf, baut immer wieder bekannte Sketche oder kleine Routinen der beiden Komiker in die Alltagsszenen ein. Das hat nicht nur surreales Potential, es beschwört auch eine persönliche Ebene der beiden herauf, von der der Film auf ganzer Ebene und sehr berührend erzählt. Und zugleich wird in der sehr genauen Rekonstruktion der Gags durch die beiden Hauptdarsteller deren Funktionsweise vor dem Zuschauer entfaltet. Der absurde Humor, der in den Filmen des Duos nicht selten brutal und anarchisch in einer Zerstörungsorgie endet, beginnt meist mit minimalen Gesten im perfekten Timing, das sogar dann funktioniert, wenn man genau weiß, was als nächstes folgt. Das Prinzip von Wiederholung und Variation – die Grundlage des Running Gags, wird hier zur Perfektion gebracht. Als Gegengewicht zu dem oft aggressiven Verhältnis der beiden Komiker in ihren Gags, beschwört Baird als Grundlage für ihre langjährige Zusammenarbeit ihre Freundschaft. Dass dies alles so erstaunlich gut funktioniert, liegt nicht zuletzt an den beiden Darstellern Steve Coogan als Stan Laurel und John C. Reilly als Oliver Hardy. Sie lassen uns nicht nur ob ihrer erstaunlichen physiognomischen Ähnlichkeit glauben, wir sähen die legendären Komiker in ihrem Alltag, sondern auch durch ihr grandioses Spiel.
Amazon-Bond & beyond
007 ist zum Streaming-Start freigegeben – Vorspann 03/25
Opferbereit gegen das System
Dokumentarfilm „Algier – Hauptstadt der Revolutionäre“ im Essener KWI – Film 02/25
Früher war mehr Kino
Führung durch die Essener Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ für trailer-Leser:innen
Aus unterschiedlichen Galaxien
Im Februar starten Biopics über Bob Dylan und Maria Callas – Vorspann 02/25
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Das Licht
Start: 20.3.2025
The Last Showgirl
Start: 20.3.2025
I Like Movies
Start: 27.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Parthenope
Start: 10.4.2025
Oslo Stories: Liebe
Start: 17.4.2025
Quiet Life
Start: 24.4.2025
Toxic
Start: 24.4.2025
Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm
Start: 1.5.2025
Oslo Stories: Träume
Start: 8.5.2025
Wenn das Licht zerbricht
Start: 8.5.2025
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
Oslo Stories: Sehnsucht
Start: 22.5.2025
Das Kanu des Manitu
Start: 14.8.2025
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Tron: Ares
Start: 9.10.2025
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum