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Tee mit Mussolini
Italien/Großbritannien 1998, Laufzeit: 116 Min., FSK 6
Regie: Franco Zeffirelli
Darsteller: Cher, Paul Checquer, Tessa Pritchard, Mino Bellei, Claudio Spadaro, Judi Dench, Joan Plowright, Maggie Smith, Lily Tomlin, Baird Wallace

Ende der 80er Jahre hatte Film- und Opernregisseur Franco Zeffirelli ("Der Widerspenstigen Zähmung", "Hamlet", "Jane Eyre") seine Biografie geschrieben. Er war als uneheliches Kind in Florenz aufgewachsen, fühlte sich als Jugendlicher zum Künstler berufen, erlebte dort den Faschismus. In bleibender Erinnerung war ihm die in dieser Stadt lebende Clique älterer englischer Damen geblieben, die von der unvergleichlichen kulturellen Atmosphäre angezogen worden waren - sich aber genauso für Mussolini und den Faschismus begeisterte. Nach Ausbruch des Krieges wurden diese Anhängerinnen der italienischen Kultur gnadenlos als Feindinnen des Landes interniert und erkannten erst dann das wahre Gesicht einer Politik des Größenwahns und der Unmenschlichkeit. Auf der Grundlage dieser Erlebnisse hat Zeffirelli jetzt ein lange geplantes Filmprojekt verwirklicht, in dessen Zentrum eine wahre Episode steht: eine der Damen hatte eine Audienz bei Mussolini erbeten, um gegen die Brutalität seiner Schwarzhemden zu protestieren. Sie wurde ihr gewährt: offensichtlich, um den Tee-Empfang für eine Pressekampagne zu benutzen. Im Film glaubt die Lady (Maggie Smith) von nun an, unter dem besonderen Schutz des Duce zu stehen. Sie irrt sich auf tragische Weise. Arrogant und feindlich zeigt sie sich besonders gegen eine wegen Kunstkäufen und Liebesabenteuern in Florenz weilende (der Millionen-Erbin Peggy Guggenheim nachempfundene) reiche jüdische Amerikanerin, die ganz und gar ihrem Idealbild englischer Vornehmheit entgegensteht. Doch gerade sie ist es, die dem Club der italofilen Damen den weiteren Aufenthalt erst möglich macht - und darüberhinaus jüdischen Verfolgten die Flucht ermöglicht. Niemand Geringeres als Cher verleiht dieser Rolle Glaubwürdigkeit und Glanz. Erzählt wird das ganze Geschehen aus der Sicht des sieben- (Charlie Lucas) und dann siebzehnjährigen Luca (Baird Wallace) als Alter ego Zeffirellis, der wohlbehütet in der Obhut seiner englischen Kinderfrau (Joan Plowright) ein besonders aufmerksamer Zeitzeuge wird. Die unbestrittene Sensibilität des Regisseurs für Ausstattung, Landschaft und Schwelgen in Zeitkolorit, das Können seines Ausstatters Carlo Centolavigna und der Kostüm-Designerin Jenny Beavan (die für "Zimmer mit Aussicht" einen Oscar erhielt), die problemlos erteilten Drehgenehmigungen in den Baudenkmälern in und um Florenz und die hervorragende Kameraarbeit von Oscar-Preisträger David Watkin ("Die Stunde des Siegers", "Jenseits von Afrika", "Mondsüchtig") - dies alles war Voraussetzung für das Gelingen dieser heiter-melancholischen Chronik. Es ist das beeindruckende Fresko einer Epoche, die sich in diesem sorgfältig rekonstruierten Ausschnitt vieldeutig und präzise zugleich widerspiegelt. Die überragende Darstellerriege trägt Weiteres zur authentischen Wirkung bei. Es sollten wohl nur die Besten sein, und so finden sich selbst in Nebenrollen etwa eine Judie Dench (Oscar für "Shakespeare in Love") als kunstbesessene Mal- und Gesangsdilettantin und Lily Tomlin ("Short Cuts") als amerikanische Archäologin, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennt und zur Not mit Fäusten und Tritten nachhilft, wenn es gilt, sich faschistische Grobiane vom Halse zu schaffen.

(Heinz Holzapfel)

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