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The Beach
USA 1999, Laufzeit: 119 Min., FSK 16
Regie: Danny Boyle
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Guillaume Canet, Virginie Ledoyen, Tilda Swinton, Robert Carlyle

RETURN TO PARADISE "The Beach" - das neue Opus von Danny Doyle und John Hodge Richard, ein junger Amerikaner (Leonardo DiCaprio), hat die Heimat hinter sich gelassen. Vor 30 Jahren hätte man ihn nach Vietnam, in den Krieg, geschickt. Jetzt ist er nach Bangkok gereist, auf der Suche nach dem ultimativen Kick. Im Hotel trifft er auf den durchgeknallten Daffy (Robert Carlyle). Der schildert, umnebelt vom Marihuanagenuss, die Entdeckung eines sagenhaften Strandes, auf einer Insel bei Thailand. Am nächsten Morgen ist eine von Daffy gezeichnete Karte an der Zimmertür befestigt. Es ist ein Vermächtnis, denn ihn selbst findet er mit aufgeschnittenen Pulsadern tot neben seinem Bett. Im Hotel hatte Richard ein junges französisches Pärchen kennengelernt: Etienne (Guillaume Canet) und die hübsche Françoise (Virginie Ledoyen). Er fragt die beiden, ob sie mit zu der Insel wollen. Neugier, erotisches Interesse und das Verlangen nach außergewöhnlichen Erlebnissen treiben die drei zu der Reise. Unterwegs trifft Richard auf zwei andere ausgestiegene junge Amerikaner. Wie aus einer Vorahnung der Gefährlichkeit seines Trips fertigt er eine Kopie der Karte an und schiebt sie den beiden vor seinem Aufbruch unter die Hoteltür - eine verhängnisvolle Geste, deren Tragweite er nicht ahnen kann. Gleich zu Beginn gibt es seltsame Vorzeichen. Sie finden niemanden, der sie mit einem Boot direkt zur Insel bringt. Von einem Nachbareiland müssen sie auf das geheimnisvolle, außerordentlich schöne Archipel hinüber schwimmen. Zuerst finden sie eine riesige Cannabis-Plantage. Doch ihre Begeisterung schlägt schnell in Entsetzen um, als schwer bewaffnete Einheimische auftauchen und sie ins Dickicht flüchten müssen. Dann treffen sie plötzlich auf eine Kommune von Männern und Frauen unterschiedlichster Nationalität unter der Führung der kühlen Sal (Tilda Swinton). Als sie hört, dass der Weg zu ihnen von Daffy verraten wurde und dieser sich selber getötet hat, sind alle seltsam beruhigt. Ihr Insel-Geheimnis muss gewahrt bleiben, unter keinen Umständen soll jemand diesen paradiesischen Aufenthaltsort erfahren. Auch die Eigentümer, die vom Drogenhandel leben, dulden keine weiteren Siedler. Dann sieht Richard ihn: den sagenhaften Strand. Wie eine Lagune, umgeben von hohen Felsen, liegt das Wasser wie ein riesiger türkisfarbener Swimmingpool vor ihnen, der Sand ist weiss, das Ufer gesäumt von einem schattigen Palmenhain. Der Zauber ist überwältigend. Schnell leben die Drei sich in das Leben der Gemeinschaft ein. Es ist wie ein Traum. Doch der wird mehr und mehr überschattet von der Rivalität zwischen Guillaume und Richard um die schöne Françoise. Nach und nach bricht die Idylle am Strand auseinander. Auch andere schlimme Dinge passieren, Tod und Schrecken halten Einzug. Richard hatte Sal belogen und abgestritten, die Karte der Insel weitergegeben zu haben. Doch eines Tages tauchen die beiden anderen Amerikaner auf. Da wird für Richard die friedliebende Kommune zur Terrorgemeinschaft, und er beginnt zu ahnen, welches Schicksal den toten Daffy vor seiner Flucht ereilt hat. Am Ende spitzen sich die Konflikte dramatisch zu. Mag diese Story (nach einem Roman von Alex Garland) zwar ein wenig klischeehaft klingen, die Adaption des Gespanns Danny Boyle (Regie) und John Hodge (Drehbuch) hat daraus eine ungemein spannende, brillant umgesetzte Film-Reise in den Bereich extremer Selbsterfahrung geformt. Wie raffiniert sie das können, haben sie schon mit Werken wie "Kleine Morde unter Freunden" und "Trainspotting" unter Beweis gestellt. Virtuos nutzen sie die Möglichkeiten des Mediums zu außergewöhnlichen Bildsequenzen, der Soundtrack - die Originalmusik stammt vom aus David-Lynch-Filmen bekannten Angelo Badalamenti - ist auch hier wieder bemerkenswert, eine in Höchstform agierende Schauspielerriege und die Originalschauplätze tun ein übriges, um den Zuschauer zu fesseln. Man fühlt sich an die schlimmen Erlebnisse dreier Freunde in Thailand erinnert, die zunächst in Frankreich verfilmt wurde ("Force Majeure" von Pierre Jolivet) und als US-Remake ("Return to Paradise") unter dem deutschen Titel "Für das Leben eines Freundes" in die Kinos kam. Richards Erfahrungen erscheinen vor allem jedoch wie eine moderne Version von "Lord of the Flies". Ins "Herz der Finsternis" (so der Titel eines Werks von Joseph Conrad) führt sein Weg - die vielen Zitate und Anspielungen, die sich auf Coppolas "Apocalypse Now" beziehen, sind evident: ein Film, der auf Motiven dieses Romans beruht. Die einträchtige Hippie-Kommune entpuppt sich als Wahn-Brigade, als stände sie unter dem Kommando von Oberst Kurtz. Leonardo DiCaprio hat seine erste Rolle nach dem Welthit "Titanic" trefflich gewählt und spielt sie zwischen heiterem Lächeln und düsterem Grauen als jungenhafter Aussteiger wirklich gut: romantischer Held und wirrer Monomane zugleich. Die Lektion, die er lernt, ist deutlich: der Weg ins Paradies führt geradewegs in die Hölle.

(Heinz Holzapfel)

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