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Es gibt 266 Beiträge von Matt513

The Zone of Interest

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Tonspur des Schreckens

09.03.2024

Ein KZ stelle ich mir als Ort endgültigen Schreckens vor. Was dies in Bildern bedeutet, hat Spielberg uns bereits drastisch vorgeführt, auch wenn Plaszow nicht die unfassbaren Dimensionen eines Massenvernichtungslagers wie Auschwitz hatte. So immens wichtig sein Beitrag zum Thema war, für den Kinogänger ist natürlich stets eine noch nicht dagewesene filmische Herangehensweise wieder interessant.

Glazer macht den Schrecken nun in ähnlich eindrücklicher Weise begreifbar, jedoch primär auf der Tonspur. Schon im Intro zerstreut ein wimmernder Chor alle etwaigen Zweifel, die die Ansicht der Vorabbilder gesät haben könnte - das wird jetzt kein Film über Gartenbau und unbeschwerte Kindheit. Das Grauen schleicht sich an den Zuschauer oder besser: Zuhörer heran. Anfangs nur vereinzelt vernehmbar, hängt bald ein fernes Gemisch von Schreien, dem Gebell von Zwei- und Vierbeinern, Zischen von Lokomotiven und immer wieder Schüssen über der Szene. Und indem sie dieses akustische Trauma konterkarieren, wirken dazu die an sich banalen Bilder des idyllischen Zusammenseins von Familie Höß, die Großaufnahmen von Blumen wie ein perfider Verstärker. Das hebt Glazers Film heraus. Man sitzt paralysiert da, lauscht bald nur noch der Tonkulisse und denkt sich, wie konnten die da so seelenruhig ihren Nachwuchs großziehen und Gartenfeste feiern, direkt daneben? Papa Höß bei der Arbeit; Ort vermutlich die Ausladerampe, lediglich zu hören ein kollektiver Ausruf menschlicher Verzweiflung. Er aber steht und schaut unbewegt wie der Bauer auf dem Feld. Hausfrau Höß hätte man wenigstens zu Beginn des Films stoische Verdrängung zugute halten können. Aber spätestens, wenn sie dem polnischen Hausmädchen seelenruhig bedeutet, wie leicht ihr Gemahl es in Asche verwandeln könnte, ist klar, daß die Eheleute Höß in Sachen menschenverachtender Eiseskälte einander nichts schenken. Ignoranz? Nö. Eher in der Wolle gefärbte Nazis. Das belegt auch die gepflegte Konversation beim Kaffeeklatsch oder wenn die Mama zu Besuch kommt; die Nachbarin, jetzt vermutlich auf der anderen Seite der Mauer, die las doch immer irgend so bolschewistisches oder hach, halt so jüdisches Zeugs.

Zwei Aspekte der filmischen Umsetzung verdienen besondere Erwähnung. Einerseits die Kameraführung. Läuft z.B. jemand durchs Haus, folgt ihm die Kamera nicht und es gibt auch keine Schwenks. Stattdessen wechselt die Perspektive zwischen mehreren, statischen Einstellungen wie auf den Bildschirmen einer Objektüberwachung. Andererseits gibt es fast keine Portraitaufnahmen. In einer Handvoll Szenen werden die Charaktere mal schräg von seitwärts oder unten gefilmt. Ansonsten alles aus der Totalen bzw. Halbtotalen. Diese stumpfe, distanzierte Darstellung ist wichtig für den Film. Bei umgekehrt gewählten Mitteln hätte die Charakterzeichnung schlimmstenfalls ins empathische verwässert werden können.

Also, was man zunächst eher zufällig als auch im Wettbewerb befindlich wahrgenommen hat, entpuppt sich als ausgesprochen sehenswerter, im profunden Sinne schrecklicher Beitrag. Normalerweise würde ich des Themas wegen dieser Nicht-Hollywood-Arbeit eine veritable Chance auf den Preis des besten Films einräumen. Bei den derzeitigen globalen Ressentiments glaube ich allerdings nicht ernsthaft daran.



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Nach Lektüre der Filmbesprechung in der FAZ vom 28.02. darf ich aufgrund teils ähnlicher Formulierungen anfügen, daß mein Beitrag ohne vorherige Kenntnis entstand.

Oppenheimer

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Glaubt man kaum

25.02.2024

daß es sich hierbei um einen enorm profitablen Blockbuster handeln soll. Das ist knochentrockenes Historienkino mit einer kaum zu überblickenden Menge an Charakteren, fast alle männlich, sowie ansatzlos ineinander fließenden Erzählebenen und Zirkelschlüssen.

Namen und Gesichter flirren vorbei. Kennte man die Materie nicht auch nur minimal; das 'Nukleare Rennen' im 2. Weltkrieg sowie den Jahrzehnten danach, die Namen wesentlicher Spieler darin, die Fermis, Heisenbergs (Zwischenruf aus dem Publikum: "'Hat in Breaking Bad mitgespielt". *Arrgh*) Bohrs und Bethes, aber z.B. auch die causa Klaus Fuchs, der Film hätte einen bald verloren.

Und zu alledem dieses Tempo dann auch noch 3 Stunden lang durchhalten zu müssen, dann ist das eigentlich kein Film für die Massen. Wenn er trotzdem an der Kinokasse erfolgreich war, könnte das am Nimbus seines Regisseurs gelegen haben. Eben "der neue Nolan"; klar, den schaut man sich an.

Dessen Arbeit ist zunächst einmal sehenswert. Das Ensemble agiert nahtlos miteinander, die prall mit Dialog gefüllten Szenen wirken plastisch und real. Wie häufig bei historischen Filmen über Wissenschaftler, so muß auch Murphy hier einen Charakter glaubhaft erstehen lassen, der dem breiten Publikum unbekannt sein dürfte. Daß Gordon Sumner einst seinen kleinen Jungen vor 'Oppenheimer's deadly toy' zu retten suchte, daran werden sich nicht mehr viele erinnern.

Von außen betrachtet, erscheint Oppenheimers Erfolg im Manhattan Project wie ein Mysterium. Als Wissenschaftler brillant, charakterlich jedoch teils unzulänglich, drängte er sich nicht eben für die Leitung eines megateuren, vielköpfigen und unter hohem Termindruck stehenden Militärprojektes auf. Es muß sich glücklich gefügt haben, daß er durch das Elternhaus bestimmte Fähigkeiten und Ansichten vermittelt bekam, die sich als Schlüssel zum Erfolg erwiesen. Dadurch war er in der Lage, u.a. das größere Bild zu beurteilen, aus einem Wust von Informationen wesentliches zu destillieren, die kreative Atmosphäre in dem riesigen Forscherteam zu etablieren und wissenschaftliche Themen Nichtwissenschaftlern verständlich zu machen.

Bei seinen 3 Stunden leuchtet der Film dieses Davor jedoch nicht an. In der Wüste New Mexicos läuft seine Titelfigur unerklärt und wie selbstverständlich zur Hochform auf. Dadurch bleibt die charakterliche Zeichnung unterentwickelt, wenig mitreißend, halt in der esoterischen Bildersprache des Nolan'schen Erzählkinos verhaftet. Seine Folie bildet vielmehr eine Nebenhandlung, in welche ein früherer Förderer, später Widersacher involviert ist. Ein Fokus liegt dann auf dem Danach, inquisitorischen Befragungen passend zur McCarthy-Zeit, Oppenheimers kolportierter Verbindung zu den Kommunisten, über welche er seine Reputation verlor und jahrelang verfemt war. Der Konflikt der Wissenschaftler darüber, wie diese todbringende Technologie zu verwenden sei, nun da sie sie in die Welt gesetzt hatten, war vielgestaltig und widersprüchlich. Dies, dabei speziell Oppenheimers Perspektive, hätte im Film auch besser ausgearbeitet sein können, ist es aber nur in Ansätzen.

Was mir sehr gut gefiel, war die Maske. Wegen der multiplen Erzählebenen müssen Teile des Ensembles im Film über Jahrzehnte hinweg altern. Das ist gut gelungen. Es selbst hat Höhen und Tiefen. Den Ungarn Teller, der sich entgegen der Kernspaltung für ein Design mit Kernfusion stark machte, trifft sein Darsteller Safdie im Film schon sehr gut. Damon als General Groves ist keine gute Wahl, denn Groves war deutlich übergewichtig; mit das erste, woran ich nach Ansicht des Trailers denken mußte. Da hätte man in den heutigen Zeiten ja durchaus mit einem adipösen Darsteller noch Bonuspunkte bei der Academy sammeln können (und btw sich Rami Malek in einer belanglosen Nebenrolle sparen). Doch vermutlich wird Nolans Film dies gar nicht brauchen, sondern auch so der große Abräumer bei den Oscars sein.

Killers of the Flower Moon

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Der Pate

18.02.2024

Vielleicht habe ich Scorsese in den letzten Jahren Unrecht getan, wenn ich sein jeweils aktuellstes Werk nicht im Kino anschaute. Gut waren sie, handwerklich ohnehin über jeden Zweifel erhaben, aber ich vermisste stets das Moment, welches das Filmerlebnis nachhaltig beeindruckend machte. Allerdings, bei The Departed, als letzten im Kino gesehen, empfand ich das ebenso.

Es wäre aber einfach unverzeihlich gewesen, auch diesmal wieder so zu verfahren. Trotz Überlänge – diesem hier, nach wahren Begebenheiten, ist definitiv die große Leinwand bestimmt.

Zu Beginn überraschte es zu erfahren, der Stamm der Osage hätte durch die Ölvorkommen auf seinem Territorium eine Weile lang zu den wohlhabendsten Gemeinschaften des jungen Landes gehört. Ebenso, daß die Osage in die neu entstehende Gesellschaft assimiliert waren. Ich hätte gedacht, sie wären sofort enteignet und dann segregiert worden. Indes täuschen diese frühen Bilder unbeschwerten Zusammenseins. Beidseitiger Argwohn, ja auch Rassismus prägt die Gesellschaft der jungen Nation, was in Haß und einseitige Gewalt umschlägt. Am Rande nimmt der Film hier Bezug auf das Massaker von Tulsa. Und den Osage ist der Zugriff auf ihr Vermögen nur via amtlich bestellte Vormunde gestattet. Sie werden als de facto geschäftsunfähig behandelt, was Rassismus in perfider Form ist. In einer Szene blickt die Kamera mit den Augen der Hauptfiguren auf entgegenkommende Passanten und deren Blicke durchbohren einen. Das Böse ist förmlich greifbar. Akustisch wird die Bedrohung durch düstere Basslinien transportiert. Und ja, siehe oben, es macht einfach einen Unterschied, ob ein Film im großen Kinosaal seine Magie entspinnen darf oder ihm dies auf der kleinen Mattscheibe versagt bleibt. Daß mich seine Zutaten so beeindruckten, lag ganz gewiß daran. Neben Scorseses meisterlicher Regie verdient auch das Casting großes Lob, denn die Schurken im Film sind gut ausgewählt. Sie wirken schon rein optisch allesamt wie grobe Drecksäcke oder Kriminelle. Langweilig wird’s also nicht in über 3 Stunden, gleichwohl der Film sich manchmal schon Zeit für die eine oder andere wahre Episode nimmt.

Es war diese Szene, die für mich den Film zu einem großartigen machte: Auf einer Versammlung der Osage berichtet einer von ihnen, er habe am Boxeraufstand teilgenommen; dort hätten sie ihre Gegner wenigstens sehen können. Im Hier und Jetzt würden die Seinen jedoch von einem Feind heimgesucht, der unsichtbar sei. Große Verzweiflung spricht aus seinem leidenschaftlichen Vortrag. Es ist dieser krakengleiche Feind, omnipräsent und doch ungreifbar, der Gräber öffnet und kaltblütig tötet. Über diese Szene, stellvertretend für das unsägliche Schicksal der amerikanischen Ureinwohner überhaupt, welches mich seit jeher betrübt, kamen mir die Tränen.
Gleichwohl hat der Film unter indigenen Amerikanern, speziell jenen vom Stamm der Osage gemischte Reaktionen hervorgerufen, die die Erwähnung ihrer Kultur im Film nicht auf eine Geschichte von Verfolgung und Auslöschung reduziert sehen wollen. So ist Scorseses neuestes Werk am Ende eher so etwas wie ein Mafiafilm geworden, angesiedelt in der Neuen Welt, der durchaus auch den weiteren Bogen zum Thema spannt, etwa durch die Erwähnung von Geheimbünden, deren Codex dem der 'Ehrenwerten Gesellschaft' nicht unähnlich ist. Wer hier bisher Vorbehalte gegen einen Kinobesuch wegen des vermeintlichen Genres eines Westerns hatte, sollte sich eine der letzten noch bleibenden Chancen nicht entgehen lassen. Es ist nämlich keiner. Scorsese zelebriert Erzählkino alter Schule, prächtig ausgestattet, ohne Pathos; ein großer Wurf.

Zum Schluß noch ein Wort zur weiblichen Hauptrolle; insgesamt habe ich im laufenden Kinojahr noch keinen klaren Favoriten für den Oscar gesehen. Gladstones Spiel, fand ich, verdiente jederzeit Anerkennung, aber drängte sich für mich nicht als klarer Sieger auf. Dasselbe allerdings täte ich auch über Hüller schreiben, gleichwohl ihre bloße Nominierung einen natürlich schon freut. Man wird sehen, wie die Academy entscheidet.

Rickerl – Musik is höchstens a Hobby

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Leiwand!

08.02.2024

Großes Lob dem deutschen Verleiher, diesen Film ins Programm aufgenommen zu haben. Obschon die Dialoge, vorgetragen in teils breitem Wienerisch, sich nicht an allen Stellen dem bundesrheinischen Ohr erschließen mögen.

Alternativ zu obigem Titel (bedeutet in Wien soviel wie super, toll, spitze) hätte ich gerade jenen meines letzten Reviews wiederverwenden können. Rickerl läßt einen fast durchgehend vergessen, daß er ein Spielfilm ist. Mehr wie eine Reportage begleitet die Kamera den sympathisch verpeilten Verlierer Rickerl, um dessen Dasein irgendwo zwischen gescheiterter Ehe und ständiger Mittel- und Ziellosigkeit man ihn kaum beneiden mag. Einziger Drehpunkt seines Daseins ist -neben der Musik- der kleine Filius. Dann ist alles ganz leicht und die Seele beginnt zu fliegen. Und hier muß man sagen, wenn Voodoo Jürgens schon klasse ist, dann ist der kleine Ben Winkler eine Sensation. Hat man das Kind heimlich gefilmt, fragt man sich? Er wirkt so natürlich.

Als Komödie hätte ich Rickerl eher nicht bezeichnet, denn in all seinem ziellosen Streben durchlebt sein Antiheld Momente von Melancholie, ja Desillusionierung, wenn er erkennt, daß seine Umstände wie Teer an ihm kleben, in der sehr ähnlichen Lebensgeschichte des daddelnden Vaters widerhallen und somit wohl (Familien-)schicksal sind.

Goigingers Film ist auch einer über Wien, doch Postkartenmotive wie Steffl, Hofburg oder Prater fehlen komplett. Dagegen nicht die Tschocherln, Spelunken und Nachtcafes entlang des Gürtels, in denen die Luft zum Schneiden dick ist und der Ober selbst einen mittrinkt, wenn er eine Runde Schnaps serviert. Nicht der Würschtlstand, wo man als Nachtschwärmer andockt, vielleicht für a Eitrige mit an G'schissenen und a 16er Blech, nicht die Parkbänke, das Obdachlosenasyl, wo die Sandler ihre müden Knochen ausruhen. Neben der gekonnten Regie Goigingers haben mir durchgehend alle Rollen ausnehmend gut gefallen. Man hat den Eindruck, alle spielen sich selbst oder improvisieren einfach nur drauflos.

'Sah den Film am Ort des Geschehens; hier hatte ich ihn nur zufällig entdeckt. Allen auf der Suche nach einem entspannten Start ins Wochenende darf ich ihn wärmstens empfehlen. Ein paar Vorstellungen sind ja noch übrig.

Anatomie eines Falls

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Die große Kunst des Schauspiels

28.01.2024

ist es, es -eben- nicht wie solches wirken zu lassen. Gelingt es, den Zuschauer dies vergessen zu lassen, kann fürwahr Großes erreicht werden.

Unter anderen Bedingungen, anderes Produktionsland etwa, hätte Hüllers Part, überhaupt der ganze Film mit furchtbarem Pathos ausgestattet sein können. Mit fortschreitendem Lauf wird die anfangs tragische Geschichte mit immer mehr Details eines schwelenden Konflikts aufgeladen. Der Anteil von Hüllers Sandra daran ist bis zum Schluß kaum sicher zu greifen. Unschuldig? Oder doch Täter? Oder vielleicht nur indirekt; wenn, dann welchen Einfluß hatte ihr Lebenswandel auf den Ehemann?

Was also ist die Wahrheit und wird sie im Film vor Gericht überhaupt gesucht? Ich hatte den Eindruck, der ambitionierte Staatsanwalt (optisch nicht gut besetzt mit Antoine Reinartz) wolle den 'Abschuß' um jeden Preis. Vielleicht ist das in Frankreich so. Bald befindet sich Sandra im Blitzlichtgewitter der Öffentlichkeit sowie im Wechselbad der Gefühle. Dieses glaubhaft, indes mit sparsamen Mitteln darzustellen, ist Hüllers großer Verdienst. Sandra rauft sich im Film nicht die Haare, wälzt sich nicht verzweifelt am Boden und doch läßt Hüller die Zuschauer die große Anspannung begreifen. Sie macht das mit einer Lässigkeit, die ich bei deutschen Produktionen ansonsten immer mal vermisse.

Und nun ist sie für den Oscar nominiert. Großartig. Bonne chance, Sandra! Aber es wird schwer. Im Jahre 2024 zeichnet sich für mich fast sicher ab, wen Hollywood auswählen wird.

Dune

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Schweren Herzens

17.12.2023

entschied ich mich weiland dafür, Villeneuves bestimmt sehenswerten Beitrag zum Dune-Universum nicht im Kino anzuschauen. Stattdessen ließ ich die Kollegen, die von dem Film schwärmten, ebenso vorbeiziehen wie sämtliche Vorführtermine und sah ihn letztlich erst viel später auf der kleinen Mattscheibe.

Nach Ansicht des Trailers hatte ich nämlich das unangenehme Gefühl, der Film sei instrumentalisiert. Dort zu sehen war ausgerechnet seine Eingangsszene mit unterlegtem Text, wie die armen unterdrückten Fremen sich gegen die ausbeuterischen Kolonialherren, die Harkonnen, zur Wehr setzen. Letztere sind alle männlich, vierschrötig und vor allem sind sie alle weiß, während bei ersteren beide Geschlechter zum Einsatz kommen und alle zusammen orientalischen Aussehens sind. "Wer werden unsere nächsten Unterdrücker sein?" hört man aus dem Off fragen.

Falls Sie das Buch nicht kennen, dieser Prolog der Fremen taucht darin gar nicht auf. Überhaupt kommt dieses ganze Unterdrücker-Narrativ des Films darin nicht vor. Das alles haben sich die Drehbuchschreiber ausgedacht. Und dies ist dann als zentrale Kritik an diesem ersten Teil zu formulieren; es ist ebenso schade wie fragwürdig, daß ein solch großer Film, dessen Sujet ganz prominent eine vollkommen andere Welt in einer anderen Zeit ist, mit dem Zeitgeist unserer Gegenwart befrachtet wurde.

Herbert war von weit universaleren Themen fasziniert; die intellektuelle Freiheit des Individuums etwa, seine Fähigkeit zu denken, die richtigen Entscheidungen zu treffen, aus denen er sukzessive den Rahmen seiner Erzählwelt ableitete. Deswegen gibt es dort keine Maschinenintelligenz. Nach einer verheerenden Ära der Unterdrückung wurde sie für immer verbannt (ein Motiv, über welches in Zeiten, wo KI reüssiert, sich ja schon nachzudenken lohnt). Den Job übernahmen fortan im Kopf die Mentaten; genau, die mit dem schwarzen Fleck auf der Unterlippe. Sein Kultbuch besteht fast vollständig aus seitenlangen Dialogen bzw. inneren Monologen über Macht- und Ränkespiele. Detaillierte Beschreibungen von Orten, Dingen und Texturen, für die jeder Regisseur dankbar wäre, fehlen dagegen fast komplett. Deswegen galt es lange Zeit als unverfilmbar und jeder, der es trotzdem wagte, mußte sich eine glaubhafte Visualisierung des Dune-Universums selbst ausdenken.

Das ist Villeneuve mit seinem bekannten frugalen Stil definitiv gelungen, der nicht vom wesentlichen ablenkt. Gefallen konnten die Raumschiffe der Atreiden, die mehr wie Luftschiffe wirken oder auch die ganz aufs essentielle reduzierten Gildenschiffe - Röhren zum durchfliegen. Mittel zum höheren Zweck anstelle detailverliebter Technologieschau. Da atmet der Film den Geist des technikaversen Romans. Es gibt zwar interstellaren Raumflug, aber er an sich ist nicht von Belang. Vielmehr sind jene es, die ihn kontrollieren, die somit -neben anderen- Teil des Machtgefüges dieses Universums sind. Frugal auch expressionistische Elemente, die dem Oeuvre Fritz Langs entstammen könnten; die Kostüme der Bene Gesserit bei ihrer Ankunft auf Caladan oder überhaupt, die düsteren Hallen, in welchen Lady Jessica während Pauls Prüfung ausharrt. Schließlich der dräuende Soundtrack dazu. Da hat Villeneuve den Herbert verstanden. Ein buntes, aber oberflächliches Filmchen wäre der komplexen Weltenbildung des Romans nicht gerecht geworden. Bemerkenswerterweise adaptiert Villeneuve optische Elemente aus Lynchs Verfilmung; etwa die Uniformen der Atreiden, was für den Stellenwert von letzterer spricht.

Die genannte ethnische Polarisierung im Film empfinde ich als störend. Auch die Atreiden, die als neue Lehensverwalter des Wüstenplaneten im Narrativ des Films, siehe Prolog, zu den Unterdrückern gezählt werden, sind sämtlich weiß. Duncan Idaho, gespielt zwar von dem Hawaiianer Momoa, macht da keine Ausnahme, denn Achtung, Idaho ist kein Atreide, sondern lediglich ein Vasall des Hauses. Und ihr Mentat Tufir Hawat wird mit Stephen McKinley Henderson von einem Schauspieler dargestellt, der zwar afrikanische Wurzeln hat, aber bei dem man zehnmal hingucken muß, um diese zu erkennen (man könnte garstig sein und formulieren, ein afroamerikanischer Schauspieler darf da im Film nur als solcher erkennbar sein, wenn er im 'richtigen' Team spielt).
Warum? Das Buch gibt all das nicht vor. Augen und Nasen von Charakteren werden geschildert, Hautfarben nicht. Nach erneuter Lektüre; der Fremenführer Stilgar wird gerade einmal als "mit schwarzem Bart" beschrieben bzw. anderswo, daß es ein Schnauzbart ist. Also, im Film, die Nichtweißen die Guten und die Weißen die Nichtguten bis Bösen - ich möchte da nicht zuviel hinein interpretieren, aber es fällt langsam auf und es nervt. Man möchte sich auch einfach mal an einem tollen Film erfreuen, ohne daß ständig eine nonverbale Belehrung im Raum steht.

Rein cineastisch darf man bestimmt einiges vom zweiten Teil erwarten und wer weiß, vielleicht sind die Drehbuchschreiber über die jüngere Vergangenheit ja auch ein wenig weiser geworden.

Napoleon

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Schad' drum

17.12.2023

Der Zufall wollte es, daß ich ca. ein halbes Jahr vorher eine Doku über die Feldzüge Napoleons angesehen hatte. So konnte ich wenigstens ansatzweise mit den geschichtsträchtigen Ortsnamen etwas anfangen (u.a. Toulon, Austerlitz, Waterloo sowieso), die der Film etwas ungelenk auf Zwischentiteln aufruft. Ob die übrigen, vornehmlich jüngeren Besucher ähnlich vorbereitet waren, vermutlich eher nicht. Fehlt aber der rote Faden im Kopf, worum es gerade geht, welche Bedeutung die Episode fürs Schicksal hat, könnte solch ein gutgemeinter Film unübersichtlich wirken und dann eben an einem vorbeirauschen. Zumal er auch seine etliche Laufzeit hätte besser einteilen können.

Da das heute populär ist, gibt sich das Drehbuch Mühe, uns neben dem stoischen Feldherrn auch den Menschen, hier: den Ehemann in Nöten näher zu bringen. Obige Doku blieb leider schuldig, ob das Verhältnis zu Frau Bonaparte so komplex und fordernd war, als daß sich dieser Film hier bei 158 Minuten Laufzeit, hm nja, eine gefühlte Stunde zu allerlei Schrullen, Ärgernissen und Tragiken auslassen mußte. Bei den Gesellschaftsszenen stört zudem die kurze durchschnittliche Schnittlänge. Er macht ungeniert Anleihen bei den famosen Kerzenlicht-Szenen von Barry Lyndon, aber hechelt dort mit dem Schnittempo eines aktuellen Films durch. Ja, die Uhr, die tickt; kommt Leute, wir haben noch soviel anderes im Drehbuch stehen. Zusammen mit recht dürftigen Computerbildern an anderer Stelle sorgte dies dafür, daß ich als Zuschauer mich emotional gar nicht mitgenommen fühlte. Das militärische Werk des kleinen Korsen sprengt bereits jedes Spielfilmformat. Dann den Versuch zu unternehmen, darüber hinaus zu gehen, irgendwie den ganzen Menschen vorzuführen, das kann kaum gut gehen. Dann besser eine Miniserie; zumal der Film auch, ganz zeitgemäß, von einem der großen Videoportale produziert wurde.

In der zweiten Hälfte, Napoleon zieht es mit seinen Armeen gen Osten, fehlt die vertane Zeit nun. Ich schreibe das nicht, weil ich Fan epischer Schlachtszenen bin. Aber im Russlandfeldzug wendete sich die Fortune des charismatischen Feldherrn. Er war per se ereignisreich, aber hätte aus diesem Grund wesentlich mehr Gewicht erhalten müssen als bloß die paar Schlaglichter. Und im übrigen auch sehr entbehrungsreich, vor allem für die einfachen Soldaten. Deren unsägliches Schicksal, auf dem Rückweg teils barfuß und zerlumpt, vom grimmigen Winter gezeichnet, in Gefangenschaft bzw. sogar Sklaverei geraten, hätte wenigstens thematisiert gehört.

Da der Film also zuviel auf einmal will, muß er von Szene zu Szene rennen, was einen Eindruck von Oberflächlichkeit hinterläßt. Phoenix, von dem ich mir in dieser ikonischen Rolle mehr versprochen hatte, spielt seinen Napoleon seltsam leblos, kann also auch nichts retten. Ich mache das aber an der Regie Scotts fest, die einfach zu wünschen übrig läßt. Eine sehr komische Szene gleich zu Beginn; die Hinrichtung Marie Antoinettes wird minutenlang fast in Zeitlupe gezeigt. Bitte, wofür war das gut?? Ich habe mich voller Abscheu abgewandt. Immerhin kann der Meister des Gegenlichts uns wenigstens auf den Schlachtfeldern mit atmosphärischen Außenansichten erfreuen.

Ich fürchte, es wird daher bei den Oscars wieder lange Gesichter geben. Viele Versuche, den insgesamt sicherlich verdienten Regie-Oscar doch noch einzuheimsen, wird Scott jenseits der 80 nicht mehr stemmen können. Schad' drum.

Die Fabelmans

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Falscher Film

26.03.2023

O nein, nach einer Viertelstunde reift in mir die unangenehme Erkenntnis, die ich stets vermeiden möchte - der diesmal ausgewählte Film ist nichts für mich. Von Spielbergs großem Können hatte ich mich blind anlocken lassen und sitze nun da, es gefällt mir überhaupt nicht und ich überlege sogar zu gehen.

Man reibt sich die Augen; Spielberg führte Regie, schrieb am Drehbuch mit und heraus kommt solch ein belangloses, wenig mitreißendes Ergebnis? Die ersten 30 bis 45 Minuten des Films konnte man im Großen und Ganzen vermieden haben. Teils fiktionalisiert erzählt Spielberg von seiner Jugend, als ob er der Öffentlichkeit vollkommen unbekannt wäre. Das, was die Kinowelt über einen ihrer ganz Großen eh weiß bzw. vermutet, wird fürchterlich bemüht ausgebreitet, schön bunt, cineastisch makellos, und mit teils unerträglichen Dialogen garniert. Die Familie auf dem Heimweg zu ihrem Domizil, das in der Straße als einziges nicht mit dieser kitschigen Weihnachtsbeleuchtung beladen ist. Sohnemann spricht etwa so; 'unseres ist das dunkle ohne Lichter' und als er sich dieselbe Weihnachtsbeleuchtung wünscht, entgegnet Vater Fabelman 'wir sind Juden. Wir pflegen diese Tradition nicht'. Hach, ja, so dieser Hinweis auf Spielbergs jüdische Herkunft überhaupt notwendig war, konnte man das nicht etwas eleganter rüberbringen?

Da es bekanntermaßen nicht leicht ist, die soziale Chemie einer Familie, zudem über längere Zeiträume, fürs Kinopublikum einzufangen, verlegt sich Spielberg darauf, ihre Mitglieder lieber Konzentrate, also eingedampfte Sinnsprüche aufsagen zu lassen, was aber unweigerlich ins Pathos führt. Ein Onkel schaut vorbei und warnt den jungen Sammy, Spielbergs alter ego, vor den Gefahren der Kunst. Gerade wie ein Wächter am Tor zum Hades. Vermutlich wollte Spielberg uns hier seine emotionale Reise, nein, war ganz gewiß kein Zuckerschlecken, hin zu seiner Bestimmung als Filmemacher illustrieren. Andere Augenblicke sind da viel gelungener; Sammy mit seinen Eltern im Kino und zu sehen gibt es ein schweres Zugunglück. Dies läßt Sammy nicht mehr los, bis er es mit Super 8-Kamera und Modelleisenbahn im Keller wieder und wieder nachstellt. Solch ein Initialerlebnis nimmt man ihm ab. So könnte es gewesen sein. Also warum nicht viel mehr Akzent darauf? Warum läßt er diese Chance wieder durch die Finger gleiten? Wenn er sich stattdessen für die Erzählung vieler Dinge daneben entschied, so der Konflikt zwischen den ungleichen Eltern und anderen oder seine harte Zeit an der Highschool, hätten die Charaktere viel besser geschrieben sein müssen. Derselbe Film mit dem heranwachsenden Fabelman im Fokus, wie er die Welt eben mit den Augen wahrnimmt, die die Kinowelt Jahrzehnte später verzaubern werden, wie sein Sinn, das Außergewöhnliche im Alltäglichen aufzudecken, sich entwickelte, wäre interessanter und aufwühlender gewesen. Wenn Spielberg etwas beherrscht, dann Filme über Kinder mit ihrem besonderen, kindlichen Blick auf die Welt.

Stattdessen fand ich, verharrt er unfokussiert in Oberflächlichem und plätschert quälend dahin. Vielleicht hätte statt Spielberg daher der Regisseur den Film dirigieren sollen, dessen Werk für schräge Innenansichten seiner Charaktere bekannt ist, der hier indes nur einen kurzen, aber erfrischenden Geheimauftritt hat.

Von Spielbergs Filmen, die ich selbst angeschaut habe, dürfte dieser hier mit Abstand der schwächste gewesen sein. Nun auch langsam verständlich, warum er bei 7 Nominierungen ohne Oscar nach Hause geschickt wurde.

The Banshees of Inisherin

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Slow Irish island life

15.01.2023

Eine Viertelstunde lang könnte man meinen, McDonagh sei sich untreu geworden. Sehr gemessen kommt seine neueste Erzählung, wie üblich von ihm selbst geschrieben, in Gang. Man denkt, er habe sich so sehr in die herbe Schönheit der westirischen Inselwelt verguckt, daß sein Film von nichts anderem handeln wird, und die eingangs kargen Dialoge unterstützen dies.

Bald stellt man erleichtert den eigenen Irrtum fest. Ganz der alte, hat McDonagh uns eine wunderbare, gleichsam wie üblich aufwühlende Geschichte hingestellt.

Abrupte Beendigung von Freundschaft ist in sich bereits tragisch. Viele Gründe kann es dafür geben. McDonagh entscheidet sich für einen radikalen, der die menschliche Existenz im Kern betrifft. Ein Leben lang umgeben von Menschen, von denen jeder mehr unreflektiert den Tag verbringt, macht Colm sich daran, fortan seine limitierte Zeit auf Erden sinnvoll auszufüllen. Dem folgend, Sinn- und Nutzloses nun komplett zu vermeiden, wird die Freundschaft zu Pádraic gestrichen; dessen mit Colm geteilte Beobachtungen betrafen schon mal die Konsistenz der Fäkalien seines Maultiers.

Der Fokus weitet sich. Es ist dieses universale Motiv menschlichen Strebens, bedeutsame Spuren im Diesseits zu hinterlassen, das der Inselgeschichte unterlegt ist. Pádraics Dilemma wird nun sein, sich dem sich abwendenden Freund wieder schmackhaft zu machen, ohne sich dabei selbst zu verleugnen. Und McDonagh läßt ihm noch eine Hürde in den Weg stellen, die das Publikum schaudern macht. Es sind wiederum diese Momente; eben noch geschmunzelt, gleich wieder entsetzt im Sessel verkrochen, diese dialektisch angelegten Charaktere, die McDonaghs Werk auszeichnen. Wenn Colm den von der Willkür der Obrigkeit getroffenen Pádraic nach Hause chauffiert, ohne daß dies seinen Entschluß auch nur um ein Iota ändert, dann versteht letzterer die wahre Dimension, die der Verlust ihrer Freundschaft bedeutet. Ihm kommen die Tränen und mir als Zuschauer kamen sie auch. Da trifft McDonagh einen ganz tief und man ist dankbar dafür, daß dies kein verkappter Werbefilm für den Urlaub in Irland geworden ist.

Ich meine, von außen nimmt man nur ein romantisch-verklärtes Ideal des Lebens dort wahr. Die Werbung etwa bemüht stets knisternde Kaminfeuer, klackende Whiskeygläser zu gälischen Klängen, aber man macht sich keine Gedanken darüber, wie trist das Leben abseits einer kurzen Visite dort ist, wenn man immer bloß auf denselben Personenkreis beschränkt ist und ansonsten den ganzen Tag lang wenig bis gar nichts passiert. Welche Herausforderung es ist, darüber lebenslange Freundschaften zu pflegen, ohne irgendwann im Banalen zu landen.

Also, kein Werbefilm, zeugt er rein handwerklich vom Können, das McDonagh beim Filmemachen erreicht hat. Jede einzelne Einstellung ist sorgfältig arrangiert, ohne daß es manieristisch wirkt; sie macht genau da im Film Sinn. Und wenn eine der namensgebenden Todesfeen eine düstere Prophezeiung macht, hallt für einen Moment gar Shakespeare wider. Bravo.

Bereits mit mehreren Golden Globes dekoriert, wäre dies für mich ein klarer Kandidat für den Oscar. Es wäre auch eine gute sowie längst fällige Gelegenheit, die im übrigen demnächst so nicht mehr bestehen wird. Spätestens ab den übernächsten Oscars wird die Academy zwingende Qualifikationskriterien für die Bester Film-Kategorie vorschreiben. Von denen, so fürchte ich, erfüllt TBoI keine einzige. Für denselben Film in 2024 siedelte McDonagh auf derselben Insel am besten eine People of colour-community an. Pádraics Maultier könnte Down-Syndrom haben oder überhaupt, er und Colm wären einfach schwul. So oder so ähnlich. Sehen Sie's mir bitte nach, ich kann da nichts für. Hollywoke will es so.

Bones And All

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All you can eat

02.01.2023

Wie vielen anderen zeitgenössischen Einträgen des Programmkinos haftet auch Guadagninos neuestem Wurf der folgende Makel an: Obschon cineastisch durchaus sehenswert, steht die lästige Frage nach dem Warum wie der Elefant im Raum.

Warum nämlich besitzen Maren und Lee (und andere) im Film diese Leidenschaft auf Menschenfleisch? Und ja, warum begegnet man eigentlich wie selbstverständlich so vielen ihres Schlags, so man nur mal ein paar hundert Meilen durch den Osten der USA gondelt? Etwas Sinn bzw. Erklärung hätte für mehr positive Eindrücke beim Kinoerlebnis gesorgt. So auch für mehr Empathie für die beiden Hauptfiguren, die an sich ganz ordentlich von Russell und Chalamet gespielt werden. 'Ist als Roadmovie mit Coming of Age-Einsprengseln hübsch anzuschauen. 'Erinnert entfernt an American Honey. Und wenn die beiden schmausen, darunter einen entspannten Gitarrensong zu legen, na, das hat man in dem ansonsten kaum zu ertragenden Genre sicherlich noch nie gesehen, aber abseits davon fehlt es schlichtweg an mehr oder überhaupt Substanz.

So bluttriefend ist das bei weitem kein Film für jedermann. Verwandten riet ich schon ausdrücklich davon ab. Ich bin auch eher wegen der postiven Eindrücke von Guadagninos vorletztem Film reingegangen, der auch mit Timothée Chalamet besetzt war.

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