Dune
USA 2021, Laufzeit: 155 Min., FSK 12
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Stellan Skarsgard, Josh Brolin, Javier Bardem, Jason Mamoa
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Schweren Herzens
Matt513 (266), 17.12.2023
entschied ich mich weiland dafür, Villeneuves bestimmt sehenswerten Beitrag zum Dune-Universum nicht im Kino anzuschauen. Stattdessen ließ ich die Kollegen, die von dem Film schwärmten, ebenso vorbeiziehen wie sämtliche Vorführtermine und sah ihn letztlich erst viel später auf der kleinen Mattscheibe.
Nach Ansicht des Trailers hatte ich nämlich das unangenehme Gefühl, der Film sei instrumentalisiert. Dort zu sehen war ausgerechnet seine Eingangsszene mit unterlegtem Text, wie die armen unterdrückten Fremen sich gegen die ausbeuterischen Kolonialherren, die Harkonnen, zur Wehr setzen. Letztere sind alle männlich, vierschrötig und vor allem sind sie alle weiß, während bei ersteren beide Geschlechter zum Einsatz kommen und alle zusammen orientalischen Aussehens sind. "Wer werden unsere nächsten Unterdrücker sein?" hört man aus dem Off fragen.
Falls Sie das Buch nicht kennen, dieser Prolog der Fremen taucht darin gar nicht auf. Überhaupt kommt dieses ganze Unterdrücker-Narrativ des Films darin nicht vor. Das alles haben sich die Drehbuchschreiber ausgedacht. Und dies ist dann als zentrale Kritik an diesem ersten Teil zu formulieren; es ist ebenso schade wie fragwürdig, daß ein solch großer Film, dessen Sujet ganz prominent eine vollkommen andere Welt in einer anderen Zeit ist, mit dem Zeitgeist unserer Gegenwart befrachtet wurde.
Herbert war von weit universaleren Themen fasziniert; die intellektuelle Freiheit des Individuums etwa, seine Fähigkeit zu denken, die richtigen Entscheidungen zu treffen, aus denen er sukzessive den Rahmen seiner Erzählwelt ableitete. Deswegen gibt es dort keine Maschinenintelligenz. Nach einer verheerenden Ära der Unterdrückung wurde sie für immer verbannt (ein Motiv, über welches in Zeiten, wo KI reüssiert, sich ja schon nachzudenken lohnt). Den Job übernahmen fortan im Kopf die Mentaten; genau, die mit dem schwarzen Fleck auf der Unterlippe. Sein Kultbuch besteht fast vollständig aus seitenlangen Dialogen bzw. inneren Monologen über Macht- und Ränkespiele. Detaillierte Beschreibungen von Orten, Dingen und Texturen, für die jeder Regisseur dankbar wäre, fehlen dagegen fast komplett. Deswegen galt es lange Zeit als unverfilmbar und jeder, der es trotzdem wagte, mußte sich eine glaubhafte Visualisierung des Dune-Universums selbst ausdenken.
Das ist Villeneuve mit seinem bekannten frugalen Stil definitiv gelungen, der nicht vom wesentlichen ablenkt. Gefallen konnten die Raumschiffe der Atreiden, die mehr wie Luftschiffe wirken oder auch die ganz aufs essentielle reduzierten Gildenschiffe - Röhren zum durchfliegen. Mittel zum höheren Zweck anstelle detailverliebter Technologieschau. Da atmet der Film den Geist des technikaversen Romans. Es gibt zwar interstellaren Raumflug, aber er an sich ist nicht von Belang. Vielmehr sind jene es, die ihn kontrollieren, die somit -neben anderen- Teil des Machtgefüges dieses Universums sind. Frugal auch expressionistische Elemente, die dem Oeuvre Fritz Langs entstammen könnten; die Kostüme der Bene Gesserit bei ihrer Ankunft auf Caladan oder überhaupt, die düsteren Hallen, in welchen Lady Jessica während Pauls Prüfung ausharrt. Schließlich der dräuende Soundtrack dazu. Da hat Villeneuve den Herbert verstanden. Ein buntes, aber oberflächliches Filmchen wäre der komplexen Weltenbildung des Romans nicht gerecht geworden. Bemerkenswerterweise adaptiert Villeneuve optische Elemente aus Lynchs Verfilmung; etwa die Uniformen der Atreiden, was für den Stellenwert von letzterer spricht.
Die genannte ethnische Polarisierung im Film empfinde ich als störend. Auch die Atreiden, die als neue Lehensverwalter des Wüstenplaneten im Narrativ des Films, siehe Prolog, zu den Unterdrückern gezählt werden, sind sämtlich weiß. Duncan Idaho, gespielt zwar von dem Hawaiianer Momoa, macht da keine Ausnahme, denn Achtung, Idaho ist kein Atreide, sondern lediglich ein Vasall des Hauses. Und ihr Mentat Tufir Hawat wird mit Stephen McKinley Henderson von einem Schauspieler dargestellt, der zwar afrikanische Wurzeln hat, aber bei dem man zehnmal hingucken muß, um diese zu erkennen (man könnte garstig sein und formulieren, ein afroamerikanischer Schauspieler darf da im Film nur als solcher erkennbar sein, wenn er im 'richtigen' Team spielt).
Warum? Das Buch gibt all das nicht vor. Augen und Nasen von Charakteren werden geschildert, Hautfarben nicht. Nach erneuter Lektüre; der Fremenführer Stilgar wird gerade einmal als "mit schwarzem Bart" beschrieben bzw. anderswo, daß es ein Schnauzbart ist. Also, im Film, die Nichtweißen die Guten und die Weißen die Nichtguten bis Bösen - ich möchte da nicht zuviel hinein interpretieren, aber es fällt langsam auf und es nervt. Man möchte sich auch einfach mal an einem tollen Film erfreuen, ohne daß ständig eine nonverbale Belehrung im Raum steht.
Rein cineastisch darf man bestimmt einiges vom zweiten Teil erwarten und wer weiß, vielleicht sind die Drehbuchschreiber über die jüngere Vergangenheit ja auch ein wenig weiser geworden.
feine Dünung
sonnenman76 (19), 09.11.2021
So, frisch vom Guckenden: Ich fand den echt gut und unterhaltsam, wenn auch mitunter etwas langatmig. Aber ich bin nicht weggenickt, was ich von Teil I, II, III (von DVD) nicht behaupten kann. Kann aber auch daran liegen, dass ich vorwiegend aufrecht saß. Tipp: Cinedom Black Box 9 Euro, Kekse und n Cerveza ausm Rucksack.
Inhaltlich: Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich kam mit der Handlung gut mit. Möchte an dieser Stelle kurz anprangern, dass die mit ner Glatze immer die Bösen sind, und die darüber hinaus Adipösen sind die Oberbösen. Dies finde ich verwerflich! (Als ob ich böse wäre...)
Viele Gimmicks sind durchaus praktisch (in der Wüste). Das Einbuddelzelt fand ich besonders gelungen. Wassermangel ist ja nun auch nachvollziehbar. Im direkten Vergleich mit James Bond hatten die aber die besseren Tools. Und n Motorrad ist im Sand ja auch eher suboptimal, insbesondere ohne Kardan-Antrieb.
Die Witzigkeit der Figuren ist dem Genre angemessen moderat, aber hey, die müssen ja auch nen Planeten retten. Wenngleich ich diese Mulder / David Duchovny-Mimik tendenziell nicht mag, nein sogar richtig scheiße finde. Wer spricht, der lasse bitte sein Gesicht irgendwie arbeiten. War ok, aber die Figuren hätten davon mehr vertragen können.
Die Effekte waren richtig gut und überzeugend.
Die Landschaften und Räume sind auch sehr eindrucksvoll gestaltet. Insbesondere eine angenehme Einstimmung in meinen bevorstehenden Besuch des Tals der Könige.
Ich freue mich schon mal auf die Fortsetzung. Überlege zudem, mir die ersten drei Teile nochmal reinzuziehen.
Well Dune
Das Auge (340), 23.10.2021
Ich hatte vorab auf Netflix nochmal nach sehr vielen Jahren die Fassung von David Lynch (1984) gesehen. Die Tricktechnik enttäuschte mich, denn vorher waren bereits Alien und Blade Runner erschienen, die wesentlich besser visualisierte Zukunftsentwürfe boten.
Dune von Denis Villeneuve nutzt die heutigen computertechnischen Möglichkeiten optimal, um eine Zukunftsversion zu erzeugen, die real wirkt.
Ein bombastisches Epos für die große Leinwand. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
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