Bohemian Rhapsody
USA 2018, Laufzeit: 134 Min., FSK 6
Regie: Bryan Singer
Darsteller: Rami Malek, Lucy Boynton, Aaron McCusker
>> www.fox.de/bohemian-rhapsody
Show-King
Das Auge (345), 05.01.2019
Ich war früher kein Queen-Fan und bin es heute auch nicht. Natürlich hat diese Band Welthits geschaffen und super Konzerte gespielt. Irgendwas störte mich, wahrscheinlich so Songs wie Radio Gaga. Allerdings fand ich FM bemerkenswert als Showman und Sänger. Insofern habe ich mir den Film gerne angesehen. Überrascht war ich, dass ein Erkenntnis im Film herausgearbeitet wird, die eigentlich auf viele große Bands zutrifft: Es gibt den Star, den Showman, allerdings die Musik wird von allen gemacht und funktioniert scheinbar nur, wenn eine bestimmte Chemie, die man nicht erklären kann, zwischen den Mitgliedern wirkt und funktioniert. FM war ein King, so wie Elvis, Mick Jagger oder David Bowie, er brauchte aber seine Leute, sonst war es nicht ganz so toll.
Malek spielt ihn gut, die anderen sind auch klasse, also ist der Film sehr sehenswert.
Die Dialektik der Biopics
Raspa (393), 22.11.2018
Matt513 hat bereits sehr kluge Beobachtungen zu diesem Film geschrieben. Dem oder den für das Casting Zuständigen muss man ein ganz großes Lob aussprechen: Sie haben mit Rami Malek wirklich die ideale Verkörperung von Freddie gefunden, um so bemerkenswerter, da dieser Darsteller ja bislang nur als Serienschauspieler aufgefallen war. Vor allem seine Performance beim Live Aid - Concert ist fantastisch. Indes krankt dieser Film wie so viele Biopics an dem Problem, dass je imponierender die Darstellung der Hauptfigur ist, desto schablonenhafter meistens diejenige der übrigenden Charaktere ausfällt. Es ist wie bei einem Theaterstück, bei dem eine Rampensau die übrigen Schauspieler in Grund und Boden spielt. Natürlich liegt das auch am Drehbuch, wie Matt513 es völlig zutreffend erläutert hat. Es wäre wahrscheinlich viel besser, sich auf eine entscheidende Lebensphase zu beschränken ( eventuell ergänzt durch einige Flashbacks ), statt in einem Bilderbogen den größten Teil eines ganzen Lebens einfangen zu wollen. Außerdem stören mich immer wieder diese Texte am Ende solcher Biopics, die eine dokumentarische Qualität des Gezeigten vorgaukeln, die so nicht gegeben ist. Die nötigen Informationen zu den nicht mehr erfassten Stationen kann sich, wer will, ja mühelos selber beschaffen.
Ich habe das Kino mit einer Mischung von Bewunderung und Unbehagen verlassen.
It won't rock you
Matt513 (266), 04.11.2018
Ich glaub', zu einer Band wie Queen hat wohl jeder 'ne Meinung. Meine erste große Leidenschaft im zarten Alter von 10 Jahren. Daher kaum möglich für mich, diesen Film auszulassen, obschon in den Kritiken, aus lauter Neugier vorab studiert, reichlich Negatives zu lesen stand.
Zweifellos hat der Film seine starken Seiten. Die Konzertszenen machen alle Spaß, vor allem natürlich jene des legendären Gigs bei Live Aid. Dieser Auftritt gilt als einer der definitiven Höhepunkte in der Geschichte der Rockmusik. Die Fachpresse urteilte gar, Queen habe dem guten Zweck der Spendensammlung „die Show gestohlen“. Daß die jungen Darsteller schon rein optisch allesamt eine gute Wahl sind, macht auch Spaß. Auch wenn Mercury unerreichbar ist und bleibt, Rami Maleks Darstellung ragt aus dem gesamten Film heraus. Ihm gebührt große Anerkennung nicht nur für die Nachbildung von Mercurys Auftritten, sondern auch, wie er ihn in ruhigen Momenten, wenn gegensätzliche Eindrücke in ihm streiten, auferstehen läßt.
Davon ab leidet der Gesamteindruck unter dem desaströsen Drehbuch, das sich anmaßt, 15 Jahre Bandgeschichte auf 2 Stunden einzudampfen. Zudem anfangs erst in aller Breite vorgeführt wird, wie denn der Song Bohemian Rhapsody entstand (hey, das muß; schließlich heißt der Film doch so), um später wie die hoppelnde Nadel auf der Schallplatte jahrelange Entwicklungen zu überspringen.
Es ist mit dieser knappe Zeitansatz, weswegen der ganze Film mit fürchterlichem Pathos geradezu überklatscht ist. Geradezu seherisch werden stets die 'richtigen Knöpfe gedrückt', Freddie weiß sowieso, daß ein großer Weg vorgezeichnet ist und eh man sich versieht, ist man bigger than life. Yeah. Hier wird der klassische Fehler gemacht, die Darstellung der Vergangenheit mit der Erkenntnis der Gegenwart zu verfälschen.
Es wäre schön, wenn Freddie ehrlicher dargestellt worden wäre. Abgesehen davon, daß alle Mitglieder erfolgreiche Songs beisteuerten - es ist fraglich, ob sie zu derselben Stadionband aufgestiegen wären, hätten sie ihren flamboyanten Frontmann nicht gehabt, dessen Gestalt ja auch den Film fast alleine trägt. Dann hätte man (bzw. Brian May/Roger Taylor) andererseits aber auch dazu stehen müssen, daß Freddies Sexualität untrennbarer Teil seiner Persönlichkeit, somit seines Lebens war, ihn gewiß künstlerisch prägte und daß er diese mit häufig wechselnden Partnern selbstbewußt auslebte. Im Film wird das (der Freigabe wegen?) auf das maximal Zumutbare beschränkt; Freddies Homosexualität wird fast als Betriebsunfall dargestellt, der hätte vermieden werden können (der schlechte Umgang war's!), wären seine Freunde doch nur zur rechten Zeit für ihn dagewesen.
Daß der Film an manchen Stellen historisch inkorrekt ist, etwa daß Freddie und die übrige Band sich entzweiten, so daß man vor Live Aid nach längerer Pause erstmal wieder zusammen proben mußte (wie konnten sie da '84-'85 die The Works-Welttournee bestritten haben??) – geschenkt.
Er ist also der übliche Bilderbogen eines Standard-Biopics. Die schillernde Gestalt Mercurys füllt diesen zwar weidlich aus; dabei erfährt man jedoch nicht viel über ihn. Was war seine Inspiration, insbesondere wie beeinflußte seine Sexualität sein Werk, was formte ihn als Mensch? Hätte man vielleicht mehr Fokus auf seine Entwicklung legen sollen, so wie das in Nowhere Boy mit dem jungen Lennon ganz gut klappte? Diesen möglichen Film wollten die übrigen Bandmitglieder nicht. Jener, den wir nun vorgesetzt bekamen, ist gefällig, läßt sich mit einer Prise Nostalgie gut konsumieren, aber wirklich aus den Socken hauen tut er einen nicht. Aber.. ach, vielleicht bin ich damit auch nur etwas zu kritisch. Lassen Sie ihn sich nicht von mir madig machen.
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