Ein Mikrofon, ein Zettel und Licht. Der Stuhl fällt schon weg, auch das Wasserglas, das bei normalen Autoren-Lesungen Usus ist. Der Poetry-Slam zieht als eigene Performance-Form der Literatur seit fast schon 20 Jahren durch den deutschsprachigen Raum. Inzwischen kann man kaum noch von einer Subkultur sprechen, obwohl die kommerziellen Ausmaße bis jetzt überschaubar bleiben – nicht zuletzt wegen der Einstellung vieler Poetry-Slammer selbst. Hinter dem Poetry-Slam steckt die Überzeugung dafür, der Spaß an der Vernetzung mit anderen Querschlägern und das Reisen von Bahnhof zu Bahnhof, von Applaus zu Applaus, von den einen Impressionen zum nächsten Text.
Die Datenbank des Poetry-Slam-Portals „my-slam.de“ führt inzwischen mehr als 330 so genannter „Slam-Orte“ auf, die gut verzweigt sind. Von hier aus geht es zu den Stadt-, dann zu den regionalen Meisterschaften und schließlich zur nationalen Meisterschaft, die diesmal vom 13. bis 17. November in Heidelberg und Mannheim stattfinden wird.
Open-Air-Slams sind bis heute eine Ausnahme, vor allem, wenn es sich dabei um so große Festivals wie Bochum Total handelt. Aber wo soll der Slam auch sonst hin – die hiesigen Lokale hat er schon erobert. trailer stellt die AkteurInnen vor, die entlang der Viktoriastraße am Samstag ab 22 Uhr ihre Phrasen an die Häuserwände dreschen werden.
Dauerbrenner und Initiator: Zweifacher Deutscher Slam-Meister, Vize-Europameister. Vor allem aber auch als begnadeter Organisator und Moderator von Slams bekannt. Die Slams mit seiner Moderation beim „Sprechreiz“ in den Flottmannhallen Herne oder im Bochumer Freibeuter sind inzwischen für Poetry-Freunde fixe Terminpunkte. Seit letztem Jahr ist er auch mit seinem Programm „Dem Schicksal ein Schnittchen schmieren“ unterwegs.
Auch der Ur-Vater des Slams genannt. In der von ihm mitbegründeten Lesereihe „Poetry Slam Ex und Pop“ („Ex und Pop“ war der Name des Berliner Lokals) begann man 1993 freie Lesungen zu halten, an denen jeder teilnehmen konnte. Viele der Gäste waren Amerikaner, weshalb sich der englische Begriff durchsetzte und man die Slams zunächst auf Englisch moderierte. Inzwischen trieb Hogekamp das Slam-Format weiter voran und öffnete es für audiovisuelle Medien. Seine „Poetry Clips“ sind erstmals 2005 erschienen, 2010 gab es die Fortsetzung. Mit Sebastian23 und Lars Ruppel war Hogekamp im Sommer 2010 im Auftrag des Goethe-Institutes auf Tournee in den USA.
Bei seinem Verlag kann man es ganz schonungslos nachlesen: „Geringste Zuschauerzahl: 9. Höchste Zuschauerzahl: 2300.“ Für solche Amplituden muss man Ausdauer beweisen. Das hat Sträter wohl auch. Seit 2004 publiziert er Bücher mit Kurzgeschichten über nah- und fernliegende Absurditäten, verpackt in einer Sprache, die eloquent schimmert und mit Ruhrpott-Tacheles einschlägt. Der zweimalige NRW-Slam-Meister verlässt das „Twin Peaks des Ruhrgebiets“ (Waltrop) und marschiert auf Bochum zu.
Mehr als zehn Jahre schon ist der Hannoveraner als Moderator, Rapper und Slammer unterwegs. Seien es seine Slam-Projekte wie „Nachtbarden“ oder die Band „Big Tune“, mit der er auch schon quer durch Europa gereist ist, die Ideen scheinen unzählbar. Nicht nur Freunde der Dichtkunst werden sich für die unorthodoxen und blitzartigen Reimsalven Kunzes begeistern können.
Ob des Unterkiefer schmückenden Vollbartes in Szene-Kreisen auch liebevoll „Wulverine“ genannt. Seine Welt lebt vom Abstrusen, dem Verschollen-Sein bei Ikea oder den Tagebuchwelten der eigenen Schwester. Das Abitur in der Tasche, hat er mit „Hin und Zurück – nur bergauf!“ ein erstes Buch publiziert, das sich erfolgreich verkauft.
Texte schreibt er über „Gedöns“, und Bezeichnungen wie „Künstler“ oder „Poet“ kann er gar nicht abhaben. Johannes Floehr, Jahrgang 1991, interessiert sich lieber für ausgefallene Stories. Ekstasen auf Ü50-Parties kann er packend umschreiben, ebenso wie die erste Erfahrung mit Frank Zappa im Autoradio. Vor allem in Essen kennt man ihn aus der Heldenbar.
Die gebürtige Essenerin ist nicht nur vernarrt ins Schreiben und Slammen, sondern auch in den Fußball. Da dürfte der Slam auf Bochum Total eine willkommene Abwechslung zur fußballfreien Öde bieten. In ihren bisher publizierten Romanen „Hör einfach auf dein Herz“ und „All or nothing“ erzählt sie gefühlsbetont aus der Ich-Perspektive über Themen wie Liebe und Zusammenhalt. Mal ein anderer Ansatz, die Slam-Szene aufzumischen.
Der Mann der sieben Weltmeere: Fischliebhaber, -züchter, -sammler, Autor, Maler und Zeichner. Im Zentrum immer die kiemenversehenen Wasserbewohner, fast immer. Manchmal weicht er auch auf die psychopathischen Raritäten des Alltags aus, wie „der miesepeterigen Zuhörerschaft im Rahmen eines Blueskonzertes“, der Thamm mit seinen Texten „einen zarten Anflug von Lächeln in die gelbgerauchte Gesichtsepidermis zauberte“. Sein Motto: „Große Literatur sieht anders aus, aber, verdammte Hulle, war das lustig!“
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