…und täglich grüßt der Kämmerer. Seit Jahren steht das Theater Hagen unter gewaltigem Spardruck. Bis 2016 wird das Haus 3,5 Mio. Euro einsparen. Um das zu ermöglichen, hat es bereits eine Änderung der Rechtsform gegeben, die das Haus in eine gGmbH verwandelt und finanziell beweglicher macht. Jetzt winkt die nächste Einsparung. Weitere 1,5 Mio. Euro sollen ab 2018 folgen. Doch das Theater unter Intendant Norbert Hilchenbach, Generalmusikdirektor Florian Ludwig und Geschäftsführer Michael Fuchs stellt sich quer. Nicht aus Trotz oder Eigensinn, sondern aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber einem Betrieb, der kaum noch weiter auszuwringen ist, ohne an die Substanz der Sparten oder des Personals zu gehen. 400.000 Euro lautete das Angebot der Theaterleitung, doch damit wollten sich weder OB Erik O. Schulz, noch Kämmerer Christoph Gerbersmann zufriedengeben. Dessen Statement, die Theaterleitung solle Wege finden, „das Haus mit weniger Geld, aber pfiffigen und kreativen Lösungen dauerhaft für die Zukunft abzusichern“, klang zynisch, weil die Stadt einen Sparbeschluss auf den nächsten sattelt. Die Luft knisterte in Hagen – zusätzlich angefacht wurde der Brand von der parteiischen Westfalenpost.
Um Einsparungen von 1,5 Mio. Euro zu realisieren, käme letztlich nur eine Zerschlagung des Musiktheaters und des Orchesters infrage – auch wenn dies mit Abfindungen und Einnahmeverlusten verbunden wäre. Was die Schließung der Musiktheatersparte bedeuten würde, zeigt aber gerade die begeistert gefeierte Inszenierung des Musicals „Avenue Q“, die zu einem verblüffend hohen Anteil von Jugendlichen besucht wird. Wenn die Stadtspitze also jede Spartenschließung und auch betriebsbedingte Kündigungen ablehnt, scheint das auf den ersten Blick vernünftig. Im Umkehrschluss heißt dies allerdings, im Theater Hagen soll alles bleiben, wie es ist, nur für weniger Geld. „Pfiffig“ nennt das der Kämmerer.
Inzwischen gab es ein konstruktives Treffen zwischen Stadtspitze und Aufsichtsrat des Theaters: Es bleibt bei der Einsparung von 1,5 Mio Euro. Das mag versöhnlich klingen. Eine Zukunftssicherung ist das nicht, sondern ein Freibrief, immer weiter an der Etatschraube des Theaters zu drehen. Allerdings steht die Stadt Hagen mit dem Rücken zur Wand. Bei der Pro-Kopf-Verschuldung liegt Hagen bundesweit an sechster Stelle – mit 9061 Euro steht jeder Bürger theoretisch in der Kreide. An der Steuer- und Abgabenschraube kann kaum noch gedreht werden, die Grundsteuer B für Hausbesitzer gehört beispielsweise bereits zu den höchsten in der Republik. Und 2020 muss die Stadt ohne neue Schulden auskommen, sonst übernimmt die Bezirksregierung Arnsberg das Zepter – und die hat schon vor Jahren die Schließung des Theaters empfohlen. Zu allem Überfluss scheiden zum Ende der Spielzeit 2016/17 Intendant Norbert Hilchenbach und GMD Florian Ludwig aus dem Amt. Eine neue Leitung ist noch nicht in Sicht: Kandidaten mit Interesse müssen gleich mit einem Einsparvorschlag antreten.
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