„Ich möchte die Kammermusik und den Jazz stärken, ein jüngeres oder nicht so klassikaffines Publikum und den künstlerischen Nachwuchs fördern, Klassik in ungewöhnlichen Kontexten präsentieren, und dies alles in hoher Qualität!“ Und danach grillen wir eine eierlegende Wollmilchsau: Das könnte man diesem Credo zur Spielzeiteröffnung aus dem Grußwort von Eckart Schulze-Neuhoff ergänzend zur Seite stellen. Denn der Chef möchte zudem unterhalten und inspirieren, Muße und Entspannung bieten, neue Einblicke und Zugänge zu Musik verschaffen usw. Wir schauen hier mal auf die ersten Punkte, wie diese hehren Aufgaben angegangen werden.
Kammermusik hat in anderen Städten manchmal einen schweren Stand, weil keine geeigneten Säle vorhanden sind. Das ist in Düsseldorf anders, denn sowohl das Palais Wittgenstein als auch die dem Schumann-Saal benachbarte Tonhalle besitzen ideale Räumlichkeiten. Da muss der Schumann-Saal mit Qualität und Originalität punkten: Ein Mix aus prominenten Duetten wie dem Geiger Christian Tetzlaff mit dem Pianisten Lars Vogt oder Klarinettenstar Sabine Meyer mit dem Alliage Quintett (18.2.18), einem Ensemble der Saxophonfamilie plus Klavier, versprechen da alles. Besonders das reine Holzbläsertreffen (Sax=Holzblas-Instrument) reizt durch die erwartbar spektakulären Klangfarben. Pianistenstar Nikolai Tokarev (10.12.17) mit russischer Literatur und die Elbtonal Percussion (28.1.18) kombinieren wieder gediegenes Rezital und junge Musiker im Trommelfieber, die auf den Schlagwerkerzug namens Grubinger aufspringen und Klassik zur Weltmusik weiten. So etwas zieht auch Seiteneinsteiger in den Klassiktempel.
Nachwuchs fördern erscheint zunächst einfach, denn die jungen Leute sind dankbar, haben Zeit und erzeugen geringe Kosten. Ein Abo wie „Talente entdecken“ präsentiert jetzt junge Preisträger von internationalen Klavier-Wettbewerben, das klingt fantastisch für Piano-Freunde: Hier wird die Essenz junger Tastenvirtuosen präsentiert.
Klassik in ungewöhnlichen Kontexten ist und bleibt Kerngeschäft im Schumann-Saal. Die Reihe „Zweiklang“ setzt sich mit den beliebten Fernsehstars Hannelore Hoger, Rufus Beck oder Joachim Król fort, und auch Elke Heidenreich darf da nicht fehlen. Und Weihnachten ohne das Ermittlerduo Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl (17.12.17) ist beinahe nicht mehr vorstellbar. Sie alle bringen Musiker oder Ensembles mit, die ihre Lesungen bereichern.
Bleibt noch der Jazz: Da glänzt die WDR Big Band mit der Sängerin Viktoria Tolstoy (6.12.17), und das in Düsseldorf omnipräsente Engstfeld/Weiss Quartett (25.2.18) verwandelt klassische Originale in jazzige Fälschungen. Zwei Veranstaltungen mit „beamteten“ bzw. etablierten Musikern stärken den Jazz in der Jazzstadt Düsseldorf nicht. Dieses schmale Angebot ergänzt allerdings seit drei Jahren das Festival „Spot on Jazz“, eine Kooperation zwischen Jazzschmiede und Kammermusiksaal; hoffentlich auch im nächsten Jahr. Alle anderen herausfordernden Vorgaben des Programmmachers werden tatsächlich in höchster Qualität realisiert. Da können wir nur gratulieren.
Konzerte im Robert-Schumann-Saal | www.smkp.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
„Sich über die Musik besser verstehen“
Der neue Generalmusikdirektor Tung-Chieh Chuang über Pläne mit den Bochumer Symphonikern – Interview 08/21
Wunsch nach „eingeschränktem Betrieb“
Offener Brief der Konzerthäuser
Mit weiblicher Inspiration
City of Birmingham Symphony Orchestra in Dortmund – Klassik an der Ruhr 02/20
Gaudi mit Geist
Igudesman und Joo lehren Kreativität in Köln – Klassik am Rhein 12/19
Ein bisschen Spaß muss sein
Julia Jones dirigiert das Sinfonieorchester Wuppertal – Klassik an der Ruhr 12/19
Andere Konzerte zum Saisonende
Die Philharmonie Essen präsentiert das Besondere – Klassik an der Ruhr 07/19
Prominente Solistin
Sabine Meyer gastiert bei den BoSys – Klassik an der Ruhr 05/18
Vive la France
Das Klavier-Festival Ruhr startet eine französische Spielzeit – Klassik an der Ruhr 04/18
Blick zurück, Blick voraus
Die Essener Philharmoniker umzingeln Tschaikowski – Klassik an der Ruhr 02/18
Die Trommel ruft
Bochum eröffnet die Spielzeit mit Pauken und Becken – Klassik an der Ruhr 01/18
Rebellen und Revoluzzer
In Herne poltert die Alte Musik – Klassik an der Ruhr 11/17
Sinfonische Vollender
Gil Shaham in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 11/24
Aus Alt mach Alt
Tage Alter Musik in Herne 2024 – Klassik an der Ruhr 11/24
Weiblicher Beethoven
Emilie Mayers 5. Sinfonie im Konzerthaus Dortmund – Klassik an der Ruhr 10/24
Ein Himmel voller Orgeln
Zwei Orgelfestivals in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 10/24
Mit virtuoser Blockflötistin
33. Festival Alte Musik Knechtsteden in Dormagen und Köln – Klassik an der Ruhr 09/24
Nach François-Xavier Roth
Der Abgang des Kölner GMDs sorgt für Umbesetzungen – Klassik am Rhein 09/24
Barock und Filmmusik
Open-Air-Konzerte „Viva Italia!“ im Ruhrgebiet – Klassik an der Ruhr 08/24
Exotische Musik
„Sounds of Nature“ und „Diálogos de amor“ beim Niederrhein Musikfestival 2024 – Klassik am Rhein 08/24
Akademische Bürgernähe
Michael Ostrzyga dirigiert „Elias“ in Bergheim und Köln – Klassik am Rhein 07/24
Pop-Hit trifft düstere Rarität
Semesterkonzert an der RUB – Klassik an der Ruhr 07/24
Bruckners „verfluchte“ Neunte
„Von Herzen – Letzte Werke“ in Bochum – Klassik an der Ruhr 06/24
Mit Hochdruck bei der Arbeit
Die Orgelfeierstunden im Kölner Dom – Klassik am Rhein 06/24
Träume aus alten Zeiten
Zamus: Early Music Festival 2024 in Köln – Klassik am Rhein 05/24