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„Engels & Friends“
Foto: Christoph Sebastian

Revoluzzer im Karton

29. Oktober 2015

„Engels & Friends“ im Wuppertaler Theater am Engelsgarten – Theater Ruhr 11/15

Ob Friedrich Engels in Wuppertal wirklich so bekannt ist? Das Theater stellt sich dieser Frage, und Thomas Braus spielt den weltweit berühmten Sohn der Stadt.

Dessen ganze Papp-Welt auf der Bühne ist rot gefärbt. Ein gestürzter Marxscher Denkmalkopf dient manchmal als Sitzgelegenheit, dennoch steht die Aktie des deutschen Kapitalismus-Kritikers auf einem 150-Jahres-Hoch, so jedenfalls die New York Times, so auch Michael Wallner in seiner dramatischen Collage. Eine interessante Weillsche Soundspur begleitet den schnellen Abend, Ludwig Weerth, von Feuerbach und Hegel. Tja, die „Friends“ waren illustre, aber die historischen Dimensionen waren damals natürlich noch nicht absehbar. Aber das Leben rockte für Friedrich in Deutschland. Die Fabriken im Bergischen liefen großartig, wie auch die väterlichen Apanagen nach Berlin. Schampus und Weiber waren genug vorhanden, Geld in der Tasche, Sozialismus im Hirn – wollten wir nicht alle mal Revoluzzer sein? Dann endlich Revolution. „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“, und der Geist weht auch durch Elberfeld und Barmen. Aber die Familie stört sein aufmüpfiges Eintreten für diese neuen Ideen im Staat. Engels muss nach Manchester.

Regisseur Michael Wallner choreografiert seine Protagonisten geschickt durch das Innere der Pappkartonage von Heinz Hauser. Alle, bis auf Braus, haben mehrere Figuren zu spielen, insbesondere Stefan Walz muss ausgerechnet zwischen dem erzkonservativen Vater und Karl Marx switchen, aber das ist natürlich kein Problem für den Hünen mit Knieschonern unter dem Mantel. Mit Licht und Nebel geht‘s rund in Manchesters Ausbeuterfabriken. Wo, wenn nicht hier, könnte der Zündfunke für die revolutionären Ideen eines Marx brennen? Gott ist tot, der Mensch ist frei? Zu sehr drängen nun die biografischen Anekdoten an die Oberfläche, zu viel Schlagschatten auf Vergangenheit und Zukunft, den theoretischen Modellen und Formulierungskämpfen kann der Theaterbesucher ja doch kaum folgen. Aber die Revue, die eigentlich keine sein will, geht mit Applaus zu Ende. In der heutigen Zeit ein sinnvoller Abend.

„Engels & Friends“ | Sa 31.10., Mi 4.11. 19.30 Uhr | Theater am Engelsgarten, Wuppertal | 0202 563 76 66

Peter Ortmann

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