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Ivo van Hove
Foto: Jan Versweyveld

Keine Berührungsängste

30. Mai 2022

Ivo van Hove leitet ab 2024 die Ruhrtriennale – Theater in NRW 06/22

Ein Sandsack baumelte in einem grell beleuchteten Geviert von der Decke und deutete an, dass die Welt für „Rocco und seine Brüder“ ein Kampfplatz ist. Die „Kleinen Seelen“ der Familie van der Welcke vegetierten in einem mit Pflanzen übersäten Wintergarten vor sich hin. Regisseur Ivo van Hove und sein Ausstatter Jan Versweyweld haben ein Faible für symbolisch aufgeladene Bühnenlandschaften, das haben sie bereits mehrfach bei der Ruhrtriennale gezeigt.

Jetzt ist der 1958 im belgischen Heist-op-den-Berg geborene Regisseur als neuer Leiter der Ruhrtriennale von 2024-26 bestallt worden. Kulturministerin Isabelle Pfeiffer-Poensgen begründete van Hoves Wahl mit seiner Erfahrung als Chef der International Toneelgroep Amsterdam und des Holland Festivals (1998-2004) und fügte hinzu: „Er verfolgt mit seinen ambitionierten Produktionen den Anspruch, ein breites Publikum zu begeistern. „Das dürfte ein entscheidendes Kriterium gewesen sein, nachdem die eher traditionell eingestufte amtierende Intendantin Barbara Frey in ihrem Programm ihrer experimentierenden Seele sehr freien Lauf lässt.

Ivo van Hove ist ein mit allen internationalen Wassern gewaschener, höchst erfahrener Regisseur. Als ständiger Gast internationaler Festivals von Avignon bis Wien und großer europäischer Schauspieltempel hat er es zudem bis nach New York geschafft, wo er höchst erfolgreich auch am Broadway oder an der Metropolitan Opera inszeniert. Ivo van Hoves Stil ist deshalb keineswegs populistisch. Seine Produktionen entwickelt er primär aus dem Text und verortet sie andererseits gern in einem räumlichen Minimalismus. Eine Reduktion, die symbolische Elemente und das mitunter sehr physische Spiel der Darsteller:innen umso deutlicher hervortreten lässt. Berührungsängste kennt van Hove nicht und bringt Dramen genauso wie Film, Opern oder Musicals auf die Bühne. Sein Verschnitt griechischer Klassiker „Age of Rage“ aus dem vergangenen Jahr kombinierte sogar Schauspiel mit Tanz und Rockkonzert. Das dürfte es vermutlich sein, was den Aufsichtsratsgremien der Ruhrtriennale für die Jahre 2024-26 vorschwebt.

Hans-Christoph Zimmermann

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