Die Ausstellung „Superheroes“ zeigt rund 1.600 Exponate zu Superhelden, darunter Spielzeug, Kostüme, Comics und Installationen. Ein Gespräch mit dem Leiter des NRW-Forums Düsseldorf, Alain Bieber.
trailer: Herr Bieber, im ewigen Kampf des Guten gegen das Böse retten Superheld:innen seit ewigen Jahren immer wieder die Menschheit – so behauptet es die Ausstellung. Wieso gibt es dann den Klimawandel?
Alain Bieber: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, die neuen Superheroes sind dabei, den Klimawandel zu lösen. Wir haben ja auch einen Open Call gemacht und verschiedene junge Designer:innen und Comiczeichner:innen gefragt, ob es heute noch Superheroes braucht und wie diese aussehen würden. Also die neuen Superheroes kümmern sich verstärkt um das Klima, denn das sind die Herausforderungen unseres Jahrzehnts und wird auf jeden Fall in Comics thematisiert.
Was zeigt die Ausstellung?
Das ist eine Ausstellung, die mit Exponaten vollgepackt ist, rund 1.600 insgesamt. Da gibt es Action Toys, ganz viele Kostüme, mehrere Installationen, dazu wir haben ganz viele Original Comiczeichnungen und wir haben das Batmobil. Es ist halt eine Ausstellung für die ganze Familie – und es ist schön zu sehen, dass viele der Besucher:innen auch schon verkleidet in die Ausstellung kommen. Thematisch fangen wir bei den Mythen und Blockbustern an, also quasi der Ursprung der Superheroes in der Mythologie mit Herkules, Minerva und Hermes und anderen. Dann gibt es ein paar Einzelkabinette wie den Marvel-Zeichner Nic Klein, einen Schwerpunkt zu Batman und Joker, Anime/Manga, aber auch die Themen Diversität, Popkultur und Parodie.
Inwieweit scheinen denn die Blockbuster die Fantasie zu fördern oder zu blockieren? Ein gehäkelter Spiderman, der sich im Netz verfängt, geht doch zu weit, oder?
Da spielen Sie auf die künstlerische Arbeit von Patricia Waller an, die wir zeigen. Sie sagt, sie ist kein großer Fan von Superheroes, weil sie denkt, die sind zu perfekt, zu fehlerfrei, und sie interessiert sich eher für gebrochene Held:innen und deswegen hat sie Superman gegen die Wand fliegen lassen und einen Spiderman gestrickt, der sich in seinem eigenen Netz verfangen hat. Generell würde ich sagen, dass die Blockbuster die Fantasie beflügeln und sie Teil der Popkultur geworden sind.
Die Ausstellung „Superheroes“ will auch ein Wiedersehen mit den Held:innen der Kindheit ermöglichen. Was ist mit deutschen Protagonisten, ich denke da an die so genannten Groschenhefte von Sigurd, der Astronautenfamilie Robinson oder vom unsterblichen Perry Rhodan?
Das ist ja immer so eine Definitionsfrage. Superhero oder nicht. Perry Rhodan – da bin ich mir nicht so sicher, ob das nicht einfach ein Science-Fiction-Hero war. Captain Future ist bei uns dabei. Es gibt auch viele deutsche Heroes in der Ausstellung, wie Captain Berlin aus den 1980er Jahren von Jörg Buttgereit, der aus dem Film-Arthouse-Bereich kommt. Das ist eine Reihe aus der Punkbewegung, die es bis heute gibt und wo der Held auch gegen Hitler, Kim Jong Il oder Honecker gekämpft hat. Heute gibt es jetzt Tracht Man, der erste bayrische Superhero, der mit dem Maßkrug kämpft oder Nerd Girl von der Kölner Zeichnerin Sarah Burrini.
Die Ausstellungsarchitektur scheint schreiend bunt, wurde sie absichtlich so auf die Zielgruppe zugeschnitten?
Ja, tatsächlich versuchen wir die Ausstellung, wie man heute so sagt, „instagramable“ zu gestalten. Damit es schöne Sichtachsen gibt, die ein bisschen spektakulär sind, wir haben da den ersten Flügel dramatisch dunkel gehalten, man hört Hans Zimmer-Sound und sieht das Batmobil, es ist eben ein bisschen düsterer. Und im zweiten Flügel wird es bunter und poppiger, sogar mit Glitzerwänden. Da ist auch der Anime-Bereich, und der ist ja per se etwas schriller, bunter, neonlastiger.
Sind Mangas und Animes die Zukunft im Genre?
Wir schauen da auch auf eine lange Historie zurück. Schon in den 1950er Jahren kam Astroboy heraus, es gibt dann sehr viele Superheroes wie Dragonball, Naruto, auch die haben große Fangemeinden. Mangas sind aktuell bei der jungen Leserschaft die Zukunft, weil es wahnsinnig beliebt ist – und in Düsseldorf gibt es ja auch eine große japanischen Community.
Cosplay ist dann das neue Cowboy- und Indianer-Spiel?
Es ist mehr als das. Das darf auch nicht mit Karneval oder einfacher Verkleidung verwechselt werden. Man schlüpft komplett da hinein, identifiziert sich sehr stark mit der Figur, die man da verkörpert, auch länger als für eine Party.
Die Figuren und Hefte sind teuer – werden die Objekte extra gesichert?
Ja, wir haben ein paar sehr teure Exponate in der Ausstellung. Wir haben dafür mit dem Kölner Comichaus zusammengearbeitet, das ist ein wichtiger Sammler, der auch aus dieser „Golden Age“-Zeit (übers.: Goldenes Zeitalter, d. Red.) Hefte hat, die wahnsinnig gut erhalten sind, und die sind schon sehr, sehr gut gesichert. Aufsichten, Plexiglas, extra Absperrungen.
Die „richtigen“ Männer haben bei den Held:innen immer noch die Oberhand. Diversität Fehlanzeige?
Da hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert, es gibt immer mehr weibliche Superheroes, es gibt queere Superheroes und solche mit Migrationshintergrund. Superheroes haben längst mehr Facetten – und wir haben einen Raum dazu, wo wir von Black Panther bis zu Northstar, dem schwulen Superhero, gesondert drauf eingehen.
Superheroes | bis 11.5.2025 | NRW-Forum Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
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