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So kennt man ihn: Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht in der heute-show
Foto: ZDF

Tobsuchtsanfall leicht gemacht

29. August 2013

Gernot Hassknecht trifft mitten ins Wut-Zentrum – Komikzentrum 09/13

Was ist eigentlich lustig daran, wenn andere sich aufregen? In die Luft gehen? Sich echauffieren? Ihrer Wut freien Lauf lassen, bis die Halsschlagader schwillt? An der Befreiung von unterdrückten Ängsten, wie Papa Freud meinte, kann es kaum liegen. Auch nicht an der überraschenden Wendung einer Geschichte, wie Kant den Humor erklärte, oder dem Gefühl der Überlegenheit, das Hobbes für das Funktionieren eines Witzes verantwortlich machte. – Da muss es noch etwas anderes geben, was uns lachen macht. Oder zumindest fröhlich stimmt. Dem Geheimnis auf die Spur kommt man mit Hilfe von Gernot Hassknecht alias Hans-Joachim Heist, jenem ausgeflippten Kommentator der ZDF-„heute-show“ an der Seite von Oliver Welke.

Wenn Hassknecht über Uli Hoeneß, die Commerzbank oder die Probleme der SPD herzieht, trifft er offenbar mitten ins weitgehend ungenutzte Wut-Zentrum, das gleich neben dem des Humors angesiedelt zu sein scheint. Der Mann, der aus dem Stand rülpsen kann und über einen Schalter in seinem Hirn verfügt, den er flott umlegt und von jetzt auf gleich einen perfekten Tobsuchtsanfall markiert, ist in seinem ungebremsten Ausrasten so komisch, weil er keinerlei Rücksicht auf politisch korrekte Ausdrucksweisen oder Etikette nimmt. Vielmehr posaunt er wie ein hungriger Säugling seine Qualen in die Welt – und zwar so laut und deutlich, wie wir Zuschauer es auch nur zu gerne täten, wenn wir uns trauten. Deswegen: Auf einen Zornzausel wie ihn hat das Publikum nur gewartet. „Das Hassknecht Prinzip – in zwölf Schritten zum Choleriker“ heißt das Programm, mit dem der Mann mit dem feinen Gespür für die eigenen Stärken und Schwächen am 11.9. in den Flottmann-Hallen in Herne und am 19.9. im Bochumer Bahnhof Langendreer auftritt.

Das genaue Gegenteil von Hassknecht steht mit Jess Jochimsen am 26.9. im Oberhausener Ebertbad auf der Bühne: In „Für die Jahreszeit zu laut“ – so der programmatische Titel – beschäftigt sich der aus Freiburg kommende Kabarettist, Schriftsteller und Fotograf mit all jenen, die ständig herumkrakeelen, mit all jenen Wichtigtuern und Windmachern, die ihr Marktgeschrei anstimmen, um ihren Marktwert zu steigern. Die Welt ist voller selbsternannter Gurus – auch Coaches genannt – deren Lebenshilfe-Maßnahmen vor allem dem eigenen Konto auf die Sprünge helfen. „Wütendes Kabarett der leisen Töne“ hat ein Kritiker seine aus Musikeinlagen, Dia-Projektionen und Alltagsgeschichten bestehenden Abende genannt. Jochimsen selbst bezeichnet sie als Versuch, „dem großen Geklapper zu entkommen und dabei Haltung zu bewahren – ein Misstrauensvotum gegen Lärmmacher aller Art“.

Wenn ein Ostwestfale wie Bernd Gieseking auf Reisen geht, dann richtig: mit Mama und Papa zum Bruder nach Finnland. Dort, wo trinkfeste Menschen nicht im Auto telefonieren dürfen, aber während der Fahrt Mücken erschlagen, wo Karaoke als Volkssport praktiziert wird und die Menschen eine Sprache sprechen, die einen normalsterblichen Nicht-Finnen verzweifeln lässt, so er sie erlernen möchte. 3.800 Kilometer sind es von Kutenhausen bei Minden, wo Gieseking geboren wurde, bis Lahti, wohin der Familienausflug führte. Wer den Mann kennt, weiß, dass er der geborene Erzähler ist – man könnte ihm stundenlang zuhören, so einschmeichelnd ist seine Stimme, so voller Lebensliebe seine Sicht auf die Dinge, und so originell sind seine Entdeckungen, die er im Laufe seiner Reise gemacht hat, und die er bei seiner etwas anderen Lesung am 15.9. im Bahnhof Langendreer unter dem Titel „Finne dich selbst“ zu Gehör bringt – wobei auch bei ihm die angenehm leisen Töne dominieren – eine wahre Wohltat, findet die stets über Tage lebende

ANNE NÜME

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