trailer: Frau Landers, wie war das damals, als Sie anfingen, Fußball zu spielen?
Petra Landers: Zunächst war es für mich nur ein Hobby. Bald spielte ich in meiner ganzen Freizeit Fußball. Wir waren den ganzen Tag auf der Straße.
Und wie sind Sie von der Straße auf den Platz gekommen?
Ich habe von meinem 11. bis 13. Lebensjahr mit Jungs im Verein gespielt. Dann bekam ich vom Verein ein Stopzeichen. Ich konnte mich ja nicht bei den Jungs umziehen, hatte mich immer in der Kabine des Schiedsrichters umgezogen, bevor er sich umgezogen hatte. Das ging dann aus irgendwelchen Gründen nicht mehr. So bin ich zum Frauenfußballverein TuS Harpen in Bochum gekommen und habe dort fünfeinhalb Jahre gespielt. Ein Bekannter hat dann die Trainerin vom SSG 09 Bergisch Gladbach angerufen und gefragt, ob ich da mal ein Probetraining machen kann. 1981 war der SSG der amtierende Deutsche Meister. Im August habe ich dort angefangen, im Oktober durfte ich dann mit nach Taiwan zur ersten inoffiziellen Weltmeisterschaft. Deutschland und auch die USA hatten noch keine Nationalmannschaft. Der DFB hatte die Einladung an uns weitergereicht.
Und dann?
Wir wurden inoffizieller Weltmeister. 1982 wurde dann die Nationalmannschaft gegründet und so kam ich in die erste Elf der deutschen Nationalmannschaft. Einige Monate zuvor spielte ich in der Landesliga und auf einmal stand ich auf dem Platz und die Nationalhymne lief. Es war alles so Einmalig, weil alles neu angefangen hatte, ein großartiges Gefühl, ich spielte plötzlich für Deutschland. Aktiv war ich, abgesehen von einer verletzungsbedingten Pause, bis 1991.
Ist Fußball mehr als Sport?
Für mich war es von Anfang an wichtig, mit Spielerinnen anderer Länder Kontakt aufzunehmen, auch Freundschaften zu schließen. Das ist mir bis heute geblieben. Besonders die Frauen, die in anderen Ländern unter ganz anderen, vielfach schlechteren Bedingungen spielen, liegen mir am Herzen.
An welche Länder denken Sie?
Ich war im vergangenen Jahr in Berlin bei dem Turnier „Discover Football“. Dort waren Teams eingeladen, die es finanziell nie allein schaffen würden, an internationalen Turnieren teilzunehmen. Es sind Begegnungen mit Teams aus anderen Ländern, die man nirgendwo anders so erleben kann. Unter anderem war ein Team aus Sambia da. Die Mädchen dort hat man teils durch den Fußball von der Straße geholt. Deshalb musste ich eben bei Ihrer Frage schmunzeln, als Sie fragten, wann ich von der Straße auf den Platz gekommen bin. Die Straßen in Sambia sind anders als in Bochum. Die Frauen dort erleben teilweise die Hölle auf Erden. Sobald sie aber einen Ball an den Füßen haben, glänzen ihre Augen. Man kann alles vergessen, wenn man in einer Gemeinschaft etwas Schönes machen kann, erleben kann. Dafür steht für mich der Fußball. Anfang des Jahres war ich für eine Woche im Iran. Die iranischen Frauen werden von der Olympiade ausgeschlossen, weil sie mit ihren Kopfbedeckungen und ihren langen Hosen nicht den Regeln entsprechen. Diese Mädchen spielen
leidenschaftlich und werden durch solche Entscheidungen gehindert, aus ihrem Land herauszukommen und internationale Erfahrungen zu machen. Dafür würde ich mich gern mehr engagieren.
Hat sich seit 1981 der DFB geändert?
Natürlich. Gäbe es Theo Zwanziger nicht, wäre der Frauenfußball nicht da, wo er nun ist. Wie viele Erfolge hatte der Frauenfußball schon und trotzdem war die Akzeptanz des DFB früher nicht sehr groß.
Haben Sie Ihr Tafelservice noch, das Sie zum Gewinn der Europameisterschaft geschenkt bekommen haben?
Einen Teil habe ich zum Berliner Schwulenmuseum gegeben, für circa drei Monate, wo es dann ausgestellt wird.
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