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„Einer flog über das Kuckucksnest“
Foto: Jörg Landsberg

Zoff im Skatepark

26. November 2015

Renegades „Kuckucksnest“ in Bochum – Theater Ruhr 12/15

Die Anstalt ist ein Skatepark. Die Insassen Tänzer. Einer flog über das Kuckucksnest, der andere macht die Mucke. Es ist die Geschichte eines Rebellen im psychiatrischen Vollzug, im Irrenknast, es ist der Roman von Ken Kesey, dessen Verfilmung durch Miloš Forman dazu führte, dass immer häufiger Thalamus und Frontallappen zusammenbleiben durften und damit auch die Chancen der Patienten stiegen. Aber soweit ist es in den Bochumer Kammerspielen noch nicht, wo Renegade in Residence bereits in die sechste Spielzeit geht. Die neueste Produktion „Einer flog über das Kuckucksnest“ choreografiert Samir Akika, Choreograf, Regisseur, Kurator und Produzent. Sein Tanztheaterstück hat aber nicht den Jack Nicholson Filmkracher, sondern das gleichnamige Theaterstück von Dale Wasserman im Blick, das sich näher am Roman bewegt.

Was ich immer wieder bewundere, ist, wie viel man mit dem Bewegungsrepertoire tatsächlich machen kann. Erst einmal denkt man, schon gesehen, wieder Hip-Hop, Breakdance, modern mixing, aber dann verselbstständigen sich die Moves, schaffen sich eine eigene Welt, in der sie so schlüssig sind, wie Spitzentanz beim Schwanensee. Zwischen Physical Theatre und modernem Tanz spült der clevere Randle Patrick McMurphy das Chaos in den Skatepark, der von der mal bösen, mal verwirrten, aber wie immer genialen Lotte Rudhart als Krankenschwester im dampfenden Kleid bewacht wird. Iwan Pawlow hätte seine Freude an den Hunden auf der Bühne gehabt. Klassische Konditionierung mit etwas Chemieeinsatz, nur einmal wird gesprochen: Medikamentenausgabe von der Empore, oder nennen wir es besser Skater-Kanzel. Unter dem live eingespielten Mega-Soundteppich vom Berliner jayrope rollen die Tänzer mit wahnwitzigen Bewegungen das Stück aus, einer mit kaputtem Knie, aber mit unglaublicherKontorsion selbstvom Rollstuhl aus, der andere mit dem typischen Nicholsonschen Grinsen. Ihn wird es am Ende hart treffen. Nach der Lobotomie ist nix mehr mit Chaos, dann heißt es Pawlow oder stirb. Da kennt die robotige Krankenschwester kein Pardon mehr.

„Einer flog über das Kuckucksnest“ | Ch: Samir Akika | 5.12., 17.12., 21.12. je 20 Uhr, 13.12. 18.30 Uhr | Theater Bremen, Kleines Haus | 0421 365 33 33

Peter Ortmann

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