Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.584 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Aurora
Foto: Machado Rios

Nach dem Grau des Gestern

10. Oktober 2022

„Aurora“ am Musiktheater im Revier – Tanz an der Ruhr 10/22

Schiffe, Computertechnik oder Bauwerke wurden nach ihr benannt: „Aurora“, eine römische Göttin und Schwester des Sonnengottes Sol und der Mondgöttin Luna, firmierte in den letzten Jahrhunderten als beliebte Namensgeberin für technische Innovationen oder architektonischen Prunk. Das liegt auch an der Etymologie des Namens: Aurora ist die lateinische Bedeutung von Morgenröte, und die bedeutete nicht nur eine rötliche Dämmerungserscheinung des Osthimmels. Aurora gilt vielmehr als Chiffre für Aufbruch und Neuanfang.

Jenseits der Physik, Nautik oder Architektonik versprüht Aurora also noch eine Magie, einen Zauber des Anfangs, den Herrmann Hesse mal bekanntlich dem Neubeginn zusprach. Dass sich all diese Assoziationen im Zwischenmenschlichen und Gemeinschaftlichen finden lassen, beweist die Choreografin Roser López Espinosa, die mit ihrer jüngsten Produktion das Grau des Gestern wegtanzen lässt. In „Aurora“, einem Tanzabend mit Musik von Mark Drillich, erkundet sie einmal mehr die physischen Grenzen des menschlichen Körpers.

Und so ein individueller Körper kann sein Limit eben nicht nur in der Physik erproben, sondern auch mit und durch den Anderen, kurz: in der Gemeinschaft. Wie das geht, demonstrierte Espinosa etwa im Kinderstück „November“. In diesem Knotenspiel legten, windeten oder stapelten sich die Bühnenakteure auf- und ineinander. Bis sie sich wieder gemeinsam aus diesem Körperknoten entwirren mussten, um anschließend loszutanzen.

Ein akrobatisches Miteinander war es auch, was Espinosa in „Fine Lines“ choreografierte. In der Aufführung beim Holland Dance Festival wirkten zwei Frauen auf der Bühne, eine von ihnen war auf den Rollstuhl angewiesen. Aus der Ausgangslage eines körperlichen Ungleichgewichts erprobte Espinosa ein Kraftfeld, indem die beiden Tänzerinnen das Ungleichgewicht der anderen nutzten, um dynamische Bewegungen zu zelebrieren.

Eine solche, unerwartete Akrobatik ist sicher auch in „Aurora“ zu erwarten, ein Tanzabend, den Espinosa gemeinsam mit Giuseppe Spota, dem Direktor der MiR Dance Company, konzipierte. Schließlich dreht sich die Choreografie im Musiktheater im Revier um die Aurora-Assoziationen des Glücks eines Neuanfangs. Bestimmt nicht ohne ein Miteinander.

Aurora | C: Roser López Espinosa | Sa 29.10. 19.30 Uhr | Musiktheater im Revier Gelsenkirchen | 0209 409 72 00

Benjamin Trilling

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Musik im Knusperhäuschen
„Hänsel und Gretel“ am MiR Gelsenkirchen

Horror und Burleske
Die Spielzeit 24/25 am Gelsenkirchener MiR – Oper in NRW 07/24

Die Seele geraubt
„Hello Dolly“ am Gelsenkirchener MiR – Musical in NRW 04/24

Täuschung und Wirklichkeit
Ein märchenhafter Opern-Doppelabend in Gelsenkirchen – Oper in NRW 02/24

Hochzeiten und Hüte
„Hello, Dolly“ am MiR in Gelsenkirchen – Tanz an der Ruhr 01/24

Neues Publikum
Land NRW verstetigt das Förderprogramm Neue Wege – Theater in NRW 11/23

Schwofende Schwellenfigur
„Don Q“ am Musiktheater im Revier – Tanz an der Ruhr 10/23

Fiasko in forschem Ton
„König für einen Tag“ in Gelsenkirchen – Oper in NRW 07/23

„Die kleinen Leute dürfen frech werden“
Dietrich W. Hilsdorf inszeniert „Bernarda Albas Haus“ in Gelsenkirchen – Interview 05/23

Eisige Herrschaft
„Bernarda Albas Haus“ am MiR in Gelsenkirchen – Oper in NRW 04/23

Das Meer spiegelt die Gefühle
„Billy Budd“ am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen – Oper in NRW 03/23

Köstliches Vergnügen
„Drei Männer im Schnee“ in Gelsenkirchen – Theater an der Ruhr 10/22

Bühne.

Hier erscheint die Aufforderung!