Zwei Jahre ist es schon her, dass Regisseure, Produzenten oder Cinephile für rappelvolle Säle im Bochumer endstation.kino sorgten. Die letztjährige Ausgabe von „blicke“ wurde wegen der Coronapandemie in den digitalen Raum verlagert. Und damit fehlte das übliche Festival-Flair: Gespräche mit den Künstlern oder ein Hauch von Filmbusiness-Glamour im geerdeten Langendreer.
Nun versammeln sich die Festival-Gäste endlich wieder vor der Leinwand, um vom 17. bis zum 21. November die 29 Filme zu schauen, die aus über 260 Einreichungen ausgewählt wurden. Seit der letzten, analogen Ausgabe hat sich in der Organisation einiges geändert. Gabi Hinderberger, Mitbegründerin und langjährige Leiterin von „blicke“, überlässt die Leitung nun einem neuen Team: Die diesjährige Festivalleitung aus Alisa Berezovskaya, Felix Hasebrink und Katharina Schröder hat ein vielversprechendes Programm zusammengestellt. Die Sektion „ein-blicke“ zeigt Filme mit einem thematischen oder biographischen Bezug zum Ruhrgebiet, während in der Sektion „aus-blicke“ Werke von Regisseuren außerhalb der Region zu sehen sind.
Im Programm beider Rubriken lässt sich jedenfalls ein Trend lesen: Filmemacher widmen sich der politischen Dimension von vermeintlich privaten Themen. Ihre Werke kreisen um Fragen der Identität und Diversität – zum Teil mit Elementen des Science-Fiction-Genres grundiert. Unterwandern etwa Algorithmen Geschlechteridentitäten, wie Veneta Androva in ihrer Animationsvision „AIVA“ fragt. Marian Maylands Beitrag „Michael Ironside & I“ entführt in die fiktiven Wohnräume einer Kindheit der 90er-Jahre. Wie der Titel signalisiert, lotet der 1988 geborene Regisseur sein Verhältnis zum kanadischen Schauspieler Ironside aus, der in etlichen Sci-Fi und B-Movies mitspielte.
Der Film „Appropriation Takes You on a Weird Ride“ von Nina Fischer und Maroanel Sani konfrontiert das Publikum dagegen mit dem Erbe des Kolonialismus – auch auf identitätspolitischer Ebene. Denn der Kompass ihrer künstlerischen Arbeit ist die Theorie der kulturellen Aneignung. Das Duo umkreist den westlichen Blick auf die indigene Bevölkerung, der noch immer stark von Diskriminierung geprägt ist.
blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets | 17. - 21.11. | endstationKino, Bochum | www.blicke.org
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Von Kernkraftwerken bis Kleinstadtpolitik
32. Blicke Filmfestival in Bochum
Grenzen und Gewalt
31. Filmfestival blicke in Bochum – Festival 12/23
Humanoide Blumen
„Speaking Flowers“ beim Filmfestival blicke – Festival 12/23
Hattingen, Tian’anmen, Weltall
Weitblick-Preis für „Hochofen II“ beim Filmfestival blicke – Festival 12/23
„Die Sichtung ist das Highlight!“
Katharina Schröder zum 30. Jubiläum des blicke Filmfestivals – Festival 01/23
Mehr als Ruhrgebietsromantik
Filmfestival blicke: Jubiläumsauftakt im Bahnhof Langendreer – Festival 12/22
An die Arbeit
Filmfestival blicke: Sonntagsmatinee in Bochum – Festival 12/22
Soziale Beziehungen im Brennpunkt
Filmfestival blicke in Bochum – Festival 11/22
Wüstensand und Wolkenkratzer
Preisverleihung des blicke-Festivals im Bahnhof Langendreer – Festival 11/21
„Man kann weniger davonlaufen“
Die Leitung des blicke filmfestivals über die diesjährige Filmauswahl – Festival 12/20
Alles, was denkbar ist
Das blicke-Filmfestival geht in die 28. Ausgabe – Festival 11/20
Perspektiven jenseits des Patriarchats
Das blicke-Festival im endstation-Kino, Bochum – Festival 11/19
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Filmgeschichten, die das Leben schreibt
Neue Dokumentarfilme aus einer verrückten Welt – Festival 01/24
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
Komplizinnenschaft
Das IFFF bietet einen Blick auf feministische Solidarität – Festival 04/23
„Man muss sich über alte Zöpfe Gedanken machen“
Clemens Richert zur 44. Auflage der Duisburger Akzente – Festival 03/23