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Katharina Schröder
Foto: blicke filmfestival des ruhrgebiets / Ansgar Dlugos

„Die Sichtung ist das Highlight!“

28. Dezember 2022

Katharina Schröder zum 30. Jubiläum des blicke Filmfestivals – Festival 01/23

Das Filmfestival des Ruhrgebiets feiert sein 30-jähriges Bestehen. Vor zwei Jahren hat ein junges Team, bestehend aus Alisa Berezovskaya, Felix Hasebrink und Katharina Schröder, die blicke Festivalleitung von Gründerin Gabi Hinderberger übernommen. Katharina Schröder spricht stellvertretend für ihr Team über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft von blicke.

trailer: Katharina Schröder, wie kam es dazu, dass ihr vor zwei Jahren die Festivalleitung übernommen habt?

Katharina Schröder: Die langjährige Festivalleiterin und -gründerin Gabi wollten ihren wohlverdienten Ruhestand antreten. Alisa und Felix waren schon länger für das Festival beschäftigt – nachdem sie mich gefragt haben, war ich sofort dabei! Gabi, die das Festival für 28 Jahre gemacht hat, arbeitete noch übergangsweise ein Jahr eng mit uns zusammen und betreut auch weiterhin die Kinder- und Jugend-blicke.

Was war bisher dein Lieblingsmoment bei der Organisation oder Durchführung von blicke?

Die Sichtung ist das Highlight! Zuerst plant man das Festival um die Filme herum, und dann sichten wir ab Anfang September die eingereichten Filme. Dann nimmt das Festival Form an, man hat eine Vorstellung, wie der Wettbewerb laufen könnte. Das ist ein sehr schöner Moment, weil man Vorfreude entwickelt.

Hast du während deiner Arbeit für das Festival einen Lieblingsfilm kennenlernen dürfen oder einen Film, der besonders beeindruckt hat?

Das ist schwierig, gerade wegen des Wettbewerbs. Ich habe natürlich Lieblingsfilme hier entdeckt, auch „Filmperlen“, die ganz überraschend kommen. Diese Filme sind so unterschiedlich, dass ich keinen davon hervorheben könnte, aber man denkt auch im Nachhinein weiter an sie. Wir haben hier sehr starke Dokumentarfilme, die im Gedächtnis bleiben, weil sie einen berühren, aber auch experimentelle Arbeiten, die einen ästhetischen Anreiz schaffen, der total neu ist.

Würdest du denn einen Film für dieses Jahr besonders empfehlen?

Ich würde ungern einen empfehlen, denn alle unsere Filme sollen gesehen werden. Daher wählen wir sie aus. Eine Hervorhebung wäre den anderen Filmen gegenüber nicht fair.

Apropos Fairness: Ihr hattet im Festivalprogramm auch ein Netzwerktreffen zum Thema Festivalutopien anhand der Frage, wie ein faires Filmfestival aussehen könnte. In welche Richtung könnt ihr als Festivalleitung diese Frage beantworten? Was wäre im Gegenteil ein unfaires Festival?

Uns ist wichtig, dass unsere Gäste zu einem bestimmten Thema in Austausch kommen. Uns haben schockierende Berichte erreicht, dass man bei anderen Festivals hohe Einreichungsgebühren oder sogar für die Teilnahme am Festival zahlen muss. Für mich ist das eine Praxis, die dem Festivalgedanken als einer Plattform, die insbesondere auch dem Kurzfilm geboten werden soll, widerspricht. Wir hinterfragen auch, ob unsere eigene Praxis fair ist, und möchten diese Fragen an die Filmemacher:innen zurückgeben. Auch wollen wir schauen, wie wir besser aufeinander zukommen.

Welche Rolle spielen denn generell Utopien für blicke, auch besonders nach 30 Jahren?

Für uns ist immer eine Entwicklung spannend – auch die Frage, wohin es für uns als neue Leitung gehen kann. Dazu ist Auseinandersetzung mit Filmen auch immer, dass sich beim Sprechen darüber etwas offenlegt: das ist eigentlich immer zukunftsgewandt. Das Gespräch über den Film ist für uns das wichtigste, für die Zukünfte der Zuschauer:innen, aber auch für uns selbst und für das Ruhrgebiet. Hier stehen wir immer wieder vor Schwellensituationen, in denen man sich positionieren muss. Der Film ist immer ein wunderbares Medium, um Möglichkeitsräume zu öffnen: im Film kann man spekulieren.

Gibt es etwas aus der Vergangenheit des Filmfestivals, das ihr auf jeden Fall mit in die Zukunft nehmen wollt?

Viel sogar, wie die Grundidee des Festivals, eine Plattform zu bieten und Öffentlichkeit zu schaffen, Anregungen zum Austausch zu bieten. Auch die Beschäftigung mit dem eigenen Archiv ist wichtig, vor allem, weil ich selbst so alt bin wie das Festival. In unserem Archiv habe ich gelernt, dass es den Ruhrgebietsfilm vielleicht auch gar nicht gibt, aber dass sich in den Filmen, die wir gesehen haben, viele Bilder vom Ruhrgebiet gezeigt haben, die weiterhin aktuell sind. Viele Themen kamen immer wieder auf und werden es auch weiterhin tun.

Interview: Miriam Brost

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