Besucherinnen und Besucher der neanderland BIENNALE 2013 sehen in diesem Jahr ROT – die typischen Assoziationen „Liebe“, „Blut“ und „Wein“ werden interpretiert von deutschen und polnischen Ensembles. Die Stücke des Festivals tauchen große und kleine Säle, ein leerstehendes Krankenhaus, eine Wasserburg, ein Stellarium, Plätze und Parks in warmes Licht und starke Emotionen. Da fließt viel Blut, wenn Macbeth seinen Widersacher erdolcht, da saugt Graf Orlok den Lebenssaft aus unbescholtenen Opfern, da droht der Räuber Hotzenplotz: „Rache ist Blutwurst“.
Schon während der letzten Biennalen präsentierte sich Polen eindrucksvoll. Kaum ein anderes Land hat eine so starke Straßentheaterszene. 2013 ist es offizielles Partnerland für 27 Theateraufführungen und Lesungen sowie Kooperationsprojekte deutscher und polnischer Künstler. Besonders interessant können die Aufführungen des Gleiwitzer Theater-Ensembles „Theater A“ werden, das sich bereits seit 17 Jahren mit der Frage nach der Identität des christlichen Europas beschäftigt. So auch in der Interpretation von Dantes „Göttliche Komödie“ (1307 bis 1327). Das epische Gedicht spielt nicht nur mit einem mehrschichtigen Text, dessen zentrale Passagen vom Jenseits zur Hölle, ins Fegefeuer oder ins Paradies führen, es gilt auch als eines der größten Werke der Weltliteratur. Dantes Jenseits ist mit Zeitgenossen des Dichters, aber auch mit mythischen Figuren bevölkert.
Die Theater A-Inszenierung ist auch stark beeinflusst vom Aufführungsort, einem leerstehenden Gebäude der LVR-Kliniken. Schauspieler und Zuschauer werden hier zu gemeinsamen Wanderern zwischen Dantes Welten. Die Farbe Rot spielt dabei eine zentrale Rolle, wird zum Synonym für Blut, Leben und die Liebe. In „Apokalypse“ handelt es sich um den Versuch, das wohl geheimnisvollste Buch des Neuen Testaments „lesbar“ zu machen, er gibt den Weissagungen des Johannes Gestalt. Das Profitheater aus Polen studierte das Stück über den Anfang vom Ende der Welt mit Amateuren aus dem Kreis Mettmann ein. Die Stärke der Theatermacher aus Gliwice ist es, mit der eingängigen Sprache des modernen Musicals Themen und Stücke der europäischen Theater-Avantgarde umzusetzen.
neanderland BIENNALE 2013 I bis 9.7. I 0800 400 41 11
„Apokalypse“ I Di 2.7.21.30 Uhr I FreilufttheaterSchillerpark, Haan
„Göttliche Komödie“ I Fr 5.7.19/20.15/21.30 Uhr I LVR-Klinik Langenfeld
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