Frau Merkel, die Menschen mögen Sie. Warum?
Angela Merkel: Na das versteht sich doch von selbst. Ich habe ein freundliches Wesen, ein überaus angenehmes Äußeres, glänze nicht zuletzt durch meine große Bescheidenheit, mache intelligente, gute Politik und ich bin ein Vorbild für die Jugend. Nicht umsonst wurde vor einiger Zeit sogar eine Barbiepuppe eines namhaften Spielzeugherstellers nach meinem Ebenbild gestaltet, die sitzt jetzt auf meinem Schreibtisch und hat sogar ein eigenes Rednerpult. Jetzt sind sie dran …
Die Menschen mögen Herrn Steinbrück nicht. Warum nicht?
Dazu sage ich nichts. Ich habe es nicht nötig, auf die Schwächen und Fehler von Pannenpeer extra hinzuweisen, das kann er selber am allerbesten. Ich persönlich schätze Peer Steinbrück sehr und vor allem schätze ich, dass er im September gegen mich verliert.
Welche politischen Visionen werden Sie in den nächsten vier Jahren verfolgen?
Helmut Schmidt hat einmal gesagt; wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Ich sehe das anders. Ich lebe meine Visionen, zum Beispiel die der Steuersenkungen und ich sage und glaube fest daran: Ja, es wird über kurz oder lang mit der CDU Steuersenkungen geben, nicht sofort, nicht morgen, nicht übermorgen, aber ziemlich bald, also demnächst, na sagen wir, nach einer gewissen Weile. Das setzt natürlich voraus, dass die Wählerinnen und Wähler mir auch die Chance dazu geben, dies in meiner nächsten oder auch über- oder überübernächsten Legislaturperiode durchzusetzen. Ich kann Ihnen konkret sagen, dass Steuersenkungen geplant sind für Familien mit alleinerziehenden Müttern ohne Angelerlaubnis beziehungsweise alleinerziehenden Vätern ohne Traktorführerschein und natürlich für übergewichtige Querschiffer auf Binnengewässern unter 30 cm Wasser unterm Kiel. Auch solche bisher wenig beachtete Randgruppen sollen Anschluss finden an die Gesellschaft. Von sozialer Kälte kann also unter meiner Regierungszeit keine Rede sein. Darüber herrscht innerhalb der CDU/CSU große Einigkeit.
Sind Sie in echt auch so wie im Fernsehen?
Ich komme im Fernsehen selbstverständlich genauso menschlich, angenehm und intelligent rüber, wie jetzt auch im Gespräch mit Ihnen.
Haben Sie Angst, so zu enden wie Helmut Kohl?
Ach, fragen Sie mich das doch besser nach meiner nächsten oder besser noch der überübernächsten Legislaturperiode.
Wird unser Gespräch gerade ins Weiße Haus übertragen?
Da gehe ich doch mal von aus. Also ganz klar: das Verhältnis zwischen mir und Barak Obama ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen. Wir stehen in ständigem Kontakt, also zum Beispiel auch in ständigem Mailkontakt, also genaugenommen schreibt er mir nicht, aber ich weiß genau, er liest meine Mails und zwar alle, sogar die, die ich an ganz andere schreibe.
Nach dem rot-grünen Atomausstieg folgte der Ausstieg aus dem Atomausstieg, nach Fukushima der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg, durch die Strompreisbremse wahrscheinlich der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg. Was kommt als nächstes?
Ich halte nichts von Spekulationen oder von sogenannten „Was-wäre-wenn-Spielchen“. Sehen Sie mal, es ist schon schwer genug, auf jeden fahrenden Zug aufzuspringen und dann zu behaupten, man sei der Lockführer. Ich bin im Moment erst mal gegen Atomkraft, wogegen ich morgen immer schon gewesen sein werde, das weiß ich erst übermorgen, frühestens.
Finden Sie, dass Frauen in die Politik gehören?
Falls Sie hiermit hintenrum auf die Frage der Frauenquote hinauswollen, dann sollten Sie wissen, dass mir diese Diskussion bis hier steht. Ich habe die Frauenquote im Kabinett voll erfüllt. Uschi und Kristina spielen Zickenkrieg, die Aigner von der CSU ist ja glücklicherweise auf dem Absprung in ihre bayrische Küche. Schnarre, diese Schlaftablette hat mir die FDP reingedrückt. Und meine gute Freundin Anette musste ich durch Frau Wanka ersetzen, die weniger Charisma hat als mein Gummibaum im Büro. Die einzige Frauenquote, die ich brauche, ist die beim Posten der Bundeskanzlerin und da beträgt sie 100 Prozent.
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