Essen, 1. November – Schon seit Wochen war die Lichtburg ausverkauft, und die Fans hatten die Deutschland-Premiere des Dokumentarfilms „Domian – Interview mit dem Tod“ offensichtlich herbei gesehnt. Der Andrang war entsprechend riesig. Das Publikum hatte große Lust, den berühmten Nacht-Radio-Talker live zu erleben. Und neben dem Filmteam rund um Regisseurin Birgit Schulz und die ProtagonistInnen war auch viel Prominenz angereist, darunter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Der WDR, Co-Produzent des Films, hatte sich als besonderes Bonbon eine Talk-Runde nach der Filmpräsentation erdacht.
So war das Aha groß als sich nach dem Film-Abspann die riesige Leinwand der Lichtburg hob und dahinter das Mobiliar einer Fernseh-Gesprächsrunde auf der Bühne parat stand. Als illustre Gäste waren neben Jürgen Domian geladen: Franz Müntefering, Atze Schröder und der ehemalige Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland Nikolaus Schneider, der 2013 sein Amt niedergelegt hatte als er von der Krebsdiagnose seiner Frau Anne erfuhr. Zwar wartete man im Publikum sichtlich darauf, direkt ins Gespräch mit der WDR-Radio-Legende Domian zu kommen, doch nun ging es auf dem Podium zunächst um das Für und Wider der aktiven Sterbehilfe und Palliativmedizin, die Jürgen Domian – das konnte man schnell feststellen – sehr am Herzen liegt. Und so ging es in der Diskussion irritierend wenig um den Film, den man vorher gesehen hatte, wie auch Franz Müntefering anmerkte. In Anbetracht des Settings kamen so weder die Regisseurin noch die weiteren ProtagonistInnen zu Wort.
Birgit Schulz hat für den Film neben dem Protagonisten Jürgen Domian auch Hörer und Anrufer der Sendung getroffen und vor der Kamera befragt. Ein kluger Zug für das Sujet, um zu verstehen, was die große Verbundenheit der Leute zu diesem Radio-Format ausmacht. In 20 Jahren hat Jürgen Domian mit rund 20.000 Menschen in seiner Sendung gesprochen: Vom Millionär bis zum Obdachlosen, vom Opfer bis zum Mörder, die ihm und den Zuhörern ihre Geschichten mit allen Abgründen offenbarten. Jürgen Domian ist kaum etwas Menschliches fremd. Er wertet nicht. Er hört zu, und er stellt die richtigen Fragen ohne Angst vor den Antworten. Im Film erzählt Domian nun über sich und über die Nacht, die für seine Sendung elementar wichtig ist. Denn „die Nacht öffnet die Seelen“, wie er sagt; er spricht über Einsamkeit, Schlaflosigkeit, den Tod – das Thema seines Lebens – und über seine eigenen Abgründe, die ihm möglicherweise auch das Verständnis für die Nöte seiner AnruferInnen vermitteln.
Als Vollblut-Moderator hielt es ihn nach dem Film nicht im Sessel und so nahm er sich als erstes die Zeit, allen Beteiligten gebührend zu danken. Als dann die Rederunde langsam in Schwung kam, schnappte er sich ein Handmikro und ging ins Publikum um dort vor der Rampe ein typisches Domian-Gespräch mit Anne Schneider zu führen, die – im Gegensatz zu ihrem Gatten auf der Bühne – Domians Haltung pro Sterbehilfe befürwortet. Zwar kam das Gespräch über das Sterben auf der Bühne dann immer wieder in Gang, aber besonders lebendig wurde es, wenn einzelne Fans im Publikum doch noch ihre Fragen zum Film stellen konnten. Viele von ihnen hatten vor dem Ende des Talks dann schon den Saal verlassen, um sich im Foyer am Büchertisch anzustellen in der Hoffnung auf ein handsigniertes Buch-Exemplar oder Filmplakat.
Noch drei weitere Termine mit Film Talk stehen an: 13. November Kinofest Lünen, 15. November in Berlin und 6. Dezember in der Lichtburg in Essen. Mehr Infos zu den Gästen dort unter www.domian-der-film.de/
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