Vor zwei Jahren sollte Dieter Hildebrandt im Januar den Bocholter Pepperoni verliehen bekommen – er konnte ihn nicht mehr entgegen nehmen. Stattdessen kam seine Frau Renate, die auch am 23. Januar als Ehrengast im Städtischen Bühnenhaus Bocholt dabei sein wird, wenn Christian Ehring und Simone Solga ausgezeichnet werden. Der 2003 von Klaus und Christa Hoffs ins Leben gerufene Nordrhein-Westfälische Kleinkunstpreis ist mit 15 000 Euro im Übrigen weit und breit der höchstdotierte seiner Art. Wobei sich die Liste der alle zwei Jahre verliehenen Auszeichnung mit Volker Pispers (2003), Urban Priol (2005), Dieter Nuhr (2007), Christoph Sieber (2009) und Hagen Rether (2011) mehr als sehen lassen kann.
Dass Ehring sich den Preis mit Simone Solga teilt, scheint eine weise Entscheidung zu sein, ist sie doch eine der wenigen ernst zu nehmenden politischen Kabarettistinnen – und zudem eine Könnerin des Metiers. Die 1963 in Gera geborene und in Leipzig aufgewachsene Künstlerin hat Schauspiel studiert, eine Buchhändlerlehre absolviert und erhielt seinerzeit ob ihrer Eloquenz auf der „Straße der Besten“ einen Platz als „Lehrling des Monats“. Chapeau! Der Ehrentitel „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ verhalf ihr 1989 zu einem Engagement bei der „Leipziger Pfeffermühle“ - um die ersten Stationen ihrer Karriere zu umreißen.
Sie war im Mai 1990 die erste aus dem Osten des Landes kommende Kabarettistin bei Hildebrandts „Scheibenwischer“, von 1995 bis 2000 Ensemble-Mitglied der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“. Durch die Decke ging es aber erst mit den Solo-Programmen – nach „Ich pack's“ und „Perle mit Zündschnur“ erfand sie 2005 die Figur der „Kanzlersouffleuse“, die seit 2013 „Im Auftrag Ihrer Kanzlerin“ unterwegs ist.
Als sie 2015 den „Salzburger Stier“ erhielt, meinte sie „Aber nun ist auch gut, mit Preisen.“ Widerspruch! Der Bocholter Pepperoni fehlte nämlich bislang auf ihrer langen Liste. Erst nach der Preisverleihung am 23. ist es gut – auch für Christian Ehring, der neben dem Deutschen Comedypreis gar im Besitz des Adolf-Grimme-Preises ist. Inzwischen bundesweit via Mattscheibe bekannt (seit 2009 als Sidekick von Oliver Welke in der ZDF „heute Show“ und seit 2011 als Moderator der NDR-Sendung „extra 3“). Was den erfolgreichen Kabarettisten nicht davon abhält, Bühnenprogramme zu schreiben. Sein letztes heißt „Keine weiteren Fragen“ und ist eine brandaktuelle, psychologisch fein gesponnene Abrechnung mit den Wohlstandskrüppeln hierzulande.
Die Laudatio wird übrigens der Kollege Hagen Rether halten, der Ehring bescheinigt, „beste Unterhaltung auf sehr hohem Niveau“ zu machen. Für Simone Solga erwärmt sich Laudator Frank Golischewski, der am selbigen Abend aus der Hand des Bürgermeisters Peter Nebelo den Ehrenpreis der Stadt Bocholt entgegen nehmen darf. Golischewski wer? - wird sich mancher fragen. Nun, das ist der Mann, der 1996 „Die drei alten Schachteln“ (Brigitte Mira, Evelyn Künneke und Helen Vita) erfand und mit dem Fastnachts-Musical „Feucht und Fröhlich e.V.“ eine erstaunliche Erfolgsgeschichte schrieb. Am 11. im 11. wurde es im Mainzer unterhaus im 11. Jahr zum 111. Mal aufgeführt. Nicht nur zu den Schnapszahlen die herzlichsten Glückwünsche von der stets über Tage lebenden
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