100 Schritte
Italien 2000, Laufzeit: 114 Min., FSK 12
Regie: Marco Tullio Giordana
Darsteller: Luigi Lo Cascio, Luigi Maria Burruano, Lucia Sardo, Paolo Briguglia, Tony Sperandeo, Pippo Montalbano, Ninni Bruschetta, Paola Pace, Andrea Tidona
Die authentische Geschichte von Peppino Impastato, der in den 70er Jahren gegen die Mafia kämpfte, ermordet und fast vergessen wurde, heute aber zu den großen Vorbildern im Kampf gegen organisiertes Verbrechen und politische Korruption zählt.Ein packendes realistisches Zeitbild. Giuseppe 'Peppino' Impastato aus Cinisi, einem kleinen Ort bei Palermo, wird im Mai 1978 von einer Bombe zerfetzt. Er war 30 Jahre alt und stand als Kandidat für die "Democrazia Proletaria" mitten im Wahlkampf. Schon seit Mitte der 60er Jahre hatte er als Journalist und Anführer von Bauern- und Arbeiterprotesten - z.B. gegen den Ausbau des Flughafens von Palermo - die Mafia-Aktivitäten auf Sizilien gebrandmarkt. Die Gemeinde wählte ihn trotz seines Todes mit großer Mehrheit in den Stadtrat, und ein Jahr später, an seinem Todestag, fand in seiner Heimat die erste große Bürger-Demonstration gegen die Mafia in Italien statt.Der unnachgiebigen Haltung seiner Mutter und seines Bruders sowie den Initiativen seines engsten Freundeskreises war zu verdanken, dass fast 20 Jahre später, nach unglaublichen Verschleppungs- und Vertuschungsmanövern, der eingestellte Mordprozess wieder aufgerollt wurde. Erst im März 2001 wird Peppinos Mörder zu 30 Jahren Haft, sein Auftraggeber, der örtliche Mafiaboss, der "100 Schritte" von Impastatos Haus residierte, ein weiteres Jahr später zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.Peppino Impastato stellt heute - nachdem es der Schweigetaktik jahrzehntelang gelungen war, die Erinnerung an ihn verblassen zu lassen - eine der zentralen Figuren bei den Kampagnen gegen den Einfluss der Mafia und gegen die Korruption im politischen Leben Italiens dar. Der Film von Marco Tullio Giordana, der Italien 2001 bei den Oscar-Nominationen für den besten fremdsprachigen Film vertrat, verlieh dem Fall endgültig internationale Aufmerksamkeit. Giordana lässt in seinem packend realistischen Kino-Stück die Geschehnisse wieder aufleben. Er verwendete zum Beispiel die Originaltexte aus den satirischen Anti-Mafia-Sendungen der von Impastato 1976 gegründeten freien Radiostation. Mutige, unerbittliche Abrechnungen mit den von der 'omertà', dem allgegegenwärtigen Schweigegebot, im Untergrund gehaltenen kriminellen Machenschaften. Beleidigend und entlarvend für die Paten, nur so lange gleichsam als Hofnarrentum geduldet, wie Peppinos Vater, der Mitglied er örtlichen Mafia war und mit dem er gebrochen hatte, noch lebte. Sein Tod machte den Abtrünnigen vogelfrei. Die Rache konnte jetzt vollstreckt werden.Die herausragende Darstellerriege spielt das Familien- und Polit-Drama mit ungeheurer Intensität, lässt mit geradezu physisch spürbarer Macht fühlen, welcher Kampf in den Personen tobt, wie schwer es unter den gegebenen Verhältnissen war, Zivilcourage zu zeigen, den Aufstand gegen einen verbrecherischen Geheimbund zu wagen, der das Land mit einem Angstbann überzog.
(Heinz Holzapfel)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24