Das Experiment
Deutschland 2001, Laufzeit: 120 Min., FSK 16
Regie: Oliver Hirschbiegel
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Christian Berkel, Edgar Selge, Andrea Sawatzki, Maren Eggert, Justus von Dohnanyi, Timo Dierkes, Nicki von Tempelhoff, Antoine Monot jr., Oliver Stokowski
1971 führte der amerikanische Wissenschaftler Philip Zimbardo an der Stanford-Universität in Palo Alto ein gruppendynamisches Experiment durch, das durch seinen Verlauf weltweites Aufsehen erregte. Einige Räume der Psychologischen Fakultät wurden zu einem Scheingefängnis umgebaut, in dem man zwei Dutzend männliche Freiwillige aufgeteilt in "Wärter" und "Gefangene" über einen begrenzten Zeitraum kasernierte, um ihr Verhalten bezüglich der Phänomene Gehorsam und Aggression zu studieren. Nach sieben Tagen musste das Experiment abgebrochen werden, es kam vermehrt zu sadistischen Übergriffen der "Wärter", die nicht mehr zwischen Simulation und Rollenspiel zu unterscheiden wussten.Der Schriftsteller Mario Giordano verarbeitete die Ereignisse in seinem Roman "Black Box", war überdies am Drehbuch beteiligt, nach dem der Grimme-Preisträger Oliver Hirschbiegel sein aussergewöhnliches Kinodebüt "Das Experiment" inszenierte.Das Skript verlegt die Handlung nach Deutschland, rückt den Journalisten Tarek (Moritz Bleibtreu) ins Zentrum der Geschehnisse. Der wittert eine gewinnträchtige Story als er die Anzeige der Kölner Hochschule liest, die für ein scheinbar harmloses 14-tägiges Experiment 4000 Mark an jeden Protagonisten zahlen will. Ausgerüstet mit einer Geheimkamera lässt sich Tarek "inhaftieren" und provoziert gezielt die Aufmerksamkeit der "Wärter". Es kommt zur Eskalation, das Ganze läuft mehr und mehr aus dem Ruder.Der Film spinnt die Ereignisse weiter, zeigt, was hätte passieren können, wenn man die damaligen Vorgänge nicht gestoppt hätte. Das hört sich spekulativ an, bleibt aber binnenfilmisch stets nachvollziehbar und wirkt nie aufgesetzt. Die Verlagerung an eine deutsche Universität gelingt problemlos, schließlich sind Menschen, unabhängig von ihrem Standort, unter den gleichen Bedingungen auch gleichmäßig manipulierbar behauptet zumindest diese Produktion, deren Handlung sich fast ausschließlich in dem künstlich geschaffenen Gefängnis zuträgt, was an und für sich schon mutig und bemerkenswert genug ist.Getragen wird "Das Experiment" von einem herausragenden Ensemble, das mit Moritz Bleibtreu nur ein einziges über die Maßen bekanntes Gesicht besitzt. Hirschbiegel zog es vor, überwiegend unbekannte Darsteller zu besetzen, weil er fürchtete, dass potentielle Stars die Story nicht glaubhaft hätten transportieren können, stattdessen vorrangig auf die Wahrung ihres Images bedacht gewesen wären. Betrachtet man den fertigen Film, so kann man ihm nur Recht geben. Selten hat das Kino Themen wie menschliche Manipulierbarkeit, Rollenzwang und Faschismus schockierender verhandelt als hier.
(Dietmar Gröbing)
Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24