Die Klasse - Entre les Murs
Frankreich 2008, Laufzeit: 128 Min., FSK 0
Regie: Laurent Cantet
Darsteller: Francois Bégaudeau, Vincent Caire, Olivier Dupeyron
Na sowas
Cinemoenti (173), 27.07.2009
Während des Films denke ich: wo führt das hin, was soll das? Zu Beginn des Abspannes wird es still in mir, der ich seit meiner Schule nie wieder was damit zu tun haben wollte.
Vermutlich ist sogar diese Geschichte noch weichgezeichnet, aber sie hinterlässt wohl einen recht guten Eindruck über das Chaos, das in allen Beteiligten auf schulischem Terrain heute herrschen muss.
Sisyphos
Unser (26), 25.01.2009
Das, was man erwartet, was auch ich erwartete oder befürchtete, bei einem Film über einen engagierten Lehrer in einer französischen Vorort-Schule ? einem sozialen Brennpunkt ? wird in diesem Film nicht erfüllt. Es ist nicht die heroische Lehrerfigur, die aus chancenlosen Migrantenkindern starke Erwachsene macht. Es ist nicht das Charisma des Pädagogen, dass die misslichen Verhältnisse überwindet. Und die Beantwortung der Frage, wie Pädagogik mit Pubertierenden funktionieren kann, ist es schon gar nicht.
Statt dessen ein Blick auf die Mauern, und zwar von innen. Eine Schilderung eines schwer erträglichen Zustandes aus großer Nähe und unüberwindbaren Gräben. Die Kamera rückt ganz nah an die Schüler und den Lehrer heran. Schmerzliche Nähe im überfüllt wirkenden Klassenraum ? ein halber Quadratmeter für jeden und rundherum die Mauern. Disziplin, kaum ein Wort fällt öfter in dem Film. Eskalierende Bestrafungen, die kaum etwas bewirken, als in ihrem Höhepunkt Einzelne aus dem System auszustossen. Der Kampf des Lehrers, der versucht mit Provokationen die Trägheit der Schüler zu überwinden. Der Kampf der Schüler um einen Rest an Würde, bei dem jede Konzession an die Schule, an die Gesellschaft, wie ein Aufgeben der eigenen Identität empfunden wird.
Der Zuschauer mag den Lehrer, der provozierend ist, intelligent, ehrlich und engagiert und spürt doch, dass er chancenlos ist. Ein moderner Sisyphos. Man merkt es sofort, wenn er einen Fehler macht, Fehler, wie man sie halt macht, wenn man erschöpft ist. Die Temperatur im Klassenraum scheint dann zu sinken. Mühsam geknüpfte Fäden aus Vertrauen und Sympathie zu den Schülern zerreißen ? ein Schüler fliegt aus dem System. Bei diesem Sisyphos wird der Stein jedes Mal wenn er nach unten gerollt ist schwerer. Was tut so jemand? Zynisch werden, trinken oder kündigen? Der im Film hat ein Buch geschrieben ? und dann einen Film gemacht. Spannend. (Viel spannender als Bernhard Bueb.)
Arme Schule!
southcamp (2), 22.01.2009
Dieser Film schlägt eine Bresche für die Lehrerausbildung - aber nicht die französische! Meiner Meinung nach entstehen 70% der im Film gezeigten Probleme durch den katastrophalen Unterricht und das fehlerhafte Verhalten des Lehrers. Jedes Reagieren auf eine Störung ist eine weitere Störung und persönlich sollte man die Äußerungen von SchülerInnen nie nehmen. Wenn das dass realitätsgetreue Abbild des Unterrichts in Frankreich ist, tut mir das Land leid und ich bin froh, dass die Lehrerausbildung hier in Deutschland um einiges fortschrittlicher ist - PISA hin oder her!
Traumjob? Der ganz "normale" Schulalltag ...
woelffchen (597), 19.01.2009
oder - der ganz normale Schulstress. Offensichtlich geht es in Paris nicht anders zu als hierzulande - wie in unseren Hauptschulen und z.T. auch Sonderschulen (Lb). Der Film zeigt ein ungeschminkt realistisches Bild vom Schulalltag eines engagierten Lehrers - mit allen Problemen und Besonderheiten. Genau so ist es. Ich habe es ein Berufsleben lang weitgehend so erlebt.
Wer sich für diesen Bereich ganz allgemein interessiert, als Lehrer, Eltern, Schüler oder einfach nur so, sollte sich diesen Film ansehen - und wer meint, der Lehrerberuf sei etwas für Faulpelze und Nichtstuer, sollte sich ihn erst recht ansehen.
Denn so ist Schule auch bei uns - auch was die Migrationsprobleme etc. anbelangt.
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund