Ezra – Eine Familiengeschichte
USA 2024, Laufzeit: 100 Min., FSK 6
Regie: Tony Goldwyn
Darsteller: Bobby Cannavale, Robert De Niro, Rose Byrne
>> tobis.de/titel/ezra-eine-familiengeschichte
Berührendes Familiendrama
Wohin mit meiner Wut
„Ezra – Eine Familiengeschichte“ von Tony Goldwyn
William A. Fitzgerald ist ein Fünfzehnjähriger mit Autismus-Spektrum-Störung und er verkörpert den Titelhelden dieses Films: Ezra, der unter Autismus leidet. Der Elfjährige lebt in seiner eigenen Welt, und sein Vater, der Stand-up-Comedian Max (Bobby Cannavale), setzt aus tiefstem Herzen alles daran, dass Ezra in der Welt draußen zurechtkommt. Damit geht er nicht immer konform mit Ezras Mutter Jenna (Rose Byrne). Die beiden leben getrennt in New York, Ezra wohnt bei Jenna. Max, getrieben und überfordert von seinen eigenen Ansprüchen, will seinen Sohn nicht als Sonderling behandelt sehen. Er nimmt Ezra mit zu seinen Auftritten, macht seinen Sohn zum Thema seiner Shows. Nach einem Unfall schließlich soll Ezra in eine Förderschule gesteckt werden. Das widerspricht fundamental Max‘ inklusiven Ansätzen: Spontan bricht er mit Ezra auf zu einem Roadtrip. Das Ziel: Los Angeles, wo ein möglicher Karriereschub auf den Kleinkünstler wartet. Jenna sucht derweil Unterstützung bei Stan (Robert De Niro), dem eigenbrötlerischen Vater von Max.
Die Geschichte basiert auf autobiografischen Erfahrungen von Drehbuchautor Tony Spiridakis, dessen heute 24-jähriger Sohn ebenfalls an der Autismus-Spektrum-Störung leidet. Auch wenn das Ende des Dramas wohlgefällig ausfällt, überzeugt der Film insgesamt mit seinem authentischen Ansatz. Das ist nicht nur der Zeichnung aller Figuren zu verdanken und dem nachvollziehbaren Umgang aller Beteiligten mit der Erkrankung. Spiridakis fächert ambivalent die Ängste der Protagonist:innen auf: Jeder und jede hat einen anderen Ansatz, eine andere Hoffnung und eine eigene Geschichte. Getragen wird das vorneweg von Bobby Cannavale („Blue Jasmine“, „MaXXXine“), der auf der Stand-up-Bühne nicht nur Clown ist, sondern ebenso eine tief tragische Figur. Ein Vater, der nimmermüde dafür kämpft, dass sein Sohn nicht ausgeschlossen wird – und daran regelmäßig scheitert. Wut und Verzweiflung: Cannavale spielt Max mit Herz, Verstand und Tränen. Stark ist dabei auch, wie Recht und Unrecht verschwimmen, wenn Gesetz, Ärzte und Behörden ins Spiel kommen und Elternteile bevormunden. Spiridakis spinnt sein Drama komplex, ohne es zu überfrachten. Eine weitere Stärke am Rande ist das Familiengefüge, die Beziehung von Max zu Jenna und zu seinem Vater. „Ezra“ ist nicht nur die Geschichte einer besonderen Familienkonstellation, sondern auch ein Drama einer ganz normalen Familie. Eine Familie, die liebt und streitet, verfehlt und zu lange schweigt.
Natürlich ist „Ezra“ auch ein Unterhaltungsfilm, ein Feelgood-Drama, das uns gut gelaunt entlassen will und es damit am Ende zu gut meint. Davor aber gelingt der Spagat ganz wunderbar. Der Spagat aus Drama und Witz, aus Tiefgang und Leichtigkeit. Ein Spagat, den Max auch auf der Bühne umsetzt: Die Tragik des Lebens und die Komik (darin). Feel & feel good. Das Happy End mag etwas stören, insgesamt aber gestaltet sich dieses Drama tief menschlich, humorvoll, berührend und dabei nie kitschig. Und es wird getragen von einem durchweg großartig besetzten Cast. Das alles macht es lohnenswert.
Arbeitskampf und Dekolonisation
Das IFFF 2025 in Dortmund und Köln – Festival 04/25
Amazon-Bond & beyond
007 ist zum Streaming-Start freigegeben – Vorspann 03/25
Opferbereit gegen das System
Dokumentarfilm „Algier – Hauptstadt der Revolutionäre“ im Essener KWI – Film 02/25
Früher war mehr Kino
Führung durch die Essener Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ für trailer-Leser:innen
Aus unterschiedlichen Galaxien
Im Februar starten Biopics über Bob Dylan und Maria Callas – Vorspann 02/25
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm
Start: 1.5.2025
Oslo Stories: Träume
Start: 8.5.2025
Wenn das Licht zerbricht
Start: 8.5.2025
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Black Bag – Doppeltes Spiel
Start: 15.5.2025
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
Mission: Impossible – The Final Reckoning
Start: 21.5.2025
Oslo Stories: Sehnsucht
Start: 22.5.2025
Der Phönizische Meisterstreich
Start: 29.5.2025
Akiko – Der fliegende Affe
Start: 5.6.2025
Chaos und Stille
Start: 5.6.2025
Black Tea
Start: 19.6.2025
Das Kanu des Manitu
Start: 14.8.2025
Der Kuss des Grashüpfers
Start: 21.8.2025
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Amrum
Start: 9.10.2025
Tron: Ares
Start: 9.10.2025
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24