Härte
Deutschland 2015, Laufzeit: 89 Min., FSK 16
Regie: Rosa Von Praunheim
Darsteller: Hanno Koffler, Luise Heyer, Katy Karrenbauer
Das ist echt die Härte
Matt513 (267), 03.05.2015
Wie geht man mit diesem Film um? Filmisch hat Von Praunheim alles richtig gemacht. Pointiert sind Regie und Schnitt, farbige Interview- und schwarzweiße Spielsequenzen funktionieren in schneller Folge sehr gut zusammen. Koffler, Heyer und auch Karrenbauer als Mutter spielen famos; selbst für Szenen körperlicher Gewalt kann man das formulieren. Das, was der Zuschauer in 90 sehr dicht erzählten Minuten vorgesetzt bekommt, muß ihm unwirklich, ja surreal vorkommen. Die Bühne unterstreicht dies, indem die Spielsequenzen vor projizierten Hintergründen stattfinden.
Andreas Marquardt war Opfer wie übrigens viele Kinder von Eltern, die der zerrissenen Kriegsgeneration entstammten, so wie auch jene selbst Opfer waren; das Erbe dieses furchtbaren Kriegs. Vater und Mutter beschädigten den wehrlosen Sohn, wobei hier die Mutter besondere Schuld trifft. Vom abscheulichen Mißbrauch abgesehen, legt sie den Grundstein für seine lebenslange Unfähigkeit, mit dem anderen Geschlecht eine normale Beziehung zu führen. Von Praunheim kommt hier der Grenze des visuell Machbaren sehr nahe. Dennoch möchte man aufstehen und gehen, so widerwärtig ist das, auch was Marquardt dazu frei heraus und unkommentiert beschreibt. Meine Eltern waren beide Ärsche, sagt er. Oh ja. Und ohne hier irgendwas auch nur im Ansatz rechtfertigen zu wollen, aber nicht wenige kriminelle Karrieren dürften genau so auf Kiel gelegt werden.
Zwei Aussagen jedoch blieben im Halse stecken: Zunächst formuliert Marquardt, daß seine Eltern ihn zu dem gemacht hatten, was er war, nämlich ein Straftäter. Die Entscheidung fürs Verbrechen jedoch trifft -meine Meinung- regelmäßig jeder für sich selbst. Seine Lebensgefährtin Marion, am Badestrand kennengelernt, jahrelang auf den Strich geschickt, oft mißhandelt, führt gar aus, sie habe ja ein Leben gehabt, in dem sie "viel erlebt" habe und daß ihr Andy schon der richtige für sie gewesen sei. Er, der er lt. eigener Schilderung in ihr jahrelang ein Objekt zum Geldverdienen sah, war der richtige für sie? Das macht einen sprachlos; auch wenn Marquardt seine impotenten Orgien beschreibt, in welchen die Frauen umso mehr abgingen, je gröber er mit ihnen umsprang. Daß Frauen zur Prostitution auch gezwungen werden, ist mir bekannt, aber davon ab, warum gibt es junge Mädchen, die sich von brutalen Kerlen aus freien Stücken schlecht behandeln, gar ausbeuten lassen? Ich verstehe es nicht. 'Echt die Härte.
Amazon-Bond & beyond
007 ist zum Streaming-Start freigegeben – Vorspann 03/25
Opferbereit gegen das System
Dokumentarfilm „Algier – Hauptstadt der Revolutionäre“ im Essener KWI – Film 02/25
Früher war mehr Kino
Führung durch die Essener Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ für trailer-Leser:innen
Aus unterschiedlichen Galaxien
Im Februar starten Biopics über Bob Dylan und Maria Callas – Vorspann 02/25
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Für immer hier
Start: 13.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
The Last Showgirl
Start: 20.3.2025
I Like Movies
Start: 27.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Parthenope
Start: 10.4.2025
Oslo Stories: Liebe
Start: 17.4.2025
Quiet Life
Start: 24.4.2025
Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm
Start: 1.5.2025
Oslo Stories: Träume
Start: 8.5.2025
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
Oslo Stories: Sehnsucht
Start: 22.5.2025
Das Kanu des Manitu
Start: 14.8.2025
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Tron: Ares
Start: 9.10.2025
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum