Populärmusik aus Vittula
Schweden 2004, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Reza Bagher
Darsteller: Niklas Ulfvarsson, Max Enderfors, Lasse Beicher, Tommy Vallikari, Andreas af Enehielm, Björn Kjellman, Göran Forsmark, Carina M. Johansson, Lisa Lindgren, Sten Ljunggren, Lamine Dieng, Fredrik Hammar, Fredrik Jähkel, Anna Jarvinen, Rickard Haapala, Jarmo Mäkinen, Tarja-Tuulikki Tarsala, Kati Outinen, Gustav Wiklund
Es leben die 60ies. Auch in Schwedens entlegenster Region zieht der Rock'n'Roll pubertierende Pennäler in seinen Bann: Sex und Rebellion! Doch im Angesicht herrlich hinterwäldlerischer Tradition muss Mattis und Niilas' Aufbegehren zur Groteske ausarten.Die Situation ist eine höchst unangenehme: In Gedenken an seinen Jugendfreund Niila hat sich Matti dazu hinreißen lassen, eine tibetanische Gebetsplatte zu küssen. Keine Gute Idee, hoch droben im Annapurnamassiv. Sofort saugt das kalte Metall die Wärme von Lippen und Zunge auf. Aussichtslos festgefroren. In Eiswinden und Schneegestöber. Zeit, sein Leben Revue passieren zu lassen. Explizit: die wilden Jahre an der Seite von Niila. Und das waren – wie überall, wo jugendliche Freiheitsträume auf starre Traditionen prallen – keine leichten. Besonders, wenn man im tiefsten Hinterland Schwedens aufwächst: Selbst als Vittula endlich durch die erste asphaltierte Straße am wirtschaftlichen Aufschwung des Rests der Welt Teil haben soll, bleibt der gemeine Hillbilly stoisch: "Die ziehen der Armut doch nur eine schwarze Lederjacke über." Fortschritt, Luxus: alles knapsu, weibisch, verweichlicht. Hier regieren puritanischer Laestadianismus und schiere Manneskraft. Kein Ort für pubertäre Gefühlsduseleien – geschweige denn für eine Musik, bei der man auf Elektrizität zurückgreifen muss, um den Instrumenten überhaupt ein paar Töne zu entlocken. In einzelnen Episoden, aneinander gereiht wie Popsongs auf einer Schallplatte, erzählt Reza Bagher entsprechend Mikael Niemis Romanvorlage von einer archetypischen Jugendfreundschaft zwischen versoffenen Saunawettkämpfen und restriktiven Erziehungsmethoden. Erste Gelüste prallen auf urwüchsiges Paarungsverhalten. Gottesfurcht wird eingetauscht gegen die Idealisierung der Popmusik. Mit unverhohlener Freude ergötzt sich der 17jährig aus dem Iran ausgewanderte Regisseur an den seinen eigenen Erfahrungen gar nicht so fernen Irrungen und Wirrungen – und stürzt einen so in ein tragikomisches Wechselbad der Gefühle, über das man glatt die unliebsame Eröffnung des Films vergisst. Aber manchmal muss man eben zu unkonventionellen Methoden greifen, um sich von seiner verkorksten Vergangenheit loszueisen.
(Lars Albat)
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