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Schmalspurganoven
USA 2000, Laufzeit: 94 Min., FSK 12
Regie: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Tracey Ullmann, Tony Darrow, Hugh Grant, George Grizzard, Jon Lovitz, Elaine May, Michael Rapaport, Elaine Stritch

Meine Meinung zu diesem Film

Ray, the brain
Kinokeule (541), 07.11.2007

Woddy spielt hier den trotteligen Kleinganoven Ray, der zusammen mit seinen unterbelichteten Kumpels eine Bank ausrauben will. Dazu mieten sie ein Nachbarhaus an, in dem zur Tarnung Ray`s Ehefrau Frenchy (Tracey Ullman), eine ehemalige Nackttänzerin, eine Plätzchenbäckerei eröffnet.

Der Überfall geht natürlich schief, doch aus der Plätzchenbäckerei wird ein Biskuit Imperium. Im zweiten Teil sehen wir den Versuch von Frenchy in die gesellschaftlich höheren Kreise aufzusteigen. Dazu engagiert sie einen windigen Kunsthändler (Hugh Grant), der ihr Stil und Benehmen beibringen soll.

Am Schluss geht natürlich alles schief. Da aber sowohl Woody als auch Frenchy das Herz am rechten Fleck haben, endet die Geschichte gut.

Wer Woody Allen mag, dem wir auch dieser Film gefallen. Tracy Ullman als übergeschnappte Möchtegern Lady und Hugh Grant als windiger Kunstfreund spielen gute Rollen. Der Gagquotient liegt hoch und sowohl Kleinbürger als auch die höheren Kreise kriegen ihr Fett weg.

(4 Sterne)

Allen anders
Max.Renn (8), 20.05.2001

Zu befürchten war ja eigentlich nie wirklich, dass Woody Allen nach "Harry außer sich" (1998) nun endgültig hinter die Kamera verschwunden ist, auch wenn Kenneth Brannagh in "Celebrety" (1999) einen durchaus passablen Nachfolgemimen abgegeben hatte. Aber Darstellar-Abstinenz hatte es bei dem mittlerweile 65-jährigen ja bereits öfter gegeben: von "September" (1987) bis "Eine andere Frau" (1988), sieht man von der Kurzgeschichte in "New York Stories" ab). Aber nun ist Allen wieder vor der Kamera und zeigt eine weitere Facette seiner Kunst.
Der Tellerwäscher Ray Winkler (Woody Allen) und seine Frau Maniküristin Frenchy (Tracey Ullman) haben die Nase voll von der Armut. Ray hat wegen schlecht geplanter Gaunereien bereits eine Gefängnisstrafe hinter sich und glaubt jedoch nun den ganz großen Coup landen zu können. Mit zwei Freunden, die - wie Ray auch selbst - nicht den allerhellsten Eindruck vermitteln, will er einen leer stehenden Laden in der Nachbarschaft einer Bank anmieten und im dortigen Keller einen Tunnel graben, der ihn an die Ersparnisse der Bank und dadurch in den wohlverdienten Lebensabend nach Florida gelangen lassen soll. Und während sich die drei beim Graben noch über die Himmelsrichtung, in die zu graben ist, streiten, verkauft Frenchy oben im Laden zur Tarnung selbst gebackene Kekse.
Doch dann kommt alles anders: Anstatt in der Bank landen die Tunnelgräber in einer Boutique und anstatt zu tarnen, wird Frenchys Keksverkauf zum New Yorker Erfolgsgeschäft Nummer eins. Blende: Ein Jahr später haben es Ray und Frenchy geschafft: Sie sind Mulitmillionäre und Amerikas absolute Keks-Barone. Doch von den Freuden des Reichtums findet sich keine Spur. Frenchy versucht verzweifelt in die besseren Kreise eingeführt zu werden, wozu Geld allein offensichtlich nicht ausreicht; Ray langweilt sich fürchterlich und will anstatt Trüffel lieber Pizza essen und mal wieder einen Coup planen. Das Ehepaar lebt sich also auf klassische Weise auseinander und gerät fast vollständig entzwei, als sich der Kunstfachmann David (Hugh Grant) an die reiche Mäzenin Frenchy anhängt, selbstverständlich nur, weil er "ihr bestes" will.
Auffällig vor allem ist die Rückbesinnung Woody Allens auf die Charaktere aus seiner filmischen Frühphase. So ähnelt die Figur des Ray in vielem dem Virgil Starkwell aus "Woody der Unglücksrabe" (1969): Auch Virgil ist ein durch und durch erfolgloser Kleinganove, der mental eher einfach bestückt und daher so ganz anders als die genervten, intellektuellen Zwangsnewyorker aus Allens Filmen vom "Stadtneurotiker" (1977) bis "Celebrity" (1998) ist. Mit dieser Rückbesinnung erreicht Allen nicht nur eine kritische Rückschau auf das eigene Werk, sondern vermag es ganz nebenher auch das Phänomen der Neureichen und der High Society gekonnt zu karikieren.
Sicherlich zerfällt "Schmalspurganoven" in zwei Teile, wie Stefan Lux im filmdienst moniert. Aber das ist wohl weniger Woody Allens Mangel, funktionierende Geschichten zu entwickeln zuzuschreiben, als vielmehr dem Phänomen des Umbruchs selbst: Wessen Leben würde durch einen unerwarteten mulitmillionen Dollar-Gewinn nicht in ein "vorher" und "nachher" zerfallen? Schmalspurganoven erreicht es vielmehr, den Reichtum der Protagonisten als Armut zu entlarven und bekommt gerade darin seine witzige Wende, wenn der mit Goldkettchen und sündhaft teuren Uhren behangene Ray versucht, auf einer Party der Gastgeberin ein Edelsteincollier aus dem Safe zu stehlen, das er eigentlich aus der Portokassen kaufen könnte - und dabei natürlich scheitert!

(Stefan Höltgen)

Ja, da ist er wieder . . .
Franka1980 (15), 07.05.2001

. . . der liebenswert neurotische Woody Allen!!!
Waren einige seiner letzten Filme merkwürdig angestrengt, gelingt ihm hier das, was er schon in Annie Hall und zuletzt in Deconstructing Harry so vorzüglich konnte: er unterhält entspannt auf höchstem Niveau, seine Charaktere sind schrullige Versager, aber immer liebenswert. Tracey Ullmann ist großartig, die Dialoge ausgesprochen spitz und ausgefeilt, Hught Grant ist perfekt in der Rolle des falschen, geldgeilen Charmeurs und es freut einen einfach, zu merken, dass Woody immer noch der Alte ist, aber man nie das Gefühl hat, alles schon einmal genau so gesehen zu haben.
Schmalspurganoven ist wirklich der beste Woody Allen seit langem:
bissig, schrullig, neurotisch, melancholisch und durchaus zynisch bis zum versöhnlichen Ende.
Er kann es noch, und das ist gut zu wissen!

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