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Sonnenallee

Sonnenallee
Deutschland 1999, Laufzeit: 94 Min., FSK 6
Regie: Leander Haußmann
Darsteller: Alexander Scheer, Alexander Beyer, Katharina Thalbach, Henry Hübchen, Detlev Buck

Meine Meinung zu diesem Film

Das Leben WAR schön
Hanseatica (3), 27.10.2003

Es gibt viel zu lachen über die kleinen Siege und Niederlagen der meist jungen Protoganisten, die nach dem Prinzip "Das Leben ist schön" jede Lücke des Willkürsystem für ihre Streiche ausnutzen.
Fast kommt sogar die Berliner Mauer durch die Liebe und den Rock & Roll zu Fall.

Was die Wessies gerne verdrängen: dass sie das Schicksal derer im anderen Deutschland herzlich wenig interessierte, dass man dort mehr an Phantasie zum Überleben aufbrachte als im Westen an Konsumbereitschaft und das es trotz allem eine Art Normalität im sozialistischen Absurdistan gab, erzählt uns dieses Märchen mit seinen herzerfrischenden, jungen Helden:"Es war die schönste Zeit meines Lebens, denn ich war jung und ich war verliebt," heißt es am Schluss.
Vorallem die Hauptrollen Miriam und Micha verkörpern das so glaubwürdig, dass man am Ende gar nicht aus dem Kinosessel aufstehen mag.

Jaja, die DDR
takeshi (40), 14.08.2003

Das waren noch Zeiten!
Wir hatten so einen HUNGER!
Wir wollten nur LEVI'S (darunter taten wirs nicht).

Zum Film: Wo ist der Anfang der Szene, wo Micha gegen die Wand kotzt?

Aus einem Land vor unserer Zeit
Colonia (683), 09.08.2003

Huch, wie konnte denn das passieren? Ich hab noch gar nichts über einen meiner Lieblingsfilme geschrieben. Und auch sonst liegt noch keine Kritik vor ...

Man mag zu Leander Haußmann stehen wie man will und auch seine fünfjährige Intendanz am Bochumer Theater bewerten wie man mag, aber fest steht doch eines: Im Olymp der deutschen Theatermacher ist ihm ein Platz sicher. "Sonnenalle" war Haußmanns erste Kino-Regie und sie zeigt vor allem eines: Der Theatermann ist in der Lage Geschichten zu erzählen und Schauspieler zu führen.

Der Film "Sonnenallee" hat fast gar nichts mehr mit dem gleichnamigen Roman von Thomas Brussig zu tun. Anders als bei Brussigs im gleichen Jahr wie "Sonnenallee" verfilmten "Helden wie wir" ist hier jedoch der Film die deutlich bessere, amüsantere und gelungenere Variante. Brussig arbeitete mit Haußmann zusammen am Drehbuch.

Vielleicht ist der Film deshalb so gut angekommen beim Publikum Ost wie West, weil er nicht sagt: "So ist es gewesen." "Sonnenallee" beinhaltet viele kleine Details, an die sich gelernte DDR-Bürger erinnern mögen. Da sind eine Menge Insider-Gags, die dem Westler nicht unbedingt aufgehen. Er zeigt sicher auch viel Wahres, eigentlich Bitteres, das er mit Ironie aufzubereiten weiß, aber im Grunde ist es eine klassische Boy-meets-Girl-Geschichte, versetzt in eine fiktive DDR der 70er Jahre, angereichert mit zahlreichen kleinen Alltagsgeschichten, wie sie hätten stattfinden können in diesem merk- und denkwürdigen Land hinter der Mauer. Die sind stellenweise arg grotesk, mit Liebe zum Detail inszeniert und von dem tollen Schauspieler-Ensemble (ich sage nur: "Sir" Henry Hübchen und Katharina Thalbach zusammen in einem Film ...) mit unglaublicher Spielfreude dargebracht.

Überhaupt sind es die Schauspieler, die hier aufmerken lassen. Bis in kleinste Nebenrollen hinein ist "Sonnenalle" wunderbar besetzt und gespielt. Die großen Theatermimen treffen auf allesamt sehr gut agierende junge Schauspieler, Haußmanns Hauptrollen-Entdeckung Alexander Scheer (Micha) schlakst heftig post-pubertierend durch die Szenerie. Nur Produzent Detlef Buck, in einer Rolle als Grenzer, passt nicht recht zu den Profis des Fachs.

Haußmann selbst spielte in mehreren Filmen mit ("Männerpension", "Der Eisbär", "Rache", "Soloalbum"). In "Sonnenallee" ist er ebenfalls kurz zu sehen.

Kurz vor der Ostalgie-Welle, die in den kommenden Wochen und Monaten per TV über uns hereinbrechen wird, droht "Sonnenallee" etwas an Wert zu verlieren. Aber schaut ihn euch trotzdem an, amüsiert euch in einem witzigen und sehr gut gemachten Film. Er läuft gerade wieder in einigen Open-Air-Veranstaltungen und wird auch bei wiederholtem Ansehen nicht langweilig. (2,7 Mio. Kinozuschauer hatte der Film übrigens.)

Haußmanns neuer Film läuft im Herbst an. Ich bin gespannt.

(Siehe auch -> "Good bye, Lenin!", -> "Viktor Vogel", -> "Wie Feuer und Flamme", -> "Helden wie wir")

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