Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht
USA 2015, Laufzeit: 136 Min., FSK 12
Regie: J.J. Abrams
Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Harrison Ford, Carrie Fisher, Mark Hamill, Adam Driver, Andy Serkis
>> de.starwars.com/filme/star-wars-das-erwachen-der-macht
In Zeiten knapper Ressourcen scheint Recycling das Gebot der Stunde
Matt513 (266), 14.10.2017
Das ist so ziemlich das Positivste, was ich zu Episode 7 formulieren kann. Alles darunter muß lauten: Dieser Film ist ein unverschämter zweiter Aufguß. Ehrlicherweise hätte man Flyer auslegen sollen, in welchen Charaktere und Szenen aus Episode 4-6 jenen in diesem Film zugeordnet werden (sog. Mapping; Mehrfach- bzw. zeitlich veränderliche Assoziierungen möglich).
Ich hatte aufgrund der sehr gemischten Reaktionen im Netz bewußt darauf verzichtet, den Film im Kino zu schauen (und NB: bin froh, dafür keine teure Kinokarte erstanden zu haben), mir stattdessen gedacht, falls er doch was taugen sollte, dann bestimmt auch ohne überdimensioniertes Bild & Sound und ihn Monate später auf DVD aus der Ausleihe geschaut. Alleine während der ersten 35 Minuten war ich 4x zum Kühlschrank gegangen. Würde man das bei einem fesselnden Film machen? Nee.
So optisch bemüht der Film daherkommt, ich hatte zu keinem Moment den Eindruck, das sei Star Wars. Das hat Disney nicht verstanden; so wie eine Schwalbe keinen Sommer macht, so ein X Wing-Fighter keine Episode. Die größte Sünde, die die Macher begehen konnten, war sich dem Diktat unterzuordnen, welches das Blockbuster-Kino mittlerweile vorgibt. Von der Dramaturgie her wirkt der Film wie einer aus dieser unüberschaubaren Avengers/Guardians/X-Men High Speed-Fantasy-Action-Masse, die Hollywood seit ein paar Jahren in die Köpfe junger Kinogänger kippt. Ständig atemlose Action, dagegen keine Zeit, um z.B. die umherhastenden Charaktere einzuführen. Das ständige Herumgerenne erinnert an die unter Abrams entstandenen Star Trek-Filme. Der Verdacht steht im Raum, daß so vom schwachen Drehbuch abgelenkt werden soll. Überdies feiert nun ganz vermarktungsgerecht auch in einer weit, weit entfernten Galaxie das Gender-Mainstreaming fröhliche Urständ‘. Den X Wing fliegt nun auch eine Frau und der neue Luke ist eine zähnefletschende Furie mit nicht immer stimmigem Verhalten: Eine Schrottsammlerin, welche den erbeuteten (und wertvollen!) Droiden aus unerfindlichen Gründen plötzlich wie ein lebendiges Wesen behandelt, anstelle ihn wie üblich zu verscherbeln, um so ihre karge Verpflegung aufzubessern.
Das Casting ist Käse. Dieser schwarzgewandete Böse (mir doch egal, wie der heißt) sieht wie ein Hippie aus. Den konnte ich nicht ernst nehmen. John Boyega, der den gefallenen Stormtrooper spielt, ist eine Zumutung. Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden. Es geht nicht darum, daß er schwarz ist. Billy Dee Williams war als Lando Calrissian die coolste Sau im Universum. Es geht darum, daß Boyega unter den afroamerikanischen Schauspielern ästhetisch eine schlechte Wahl ist und zudem seinen Part wie ein Idiot spielt. Aber vielleicht soll das so sein.
Festhalten läßt sich: Disney hat nicht vor, die Sternensaga in irgendeiner Form weiter zu entwickeln, welche ihrer, nennen wir‘s mal, kulturellen Relevanz in irgendeiner Weise gerecht wird. Man setzte sich mit seinem dicken Hintern auf ein erfolgreiches Franchise, zahlte dafür 4 Milliarden Dollar und zieht nun die ganz billige Nummer ab, um dieses Investment mit Gewinn wieder einzuspielen. Pfui! Man schneidet die Mona Lisa auch nicht in kleine Streifen und verhökert diese dann meistbietend. Mit Rogue One ist die Entsaftungsmaschine ja bereits in die nächste Runde gegangen und dem Trailer für Episode 8 nach zu urteilen, kommt als nächstes sowas wie Das Imperium schlägt zurück runderneuert ins Kino.
Es wäre vielleicht ideal gewesen, Star Wars als Fanprojekt fortzusetzen. Von Episode 1 gibt es bereits einen Fan-Edit. In einem Kinoforum schrieb jemand, wie es wohl gewesen wäre, wenn man Neill Blomkamp anstelle Abrams als Regisseur verpflichtet hätte. Also so ein Nachwuchstalent mit schrägen Ideen. Nach District 9 hätte ich das als tolle Sache empfunden, aber nach Ansicht von Elysium habe ich den Eindruck, daß Blomkamp auch schon zum Mainstream gezählt werden muß.
(Endlich fertig. Ab das Ding.)
Wars das?
Das Auge (340), 30.12.2015
Ich kann mich Alan Smith zum Teil anschließen (geklonte Story) und ehrlich gesagt, habe ich irgendetwas Unerwartetes schon vermisst. Z. B. ein wirklich großes Untier oder so ein Zwischenstufen-Bösewicht, der mal ordentlich dazwischenfunkt. Allerdings war der Film jetzt als Wiedereinstieg auch nicht so schlecht, dass man ihn total verreißen müsste. sagen wir mal: steigerungsfähig. Ich gehe nach der Logik der bisherigen Filmreihen davon aus, dass dies genauso kommen wird. Also angeschnallt und aufgepasst. Natürlich ist dies der totale Kommerz, aber das weiß ich ja schon vorher.
Eine Vergewaltigung des Star-Wars-Mythos
AlanSmith (1), 22.12.2015
Ich habe den Film heute gesehen. Handwerklich gut gemacht, aber das Drehbuch ist hanebüchen. Keine neuen Ideen, stattdessen werden die besten Ideen der Episoden IV-VI wieder aufgewärmt und verwurstet, wohl deshalb, um der jungen Internetgeneration nochmal das zu bieten, was vor 30 Jahren schon uns gefiel. Vielleicht liegt das daran, dass mit Lawrence Kasdan einer der Drehbuchschreiber der "klassischen" Episoden wieder verpflichtet wurde.
Man könnten auch sagen: Die Episode VII (ich traue mich gar nicht, diesen Schwachsinn in die ehrwürdige Reihe der Star-Wars-Filme einzureihen) ist Episode IV-VI auf Speed, schnell geschnitten, oberflächlich, viel Action und wenig Handlung. Die neu eingeführten Charaktere bleiben total blass.
Es gibt wieder eine Art Todesstern, es gibt wieder einen geheimnisvollen Führer des Bösen (so wie der Imperator), es gibt wieder einen Skywalker, der der dunklen Seite der Macht verfällt und eine Maske trägt (warum eigentlich???), es gibt wieder eine (offensichtliche) Skywalker, die erst langsam ihre Macht entdeckt und wieder einen lustigen kleinen Roboter a la R2D2.
Auch die Synchronisation lässt zu wünschen übrig: Da wird die Nachfolgeorganisation des Imperium, der "First Order", im Deutschen mit "Erste Ordnung" übersetzt! Was für ein Schwachsinn. "Order" bedeutet hier ganz klar "Orden", im Sinne der alten Ritterorden. Also muss es eigentlich "Erster Orden" heißen.
Ach ja, die alten Identifikationsfiguren Han Solo, Leia, Luke, Chewbacca, C3PO und R2D2 (immerhin alles die alten Schauspieler) hat man für unsere mittlere Generation auch wieder hervorgeholt. Sie machen sich aber eher lächerlich und wirken wie Abziehbilder ihrer alten Charaktere.
Alles in allem enttäuschend.
Aber der Film sollte wohl eher als Katalysator der Disney-Marketingmaschinerie dienen (George Lucas hat sein Unternehmen Lucasfilm ja an Disney verkauft.). Selten wurde man im Vorfeld eines Films so von dem Merchandising erschlagen.
Und die schlechteste Nachricht: Es wird zwei weitere Filme geben. Schade!
Waren die Episoden I-III der Sargdeckel auf dem Star-Wars-Mythos, sind die Episoden VII-IX die Sargnägel.
Speziell für Star-Wars-Fans und die, die es noch werden wollen
woelffchen (597), 17.12.2015
Man sollte sich schon einigermaßen auskennen in der Star-Wars-Sage und sie lieben, wenn man sich die neueste Episode 136 Min. lang zu Gemüte führen möchte, denn erst dann kann man so richtig eintauchen in diese ungeheure Galaxis und die vielen Bezüge auf die vorangegangenen Episoden verstehen und genießen. Für den eher ahnungslosen und unbedarften Kinogänger ist die Fülle des Gezeigten eher erschlagend als ein wirklicher Genuß. Sehr viel, fast zuviel, passiert in einem teilweise fulminanten Tempo, so dass man kaum nachkommen kann. Alles ist technisch und drehbuchmäßig perfekt gemacht, und es gibt viel Technik und action, aber 136 Minuten können auch ganz schön lang werden. Wie gesagt: Ein Genuß für Fans und vielleicht ein Anfang für die, die es noch werden wollen.
Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24