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Foto: Francis Lauenau

Generation Arschkarte!

30. Mai 2012

Lioba Albus über die Leiden der Bufdis und der Prä-Senioren - Thema 06/12 Freiwillig

Der Papa meint es doch nur gut! Mit diesem Satz wurden früher in meiner Familie mein töchterlicher Zorn, mein töchterlicher Ungehorsam und mein töchterliches Unverständnis gegenüber väterlichen Ver- oder Geboten zugekleistert. Papas meinen es also nur gut, IMMER. Mit diesem Mantra bin ich älter geworden, und recht bald habe ich begriffen, dass ja jeder Mensch zwei Väter hat: den leiblichen und den Vater Staat. Und die meinen es gut ... beide! IMMER! Zorn, Ungehorsam und Unverständnis sind bei einem guten Vater, auch bei einem guten Vater Staat gänzlich fehl am Platze. Nun gehöre ich als gute und gehorsame Tochter aber zur Generation Arschkarte. Die Generation Arschkarte, das ist die Generation, die in alle Richtungen zahlt. Nach oben und nach unten und in die Mitte auch. Nach oben, das ist das Geld, das wir zahlen, um unseren alten Eltern einen einigermaßen menschenwürdigen Lebensabend zu ermöglichen. In den Altenheimen zum Beispiel, wo sie, und jetzt heißt es aufgepasst, wo sie von unseren Kindern für kleines Geld gepflegt und beschäftigt werden. Unsere Kinder heißen dann nicht mehr Kinder. Früher hießen sie dann Zivis oder FSJler. Heutzutage heißen sie Bufdis. Alles das, Bufdis, Zivis und FSJler sind Abkürzungen für unterbezahlte Arbeitskräfte, die vom Vater Staat vor Studium oder Ausbildung zwischengeparkt werden, ihren Eltern zwangsläufig auf der Tasche liegen und somit den Vater Staat finanziell entlasten. Der Papa meint es doch nur gut! Jaha, ich weiß.

Ich will ja weiter dazugehören zur Familie Deutschland
Der Vater Staat hätte früher auch gerne seine Augen in die Zukunft gerichtet, um vorauszusehen, dass uns eine unbezahlbare Altenschwemme erwartet. Aber der Papa konnte ja seine Augen nicht überall haben. Musste er doch Terroristen fangen und Anti-AKWler hauen und Hausbesetzer zwangsräumen. Da waren die väterlichen Augen abgelenkt. Und auch heute kann der Papa seine Augen nicht überall haben. Kann nicht sehen, dass Turboabi und Wehrdienstabschaffung eine Riesenschwemme von jungen, potentiellen Auszubildenden und Studienanfängern produziert. Er muss ja seine Augen in Afghanistan haben und in Griechenland und in Fukushima. Ach egal, der Papa wird’s schon wissen, der meint es schließlich doch nur gut! Und ich als brave Tochter, als Zugehörige der Generation Arschkarte, ich zücke das Scheckheft und unterstütze: meine alten Eltern im Altenheim, meine drei Töchter bei ihrem Freiwilligen Sozialen Dienst ... Alles OK, Papa! Du meinst es ja nur gut mit mir. Aber jetzt soll ich auch noch Geld an die Seite schaffen für später, damit ich als Alte meinen Kindern nicht auf der Tasche liege und erst recht nicht dem Vater Staat, denn ewig kann so’n Vater ja nicht für seine Kinder sorgen. Ist klar, Papa! Ich gebe mir Mühe. So sehr ich kann. Denn du meinst es ja nur gut, ich weiß doch! Und ich will ja weiter dazugehören zur Familie Deutschland. Doch, doch, das will ich. Deutschland: Come in and burn out.

LIOBA ALBUS

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