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Wilfried Theißen (56) betreut im Paritätischen Landesverband NRW e.V. den Bereich Bürgerschaftliches Engagement
Foto: Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW

„Es gibt zu wenig finanzierte Plätze“

30. Mai 2012

Wilfried Theißen über die Lage beim Paritätischen Wohlfahrtsverband – Thema 06/12 Freiwillig

trailer: Herr Theißen, ist der Bufdi ein Erfolgsmodell?
Wilfried Theißen:
In NRW sind wir mit der Entwicklung ganz zufrieden. Wir haben 650 Freiwillige im Dienst. Dies war im vergangenen Juli so nicht absehbar. Allerdings stellt sich noch immer die Frage, ob es Sinn macht, zwei große Freiwilligendienste, den Bundesfreiwilligendienst und das Freiwillige Soziale Jahr, parallel zueinander anzubieten. Des Weiteren hatten wir im Januar bereits alle Plätze besetzt. Es gibt also zu wenig finanzierte Plätze.

Kann der Bufdi überhaupt den Zivildienstleistenden ersetzen?
Definitiv nein. Der Zivildienstleistende ist nicht zu ersetzen. Der Zivi übernahm Aufgaben, die ein Freiwilliger nicht ohne Weiteres übernehmen würde. Freiwillige haben an die Art und Weise ihrer Tätigkeit einen hohen Anspruch, was ja auch richtig ist.

Der Zivi hat die Bettpfanne geleert, der Bufdi macht das nicht?
Pflegerische Tätigkeiten übernehmen beide. Der Zivi machte aber auch den klassischen Fahrdienst. Nicht alle Freiwilligen können sich mit solch einer Aufgabe anfreunden. Sie wollen lieber direkt mit dem Menschen arbeiten.

Gibt es überhaupt genug Plätze?
Am 31.12.2010 waren bundesweit 92.000 Zivildienstleistende im Einsatz. Im sozialen Bereich haben wir 30.000 Bundesfreiwilligendienstler zur Verfügung. Eine Verdopplung dieser Zahl wäre durchaus wünschenswert.

Wie machen sich die fehlenden Plätze bemerkbar?
Es gibt Gewinner- und Verliererbereiche. Gewinner ist die Kinder- und Jugendarbeit sowie die Behindertenhilfe. Plätze dort werden von Freiwilligen vermehrt nachgefragt. Verlierer ist zurzeit noch die stationäre Altenhilfe und auch die ambulante Pflege. Dort standen Zivildienstleistende zur Verfügung, um menschliche Kontakte zu pflegen, zum Beispiel um mit Bewohnern spazieren zu gehen, mit ihnen einzukaufen, im Haushalt zu helfen. Auch hatten viele Träger zunächst Schwierigkeiten, ihre Fahrdienste zu besetzen.

Den großen Zusammenbruch des sozialen Systems erlebten wir also nicht?
Nein. Das haben wir auch nie prognostiziert. Aber es fehlen in vielen Bereichen die Personen, die die zwischenmenschlich wichtigen Dinge anbieten.

Ist der Bundesfreiwilligendienst nicht auch eine Chance für Menschen, die lange erwerbslos waren, wieder ins Arbeitsleben integriert zu werden?
Die Möglichkeit bietet der Dienst tatsächlich. Allerdings wehren wir uns dagegen, daraus ein Arbeitsmarktinstrument zu machen. Der Kerngedanke des Dienstes ist die Freiwilligkeit. Es gab aber an verschiedenen Stellen Versuche von Jobcentern und von den Arbeitsagenturen, den Bundesfreiwilligendienst zu verordnen.

Können sich Hartz-IV-Bezieher durch den Freiwilligendienst finanziell besser stellen?
Im vergangenen Jahr betrug der Selbstbehalt 60 Euro. Seit Anfang des Jahres können Hartz-IV-Bezieher 175 Euro zusätzlich verdienen.

Interview: Lutz Debus

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