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Was wären wir ohne den Bufdi?
Foto: Francis Lauenau

Sozialversichertes Ehrenamt

30. Mai 2012

Silvia Pieler-Kempkens ist Bufdi in einem Second-Hand-Laden der Diakonie - Thema 06/12 Freiwillig

Alt genug für den Ruhestand ist Silvia Pieler-Kempkens noch lange nicht. Als ihr Arbeitgeber ihr vor drei Jahren einen Auflösungsvertrag vorlegte, mit dem sie den Verzicht auf ihren Arbeitsplatz unterschreiben musste, hatte sie noch fast zehn Jahre bis zum regulären Rentenalter: „Die ganze Abteilung wurde damals aufgelöst und die meisten meiner Kollegen entlassen“, erzählt die heute 59jährige ehemalige Bankangestellte. Nach 33 Jahren Arbeit brachte der massive Stellenabbau der Banken sie um ihre Arbeit. „Ich wollte damals erst einmal durchatmen, alles ein wenig ruhiger angehen“, erinnert sie sich an ihre Pläne bei der Unterschrift unter den Auflösungsvertrag.

Eine Erkrankung ihres Bruders machte die Absichten der engagierten Bankkauffrau damals allerdings zunichte: „Statt zu arbeiten, übernahm ich die Pflege bis zu seinem Tod im Juni 2011.“ Was tun? war danach eine Frage für sie, die sich auch aus sehr pragmatischen Gründen stellte: „Das Problem mit dem Ende meiner Berufstätigkeit war der Verlust der Sozialversicherung. Ich brauchte eine Krankenversicherung.“ Eine kostenfreie Familienversicherung schied aus, da ihr Mann privatversichert war. Das Geld für eine eigene Krankenversicherung fehlte im Familienbudget schmerzlich. Was sie vom Bundesfreiwilligendienst hörte, weckte schnell ihr Interesse: „Etwas Sinnvolles machen und dabei sozialversichert sein, das war genau das, was ich wollte.“ Im Internet begann sie, sich umfassend zu informieren, führte viele Telefongespräche und schaute sich um bei den angebotenen Stellen: „Altenheime und Krankenhäuser hatten Stellenangebote für Bufdis, und beides konnte ich mir vorstellen.“ Weil Krankenhäuser sie allerdings zu sehr an die Zeit mit ihrem sterbenden Bruder erinnerten, entschied sie sich anders.

Sie macht, was ihr gefällt, und hat bislang keinen Tag als Bufdi bereut
„Irgendwann fand ich das Angebot, in einem Laden der Diakonie zu arbeiten.“ Zwanzig Stunden pro Woche verkauft sie mittlerweile in Essen-Frohnhausen gebrauchte Kleider, Bücher und andere Dinge. Für 18 Monate hat sie sich verpflichtet. Einen Tag pro Woche hat sie frei, konnte ihre Arbeitszeiten mitgestalten, macht, was ihr gefällt, und hat bislang keinen Tag als Bufdi bereut: „Die allgemeine Wegwerfmentalität finde ich nicht gut. Die Dinge weiter zu nutzen, ist besser. Wir bekommen Kleidung, Kinderkleidung, Bücher, manchmal auch säckeweise die Sachen von Verstorbenen, schauen sie durch, stellen sicher, dass alles sauber und in bestem Zustand ist, und verkaufen es.“ Kein Knopf darf fehlen, auch sonst nichts beschädigt sein an der Ware, die noch Interessenten finden soll. Sinnvolle Arbeit, die praktische Sozialversicherung und auch ein bisschen die Erfüllung eines alten Wunsches ist die Tätigkeit im Laden für die Ehrenamtlerin. „Schon als Kind habe ich gerne verkauft“, gibt sie schmunzelnd zu, „im Bahnhofsladen meiner Oma.“


DAGMAR KANN-COOMANN

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