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Immer für Überraschungen gut: Horst Evers
Foto: Kike

Große Lust auf Depressionen

27. August 2015

Nico Semsrott, Horst Evers und HG. Butzko schlagen zu – Komikzentrum 09/15

Die Hundstage sind vorüber, die Ferien auch und auf den Kleinkunstbühnen des Ruhrgebiets brummt es wieder. Genauer: die Humorarbeiter erheben ihre Stimmen, um uns – laut Sigmund Freud – mit der Lust einer Abfuhrempfindung zu beglücken. „Witzarbeit steht nicht jedem zu Gebote“, erläuterte er weiter und betonte, dass es sich um eine besondere Fähigkeit handle, die nur die wenigsten Menschen beherrschten. Wie wahr. Wobei er wohl kaum geahnt hat, was sich knapp 120 Jahre später Profi-Komiker so alles einfallen lassen, um uns zu erheitern. Zum Beispiel die Zahl der Depressiven in Mitteleuropa verdoppeln zu wollen, wie es Nico Semsrott in seinem runderneuerten Programm „Freude ist nur ein Mangel an Information – Update 2.0“ am 24.9. im Bochumer Bahnhof Langendreer und am 23.9. in der Essener Zeche Carl vorhat.

Todtraurig schaut er unter seinem Kapuzenpulli hervor, verteilt Unglückskekse und erläutert die Zusammenhänge der Weltwirtschaftskrise am Beispiel von Wochenmarkt-Schirmen. Depressionen seien ein Wachstumsmarkt, also sei er ein Trendsetter. Dass der aus Hamburg kommende Comedian nebenbei auch eine Karriere als Tod („Mein Leben als Tod“) macht, passt hervorragend zu der Erfindung seiner Kunstfigur: witzig und originell.

Andere Qualitäten besitzt Horst Evers, der Mann für skurrile Alltagsphänomene und gedankliche Seiltänze, die er in kurzen Geschichten zu Papier bringt. Hören wir – ups, lesen wir – also, was er zu sich und seinen Auftritten zu sagen hat: „Dies ist, offen gestanden, die wichtigste Motivation von Horst Evers: selbst an jedem einzelnen Abend eine unbändige Freude an seinem Programm zu haben. Deshalb liest, singt und erzählt er viele kleine Geschichten aus dem Hier und Jetzt. Geschichten, die allerdings sehr komisch sind. Denn ohne Lachen wäre ihm „die ganze Gegenwart nix“.

„Hinterher hat man’s meist vorher gewusst“, heißt sein Programm, mit dem er am 9. September in der Gelsenkirchener Kaue für verzückte Gesichter sorgen wird. Da stellt er unter anderem fest, dass er Freunde hat, die – egal, wie überraschend ein Ereignis eingetreten ist – „Das ist doch klar“ sagen. „Aber damit man das hinterher eigentlich auch meist schon vorher gewusst haben kann, muss man es natürlich erst einmal gesehen haben“, merkt Evers richtig an. Und gehört haben, möchte man hinzufügen, denn erst so wird aus dem Abend ein Schuh.

Hirnschrittmacher des Kabaretts nennt sich der inzwischen in Düsseldorf beheimatete HG. Butzko – zu recht. Der ursprünglich aus Gelsenkirchen kommende Kabarettist, dessen neues Buch gerade unter dem Titel „Verarschen kann ich mich alleine“ im Westend Verlag (249 Seiten, 14,99 Euro) erschienen ist und jede Menge denkwürdige „Widerworte und Einsprüche zur Lage der Nation“ beinhaltet, knöpft sich in „Super Vision“ (am 5.9. im Oberhausener Ebertbad und am 12.9. im Dortmunder Cabaret Queue) all jene Nasen vor, die derzeit die Geschicke der Deutschen lenken. Unter anderen Bundespräsident Joachim Gauck („der spricht so komisch“), die NSA-Überwachungsmethoden („DDR reloaded“) und die unaufhaltsame Karriere von Andrea Nahles („auch Dominahles genannt“). Oder Angela Merkel, die versprochen hat, „die Quellen des guten Lebens allen zugänglich zu machen“. Nur zum Beispiel – aber hören Sie selbst – empfiehlt Ihnen Ihre stets über Tage lebende

Anne Nüme

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