Gleich fünf junge etablierte Tastenkünstler haben die Bochumer Symphoniker für ein Spezialprojekt eingeladen. Sämtliche Werke für Klavier und Orchester von Rachmaninow werden in zwei Konzerten komprimiert dargeboten: Ein Portrait für eine außergewöhnliche Persönlichkeit.
Sergej Rachmaninow entstammte dem russischen, auch kulturell gebildeten Landadel. Der Großvater war selbst ein großartiger Pianist, Sergejs Mutter beherrschte die Kunst des Klavierspiels, Vater Rachmaninow improvisierte gern am Flügel. Mit 9 Jahren gelangte der begabte Junge nach Petersburg auf das Konservatorium, wo besonders sein Prima-Vista-Spiel (vom Blatt spielen) und ein gigantisches Gedächtnis die Lehrer faszinierte. Sergej nutzte allerdings seine Hochbegabung vornehmlich, um sich vor Aufgaben zu drücken. So wurde er auf Anraten eines Vetters nach Moskau geschickt und in die sehr streng geführte Klasse eines berüchtigten Professors integriert. Die Schüler wohnten sogar in dessen Haus und wurden echtem Drill unterzogen. Hier lernte Rachmaninow Theorie und Komposition, und ein Jahr vor dem regulären Ende des Studiums wurde er mit der Großen Goldmedaille der Lehranstalt ausgezeichnet.
Der totale Misserfolg seines 1. Konzerts und seiner 1. Sinfonie blockierte den damals 24-Jährigen Komponisten total. Erst als er sich um 1900 in psychotherapeutische Behandlung begab, kehrten Schaffensgeist und nötiges Selbstvertrauen zurück. Ein Nervenarzt suggerierte seinem Patienten unentwegt: „Sie werden ein neues Klavierkonzert schreiben... Die Arbeit wird leicht von der Hand gehen... Das wird großartige Musik werden." Rachmaninow glaubte dem Prediger, und er komponierte sein 2. Klavierkonzert.
Dieses Konzert begründete Rachmaninows Weltruhm – allerdings in einer umstrittenen Weise. Wer sich heute zu seiner Musik bekennt, befindet sich zwischen den Stühlen: Sein Werk erfährt Ablehnung durch die Musikwissenschaft und eine enthusiasmierte Publikumszustimmung. Die BoSys mit ihrem Chef Steven Sloane setzen jetzt auf die Wirkungskraft dieser Musik, gespielt von kraftvollen Pianist(inn)en aus Russland und Armenien.
„Es ist wahrhaft an der Zeit, wo man etwas Heroisches braucht", so schrieb in jenen Tagen Gorki an Tschechow. „Alle wollen etwas Anregendes, Markantes solcher Art, wissen Sie, dass es nicht dem Leben ähnlich ist, sondern höher, besser, schöner." Eine solche Geisteshaltung bedienten Rachmaninows Klavierkonzerte – alle seine Konzerte stehen übrigens in Moll.
Klavierkonzerte im Audi-Max:
Nr. 1 f-Moll mit Rustem Hayroudinoff, Nr. 4 g-Moll mit Boris Giltburg & Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43 mit Nareh Arghamanyan | Do 26.3. 20 Uhr
Nr. 2 c-Moll mit Natasha Paremski & Nr. 3 d-Moll mit Nikolai Tokarew | Fr 27.3. 20 Uhr
www.bochumer-symphoniker.de
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