Musiker wissen: in der Kälte spielen, das ist eine Qual. Trotz der winterlichen Temperaturen war jedoch kein verzerrtes Gesicht unter den Bochumer Symphonikern auszumachen, als die Blechbläser das Richtfest ihres zukünftigen Zuhauses feierlich eröffneten. Kein Wunder bei diesem freudigen Anlass, denn Grund zur Beschwerde haben die Symphoniker wohl nicht. Fünf Monate nach Grundsteinlegung hat das Musikzentrum Bochum nun ein Dach, und das wurde am Dienstag gefeiert.
Ein bunt gemischtes Publikum versammelte sich im Viktoriaquartier, um der frühabendlichen Zeremonie bei Dämmerungsbeginn beizuwohnen. Mehrere hundert Menschen von Jung bis Alt blickten erwartungsvoll auf den farbenfrohen Richtkranz zwischen Marienkirche und Neubau. Und schon vor Beginn der Feierlichkeiten ging es musikalisch zu im Musikzentrum: Ensembles der Musikschule spielten in den Räumlichkeiten der Kirche, die jahrelang leer stand und in das Musikzentrum nun als Foyer integriert werden soll. Dass ein Kirchenschiff als Foyer etwas ganz Besonderes sei, war von vielen Besuchern immer wieder zu hören, während sie durch die bunt beleuchteten Räume spazierten.
„Wir müssen die Nähe zur Musik schaffen“ – so formulierte Norman Faber als wichtiger Stifter des Projekts die Notwendigkeit des Musikzentrums. Es sei kein Beitrag zur Bildung einer Musikszene. Die gebe es nämlich schon; nur ein Platz fehle ihr bislang.
Bevor Bauherr Michael Townsend den „letzten Nagel“ in die Hand bekam, den er dann schräg einschlug, erzählte Kulturstaatssekretär Bernd Neuerdorf in einer Rede von dem zukünftigen Nutzen des Musikzentrums für die Stadt Bochum. So soll es nicht bloß als Konzerthaus dienen, sondern tagsüber für allerlei Kulturveranstaltungen geöffnet sein – von Ausstellungen über Lesungen bis hin zu Poetry Slams. Dies sei ein Alleinstellungsmerkmal im Ruhrgebiet, wenn nicht sogar in ganz NRW. Neuerdorf sprach auch das Bochumer Projekt „This is not Detroit“ an, zu dem das Musikzentrum einen erheblichen Teil beitrage. Es zeige einmal mehr, dass dies nicht Detroit sei, denn „hier geht’s voran“.
Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz sprach Sponsoren und Mitwirkenden ihren Dank aus und betonte dabei unter anderem die Leistung des Generalmusikdirektors Steven Sloane sowie die der Architekten Bez und Kock. Auch mit dem Bau verbundene Konflikte erwähnte sie und erinnerte so an die Kritik von Seiten des Bundes der Steuerzahler und der Bürgerinitiative Bürgerbegehren. Kritiker bemängeln seit Planungsbeginn, dass die Kosten für den Bau und die Instandhaltung des Projekts höher seien als angegeben und ein weiteres Konzerthaus im Ruhrgebiet nicht notwendig sei.
Dass sich diese Kritik durchsetzen wird, danach sieht es momentan nicht aus. Der Bau des Musikzentrums geht in schnellen Schritten voran, und 2015 ist die offizielle Eröffnung mit einem Konzert der Bochumer Symphoniker geplant, denen die neuen Räumlichkeiten Platz für viele Auftritte bieten sollen. Einen Vorgeschmack gab es schon beim Richtfest, das Musikschule und Symphoniker trotz kalter Finger mit viel Musik begleiteten und noch einmal vor Augen führten, wozu dieser Aufwand betrieben wird.
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