Wenn man sich die Ortswechsel in der Biografie von Ilija Trojanow ansieht, könnte man meinen, dieser Mann sei Zeit seines Lebens auf der Flucht. Und tatsächlich, der ursprünglich aus Bulgarien stammende Autor verließ als Kind mit seiner Familie die Heimat, um schließlich in Deutschland Asyl zu finden. Der Rest seiner Odyssee ist weitestgehend selbstgewählt. Nach einem Jahr in der BRD zog die Familie weiter nach Kenia und kehrte zeitweilig nach Deutschland zurück. Zum Studium ging Trojanow zunächst nach Paris und später nach München, wo er zwei Verlage gründete. Zur Jahrtausendwende zog es ihn nach Mumbai in Indien, wo er einige Jahre verbrachte bevor er nach Südafrika übersiedelte. Nun lebt er – verhältnismäßig bodenständig – schon seit einigen Jahren in Wien. Ob ihn die Flucht und häufige Umzüge in der Kindheit zu einem ständigen Wanderer gemacht haben? Vielleicht erfährt man auch darüber etwas in Trojanows Lesung im Literaturhaus Dortmund. In jedem Fall hat das traumatische Erlebnis Vielfältiges in dem Autor ausgelöst und diesen verändert. In seinem neuesten Buch „Nach der Flucht“ (S. Fischer 2017) beschreibt er diese Prozesse gewohnt klug und einfühlsam. Die wohl wichtigste Erkenntnis daraus lautet „Es gibt ein Leben nach der Flucht, doch die Flucht wirkt fort, ein Leben lang.“ Trojanow leistet damit einen wertvollen Beitrag zur aktuellen Debatte um Flucht, Vertreibung, Toleranz und Menschlichkeit. Im Anschluss an die Lesung spricht er mit dem Germanisten Hannes Krause.
Über Leben! Ilija Trojanow – Nach der Flucht | Mi 11.10. 19.30 Uhr | Literaturhaus Dortmund | Neuer Graben 78, 44139 Dortmund | www.ueber-leben.net
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