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Olli Dittrich als Dittsche im „Eppenorfer Grill“
Foto: WDR

Jürgen von Manger fände es gut

29. Oktober 2015

In Herne kämpfen „Tegtmeiers Erben“ um das begehrte Käppi – Komikzentrum 11/15

In diesem Jahr gibt es beide: den Tegtmeier-Ehrenpreis und den Jürgen von Manger-Preis für ein Lebenswerk: letzteren erhält Jürgen von der Lippe, der Ehrenpreis geht an Olli „Dittsche“ Dittrich, der mit seiner Kunstfigur als „Menschendarsteller“ in die Fußstapfen des 1994 gestorbenen Volksschauspielers tritt. Jürgen von Manger stand 1961 zum ersten Mal als Adolf Tegtmeier vor der Fernseh-Kamera und wurde mit dieser Rolle bundesweit bekannt. Dittrich wiederum kann viele prominente Nasen nachahmen. Als Dittsche im „Eppendorfer Grill“ ist er ein arbeitsloser Küchenphilosoph, der im gestreiften Bademantel nicht mit Lebensweisheiten hinterm Berg hält und gut und gerne das Bier zischen lässt.

Am 21. November werden beide das Preissymbol, die 7,5 Kilogramm schwere Tegtmeier-Bronzekappe in Empfang nehmen und zwar im Herner Kulturzentrum, in dem auch „Tegtmeiers Erben“ gekürt werden. Um die alle zwei Jahre ausgelobte, mit insgesamt

8000 Euro dotierte Trophäe – eine Tegtmeier-Kappe aus Stoff – kämpfen sechs Bühnenoriginale, sowohl um den Jury- als auch den Publikumspreis. Zwei von ihnen werden also mit jeweils 4000 Euro mehr in der Tasche nach Hause fahren. Die Riege der zur Auswahl stehenden Kleinkünstler kann sich hören und sehen lassen. Als da wäre Özcan Cosar, der in Stuttgart als Sohn eines aus der Türkei kommenden Ehepaares geboren wurde und der nun zu den großen Hoffnungsträgern der Spaßmacher-Zunft zählt.

Keine Frage, auch der aus Hamburg kommenden Katie Freudenschuss würde man das Tegtmeier-Käppi gönnen. Nicht nur, weil es ihr gut zu Gesicht stünde, sondern weil sie so vieles beherrscht. Sie kann singen, Klavier spielen, Songs schreiben und schön erzählen. „Ich war Hamburgs schlechteste Kellnerin“, so Freudenschuss – bis sich die in ihr schlummernden Talente nicht mehr unterdrücken ließen. Dabei ist Freudenschuss kein Künstlername wie mancher glaubt. In Hamburg könne man damit eigentlich nur Dealerin, Pornodarstellerin oder Priesterin werden. Sie selbst nennt sich Sachensagerin und ihr Programm heißt „Bis Hollywood is eh zu weit“. Jetzt geht es also erst mal über Poppenbüttel nach Herne. Wir drücken die Daumen.

Auch für – und besonders feste – Friedemann Weise, dessen anarchischer Humor in den besten Momenten an den von Helge Schneider erinnert. Weises fehlende Routine ist Fluch und Segen zugleich: Weil er – noch – nicht dazu in der Lage ist, sein erstes Programm mit dem schönen Titel „Der große Kleinkunstschwindel“ routiniert abzuspulen, gerät jeder Auftritt zu einem Vabanque-Spiel: hoher Einsatz, noch höheres Risiko, aber auch die Chance, auf einen Riesengewinn.

Vielseitigkeit ist das Markenzeichen des Wuppertalers Jan Philipp Zymny, der sich die Zeit als Poetry Slammer (2013 wurde er deutschsprachiger Meister), Raumfahrer, Großwildjäger, Boxer und Erfinder vertreibt. Offenbar betätigt er sich auch als Bergsteiger, zumindest der Titel seines ersten Programms „Hin und zurück – nur Begauf!“ legt die Vermutung nahe. Mit von der Wettbewerbspartie ist auch Martin Fromme, der seine (durch die Contergan-Einnahme verursachte) Behinderung zum Zentrum seiner rabenschwarzen Witze macht. Dass der an dieser Stelle schon mehrfach bejubelte Martin Zingsheim, der als Humorarbeiter bereits einen veritablen Preisregen über sich ergehen ließ, das Wettbewerbs-Sextett komplettiert, macht die Entscheidung in Herne nicht eben leichter – kurz: es wird verdammt spannend. Prophezeit die stets über Tage lebende

Anne Nüme

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