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30 Jahre deutscher Hip-Hop – gestern Rick Ski und heute Haiyti
Foto: Ullstein fünf

Krautpop und Krauthop

24. April 2019

Glänzender Pop und deutsche Reime – Kompakt Disk 05/19

Von Spar aus Köln haben schon so manchen Wandel vollzogen. Angefangen haben sie mit aggressivem Post-Punk Gestus und Sänger Thomas Mahmoud, nach dessen Weggang es instrumental in Krautrock-Gefilden weiterging, bevor „Foreigner“ mit einem Krautrock/Pop/Elektronik-Spagat die Popwerdung in „Streetlife“ ankündigte, mit der sie nah an den französischen Eleganz-Pop von Bands wie Phoenix rückten. Genau da machen sie mit „Under Pressure“, ein geschmeidiges Album, das nun gar nicht nach Druck klingt: Die Elektronic pluckert, das Schlagzeug federt, der Bass schwingt, und die SängerInnen Laetitia Sadier (Stereolab), R. Steevie Moore, die Post-Punk-Legende Vivien Goldman und der Stammgast Christopher Cummings alias Mantler fügen sich geschmeidig ein. Leicht oder geschmeidig klingt es bei Andreas Spechtl nicht. „Strategies“ ist bereits das dritte Soloalbum des Ja, Panik-Sängers, und auch hier klingt er deutlich experimenteller als mit seiner Band. Doch die Strategien sind sehr verschieden: frei-jazzige Zärtlichkeit findet sich neben kantiger Elektronik, gebrochene Melancholie neben schmirgelnder Euphorie. Ein spannendes Album, für das man sich Zeit nehmen muss (beide Bureau b).

In den letzten Jahren hat sich die sogenannte „Oral History“ als Methode durchgesetzt, ein musikalisches Phänomen zu umreißen. Jetzt-schon-Klassiker wie „Please Kill Me“ über Punk, „Rip It Up and Start Again“ über Post-Punk, „Verschwende Deine Jugend“ über die deutsche „New Wave“ oder „Electri_City“ über elektronische Musik aus Düsseldorf haben gezeigt, dass man so nicht nur gut ein komplexes Thema einfangen, sondern auch die widersprüchliche Vielstimmigkeit abbilden kann. Was liegt näher, als das Prinzip auch auf die nicht um Worte verlegene Szene des deutschsprachigen Hip-Hop anzuwenden? Jan Wehn und Davide Bortot haben für „Könnt ihr uns Hören? Eine Oral History des deutschen Rap“ (Ullstein) mit über hundert Szenegrößen und Pioniere gesprochen und die Veränderungen erfasst vom „Kraut-Hop“ der frühen 80er Jahren bis heute, vom Underground zum Pop, vom Consciousness-Rap zu Aggro Berlin, von Old School zu Cloud Rap.

Christian Meyer-Pröpstl

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