Auf seinem fünften Soloalbum hat der Ngoni-Virtuose Bassekou Kouyaté mit Afel Bacoum, Habib Koité (der im Februar in die Kölner Philharmonie kommt, s.S. ??) und weiteren Gästen prominente Unterstützung. Und sie alle sind alte Wegbegleiter. Das passt, denn auf „Miri“ geht es um den Wert von Freundschaft – und Familie. So thematisiert Kouyate, der mit seiner Band Ngono ba hier wieder den so zarten wie virtuosen Mali-Sound von seiner besten Seite repräsentiert, auch den Tod seiner Mutter (Outhere). „This Is Frafra Power“ ist der Nachfolger von „This is Kologo Power“. Teil eins war eine von King Ayisoba initiierte Compilation aus Ghana, um die heimische Lautenmusik so populär „wie die Musik von Bob Marley“ zu machen. Das hat nicht ganz geklappt, zu rau ist der mitreißende Sound. Ob es nun mit Frafra Power klappt? Ayisobas Drummer Francis Ayamga hat Arnold de Boer von der niederländischen Avant-Punk-Band The Ex ein umfangreiches Konvolut an Material von Musikern seiner Heimat vorgespielt. De Boers Begeisterung führte zu zahlreichen neuen Aufnahmen. Die Compilation „New Music From Bongo, Bolgatanga, Ghana - North East Region“, komplett in der Regionalsprache Frafra eingesungen, entfaltet eine unglaubliche Kraft, die aus der Kombination von Folklore und Ayamgas Beats entsteht (Mulakkum).
Der Journalist Tobias Lehmkuhl nähert sich mit „Nico“ der „Biografie eines Rätsels“. Die in Köln geborene Musikerin zog schon als Kind nach Berlin, wo sie später Model wurde und weiter nach Paris ging, wo sie außerdem erste Filmrollen erhielt. In New York, fand sie über Andy Warhols Factory nicht nur zum Avantgardekino, sondern auch zur Musik – zunächst als Sängerin von The Velvet Underground, dann als Solokünstlerin. Bis zu ihrem frühen Tod mit 50 Jahren hat sie sechs Alben aufgenommen. Lehmkuhl verliert sich mitunter in Nebenschauplätzen oder füllt Wissenslücken mit Vermutungen. Er trägt aber auch massenhaft Informationen zusammen, die dieses rätselhafte Leben greifbar machen. Einer nachvollziehbaren Biografie hat Nico zeitlebens entgegengearbeitet – mit widersprüchlichen und erwiesenermaßen falschen Aussagen, oder Schweigen. Insofern gelingt Lehmkuhl zumindest eine Annäherung – das ist schon einiges (Rowohlt).
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