Die einen machen Pause, die andern nutzen die Gunst der WM-Stunde: Die Macher des RuhrHochDeutsch-Festivals haben sich für Letzteres entschieden und verleihen dem sportlichen Großereignis einen gebührenden Rahmen. Das historische Spiegelzelt an den Dortmunder Westfalenhallen (Rheinlanddamm 200) steht wie in den Jahren zuvor im Mittelpunkt der zahlreichen Veranstaltungen, mit denen das Festival bis zum 12. Oktober aufwartet.
Angefangen bei der bereits tradionellen Benefiz-Gala am 26. Juni, „Lachen für ‘nen guten Zweck“ mit Knacki Deuser als Moderator, der die Sauerländerin Lioba Albus und ihr Alter Ego Mia Mittelkötter begrüßt. Außerdem mit von der Partie: Der Obel, die eine Hälfte des Duos „Till & Obel“, der Liedermacher und Geschichtenerzähler Fred Ape und das Ruhrpott-Comedy-Urgestein Franziska Mense-Moritz, auch als „unsere Fränzi“ bekannt. Musikalisch begleitet wird der Abend vom Sergej-Gorlukowitsch-Sextett, der Hausband der „Löw kann nicht“-Revue, mit der im Juli auf die Fußball-Tube gedrückt wird.
Einen Tag später, also am 27., macht Konstantin Wecker mit seiner „Sommer Tour 2014“ Station – übrigens der erste spielfreie Tag seit Beginn der WM. Am 28., 29. und 30. werden Gregor Schnittker und seine Gäste („Ente“ Lippens, Norbert Dickel, Eike Immel, Bruno „Günna“ Knust, Lioba Albus u.v.a.) das Achtelfinale begleiten. Ab 22 Uhr sind die Spiele auf eine Großleinwand zu sehen, die auf der Wiese nebenan steht.
Nur im weitesten Sinn hat „Heimat, Fußball, Rockmusik“ (am 3. im Stratmanns, Essen) etwas mit der WM zu tun. Dennoch eignet sich Frank Goosens Programm hervorragend zur Einstimmung in dieselbe, weiß der Bochumer doch eines ganz genau: „Woanders is auch scheiße.“ Das hat ihm sein Oppa gesagt – und Goosen himself hat es nachgeprüft. Ähnlich dürfte es der aus dem Sauerland kommenden Frieda Braun ergehen, wenn sie die heimische Scholle Richtung Oberhausen verlässt, um am 5. im Ebertbad die eine und andere „Rolle rückwärts“ zu machen.
Mit ihr hat sich Karin Berkenkopf eine Figur wie aus dem Bilderbuch ausgestorbener Menschenarten ausgedacht, eine ganz in Beige gehaltene Hausfrau mit Hornbrille und Lockenwickler-artigen Frisur, die nichts anderes macht, als ihre Alltagsbeobachtungen preis zu geben. Doch halt: Hinter der bräsigen bis provinziellen Erscheinung verbirgt sich ein heller Kopf. Ähnlich wie Jutta Wübbe alias Marlene Jaschke aus Hamburg ist die in Winterberg beheimatete Comedienne ein Ausbund an Perfidie. Zielscheibe ihrer Betrachtungen sind mit Vorliebe Männer im Allgemeinen und Otto oder Bernd im Besonderen.
Ersterer ist passionierter Feuerwehrmann a. D., der immer noch mit Leib und Seele am Löschen hängt, wovon der Weihnachtsbaum ein Liedchen singen könnte. Bernd dagegen wird von seiner angetrauten Carola ausgewildert, nachdem sie bemerkt hat, dass er vor der Glotze stagniert. Womit die Frage, wie viel Bildung eine Partnerschaft verträgt, beantwortet wäre. Die Schultern leicht nach vorne gezogen, die Beine verklemmt aneinander gedrückt, signalisiert Frieda Braun mühsam überwundene Schüchternheit. Mit eben diesen präzisen Bewegungsabläufen findet sie den direkten Weg in die Herzen und das Humorzentrum der Zuschauer, die sich vor Lachen regelmäßig ausschütten, wenn sie von getoasteten Nachrichten und gegurgeltem Wetter berichtet.
Am 20. November 2013 ist Dieter Hildebrandt gestorben. Genau sieben Monate später, also am 20. Juni, wird Renate Hildebrandt den mit 15 000 Euro dotierten „Bocholter Pepperoni“ entgegennehmen, mit dem der Kabarettist posthum geehrt wird. „Ein Abend für Dieter Hildebrand“ heißt das Programm mit Christoph Sieber, Stefan Waghubinger, Hans-Hörg Frey und Ennio Marchetto im Städtischen Bühnenhaus Bocholt, das ganz im Zeichen des unvergesslichen Kabarettisten steht, der hinten und vorne fehlt – meint nicht nur die stets über Tage lebende
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