Monika Wacker ist Paar- und Sexualtherapeutin. Zusammen mit anderen Kolleg:innen hat sie das Netzwerk besserlieben gegründet. Aus ihrer Erfahrung werden Beratungsangebote häufig in Situationen angenommen, wenn einer von beiden fremdging und es herauskam – entweder, weil man erwischt wurde oder es zu einer Beichte kam. Lässt sich die Beziehung dann noch retten und wie kann gemeinsam mit dieser Verletzung umgegangen werden, um wieder Vertrauen zu fassen und vielleicht zueinander zu finden?
Oft stellt sich dann die Frage, wieso der Partner heimlich vorgegangen ist und warum er sein Bedürfnis nicht direkt mitteilen konnte. Hat ihm innerhalb der Beziehung etwas gefehlt oder sieht er sich vielleicht grundsätzlich nicht als monogam? Mitunter kann hier eine Beziehungsöffnung sinnvoll sein. „Wenn man die Beziehung öffnet, dann ist es mindestens für den Menschen ein Gewinn, der ein sexuelles Bedürfnis hat, dass der:die Partner:in nicht befriedigen möchte“, erläutert Monika Wacker.
Fehlt etwas in der Beziehung?
Dass Netzwerk besserlieben berät Paare, die über offene oder polyamore Beziehungen nachdenken oder eine Öffnung planen. Dabei sind essentielle Fragen im Vorfeld zu klären: Wie soll beispielsweise mit Eifersucht umgegangen werden? Welche Regeln gelten? Wie viel darf jeder erzählen?
Beziehungsöffnung und Polyamorie seien derzeit in den großen Städten ein sehr häufiges Thema, sagt Monika Wacker, die Praxen in Münster und Telgte führt. Mehr gesellschaftliche Akzeptanz sorge dafür, dass die Bedürfnisse früher besprochen werden, ohne dass es überhaupt erst zu einem Betrug kommen müsse. Doch so einfach ist es oft gar nicht in der Umsetzung. Wer beispielsweise keine Idee von Beziehungsöffnung hat oder ein monogames Beziehungsideal vor Augen, der kann den Gedanken an eine Beziehungsöffnung als sehr bedrohlich erleben. Ehe die Person zu einem bewussten Umgang mit der Situation findet, können sich gar Gefühle von Verlassenheit einstellen, davon, im Stich gelassen oder nicht wertgeschätzt zu werden. Ein großes Stück persönliche Arbeit also.
Eifersucht gleich Eifersucht?
Wie in monogamen Beziehungen kann Eifersucht auch in offenen Beziehungen ein großes Thema werden. „Menschen in monogamen Beziehungen, die eifersüchtig sind, richten diese Eifersucht oft vorwurfsvoll an den:die Partner:in. Während in polyamoren Beziehungen der Vorwurf der Eifersucht oft auf sich selbst genommen wird. Polyamore Menschen ziehen sich dann eher erstmal zurück und reflektieren, was das mit ihnen selbst zu tun hat“, erläutert Monika Wacker.
Dahinter steckt auch immer ein Selbstwertthema und die Frage: Kann der Mensch die sichere Verbindung zum Partner auch dann noch spüren, selbst, wenn die außerhalb der Zweierbeziehung aktiv ist? Die Beziehungsöffnung als gemeinsames Projekt zu begreifen und dem Partner immer auch zu spiegeln, wie es einem in der jeweiligen Situation damit geht, kann zu einer größeren Sicherheit und Verbundenheit zwischen den Partnern führen.
Auf dem Portal von besserlieben finden sich sechzig freiberufliche Berater:innen, die paar- und sexualtherapeutisch tätig sind. Paartherapeuten widmen sich der Thematik vornehmlich auf psychologischer Ebene, während Sexualtherapeuten verstärkt körperliche Aspekte berücksichtigen.
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