Geisterjagt im Essener Süden. Irgendwo soll es Spuren einer alten Legende geben. Grusel an der Korte-Klippe. „Der Fährmann vom Baldeneysee“ ist ein Live-Hörspiel am Essener Grillo. Ja klar, werden die meisten jetzt sagen. Die drei ??? sind wieder unterwegs. Neuer Fall, alte Serie. Von wegen. Hier war die Seniorentheatergruppe Alte Helden am Werk. In Eigenregie erarbeitete sie das Live-Hörspiel – und wurde prompt zum 4. Seniorentheatertreffen NRW am Consol Theater Gelsenkirchen eingeladen. „WILDwest“ heißt das und wild sind die fitten Miminnen und Mimen allemal.
Gezeigt werden an vier Tagen fünf Produktionen, die eine Jury (Beate Brieden, Bielefeld, Lisa Bachmann, Gelsenkirchen und Marlin de Haan, Düsseldorf) aus einer Vielzahl von Bewerbungen ausgesucht hat. Einfach ist das nicht, und bei Absagen werden wohl auch schon mal ein paar Herztropfen fällig. Dazu kommt: Bundesweit hat NRW sich die aktivste Szene an Ensembles mit SpielerInnen, die sich überwiegend aus Senioren speisen. Über 40 Gruppen existieren an den Stadttheatern, aber auch als langjährig agierende eigenständige Ensembles mit einem großen Erfahrungsschatz. So ist das Seniorentheater SeTA in der Düsseldorfer Altstadt bereits seit fast 30 Jahren aktiv. Zum Festival haben sie es mit einem „Peer Gynt“ in großen mythologischen Bildern geschafft. Sie gelten als alte Füchse, doch die Wahl fiel 2018 auch auf kleine Perlen und echte Neulinge und – auch tanzende ältere Menschen vom Solinger Tanztheater 55+, die sich ganz zeitgenössisch bei „Es war einmal – oder auch nicht“ um alternative Fakten zur Weltgeschichte kümmern.
Als weiteren Klassiker gibt es noch Brechts „Dreigroschenoper“ als Zirkusnummernfeuerwerk vom Bonner Theater Uhu zu sehen. Natürlich werden da auch Gassenhauer geschmettert, Freunde verraten und Herzen gebrochen. Als Einzelkämpfer kommt Bernd Schüren aus Mönchengladbach nach Gelsenkirchen. Er gibt in „Comeback für Noah“ dem alttestamentarischen Held eine neue Lebensperspektive, denn der leidet nach der Ebbe am spießbürgerlichen Alltag. Nach ein paar Gläsern Rotwein hat er aber die rettende Idee: Eine neue Arche muss her. Zur Eröffnung zeigt das Consol Theater die eigene Inszenierung „Ge(h)dankenvorgänge“ mit BürgerInnen ab 55 und das ist eine bewegte Performance über das Gehen an sich und der damit verbundenen Verbindung zum Denken.
Aber wie bei einem solchen Festival üblich will man nicht nur die eigenen Produktionen zeigen und vergleichen. Die Gelegenheit der Zusammenkunft wird natürlich auch für Forschung und Lehre genutzt. Drei Workshops zum Thema Tanz, Poetry-Slam und Storytelling mit Stuart Kandell (in englischer Sprache mit Übersetzung) finden deshalb während WILDwest statt. Und es beginnt dort eine neue Fortbildungsreihe der Akademie für kulturelle Bildung in Remscheid. Interessierten SpielleiterInnen werden bei „Wer, wenn nicht wir – wo, wenn nicht hier!“ performative Verfahren für die Arbeit mit intergenerationellen Gruppen vermittelt.
WILDwest | 31.5. - 3.6. | Consol Theater, Gelsenkirchen | www.wildwest-nrw.de
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