Roermond und Ochtrup haben schon eins, in Werl und Remscheid wird eins geplant. Was diese Städte können, kann Duisburg schon lange. Im November 2011 genehmigte der Rat den Bau eines Factory Outlet Centers im Duisburger Norden.
Factory Outlet Center (FOC) gelten als der neueste Trend im Konkurrenzkampf der Städte um das sinkende Nettoeinkommen der Deutschen. Auf einer Fläche am Stadtrand, die mit dem Auto gut zu erreichen ist, wird ein mittelalterliches Städtchen mit Ladenlokalen nachgebildet, wo man Ware aus der Vorsaison mit Rabatten von 30 bis 70% kauft. Die Zielgruppe eines FOC sind Familien, die dank Gastronomie und Kinderbetreuung das Shopping als Familienausflug erleben sollen.
Auch in Duisburg wird mit diesem Konzept geplant. Zwischen Marxloh und Hamborn, direkt an der A59, sollen auf dem Gelände der Rhein-Ruhr-Halle und des Hamborner Stadtbads 26.000 Quadratmeter Verkaufsfläche entstehen. Das Gelände schreie „unüberhörbar nach städtebaulicher Neuordnung”, kommentierte Duisburgs Stadtdirektor Peter Greulich die Pläne im Januar. Das schließt den Abriss von 394 Wohnungen zugunsten der 2.500 Parkplätze des Centers ein. Die „Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz” will das nicht hinnehmen und protestierte im Januar mit einer Mahnwache vor dem Duisburger Rathaus.
Factory Outlet Center sind der neueste Trend im Konkurrenzkampf der Städte
Knapp 125 Millionen Euro lässt sich der niederländische Investor das FOC kosten und spricht von einem „Arbeitsplatzpotential” von 600 bis 800 Stellen. „Das ist angesichts der sozioökonomischen Ausgangslage ein ganz, ganz wesentlicher Aspekt”, meint Greulich. Aber nicht alle teilen die Hoffnung der Stadtverwaltung auf ein Arbeitsplatzwunder. „Dort werden viele Minijobs entstehen”, meint der Stadtplaner Dirk E. Haas. Zudem hätte man vor Ort in Duisburg nur wenig Einfluss auf die Renditeerwartungen der Londoner Betreiberfirma Freeport. Gleichzeitig sei der Standort des FOC schon heute ein Nadelöhr für den Autoverkehr, der gemeinsam mit dem Stahlwerk im benachbarten Bruckhausen für eine hohe Feinstaubbelastung sorge. Durch den zusätzlichen Kundenverkehr verschärfe sich dieses Problem, so Haas. Dabei soll das Outlet Center eigentlich positiv auf das Stadtgebiet wirken. „Ich gehe davon aus, dass mit dem Factory Outlet viele Kundinnen und Kunden nach Duisburg kommen”, spekuliert Peter Greulich und hofft zugleich auf neue Gewerbesteuereinnahmen. „Die Argumente sind vordergründig. Wer ein wenig Erfahrung hat, weiß, dass es so nicht eintreten wird”, meint dagegen Dirk E. Haas. Gewerbesteuereinnahmen würden erst dann fließen, wenn die Investitionen abgeschrieben sind. Und auch die Wirkungen auf die benachbarten Stadtteile sieht er skeptisch. Zwar sei das FOC keine direkte Konkurrenz zu den lokalen Händlern, aber falls sich aufgrund von Leerstand auch Lebensmitteldiscounter dort ansiedeln, könnten diese Kaufkraft abziehen. „Am besten ist, wenn das Outlet keine Auswirkungen hat.”
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