Fast ein Viertjahrhundert ist es her, dass der Verein Klack Zwo B das blicke-Festival aus der Taufe gehoben hat – das „Filmfestival des Ruhrgebiets“. Seitdem gewährt das Filmfest im charmanten Endstation Kino in Bochum-Langendreer dem Publikum jedes Jahr einen Einblick ins Werk der Filmemacher des Reviers. So auch dieses Jahr, vom 23. bis 27. November – eine Einladung, sich wieder an die Grenzbereiche zwischen Film- und Medienkunst zu wagen.
Letztes Jahr war es die begehbare Installation „Im Zwielicht der Villa Buxley“, die zu einem erweiterten Kinoerlebnis jenseits der Leinwand einlud, dieses Jahr lockt die Medienkunst-Ausstellung „Case Study/Fallbeispiel“ ins Obergeschoss des Kinos – und nimmt den Betrachter mittels multimedialer Exponate mit auf eine Reise durchs Ruhrgebiet, wo der Strukturwandel, diese Maschine, die nicht immer so richtig anspringen will, mal lauter, mal leiser vor sich hinrattert. Die Ausstellung blickt auf grüne Oasen inmitten von Beton, auf moderne Architektur und Verwahrlosung und ist das ganze Festival über zu sehen. Am Samstag (26.11.) gibt es eine Begehung und Diskussion mit den Machern.
Nach dem Gang durch die Ausstellung empfiehlt sich auch ein Blick auf die obligatorischen Monitore, die auch dieses Jahr filmische Installationen präsentieren: Sie entführen den Betrachter für Minuten oder nur Sekunden in Autofabriken und leere, tote Industrie-Anlagen, wiederbelebt von Künstlern, oder reflektieren die Mutter aller Leinwände, die Wasseroberfläche.
Im Zentrum von Blicke steht nach wie vor das abwechslungsreiche Filmprogramm, dieses Jahr mit über 40 Streifen und erstmalig ergänzt um einen Kurzfilm-Block am Festival-Samstag (26.11.): Manche der 12 kurzen Kunstwerke huschen in nur 51 Sekunden über den Bildschirm, andere nehmen sich sechs Minuten Zeit, um zu zeigen, dass Filmkunst auch sehr pointiert sein kann. Es geht um Flüchtlinge mit „dicken Handys“ und Paartanz mit dem Pegida-Girl, um Lyrik am Imbiss und Träume beim Fallschirmsprung.
Neben gewagten Film- und Medienexperimenten wird es an den vier Festival-Tagen auch zahlreiche Dokumentationen zu sehen geben, zum Beispiel über jugendliche Flüchtlinge, eine Geigenwerkstatt im tiefen Ostwestfalen und brennende Polizeiautos in Paris. Neue Modi der Wahrnehmung erforschen wollen experimentelle FilmemacherInnen wie Marian Mayland, der die Sozialbauten der 70er unter die filmische Lupe nimmt oder Daniel Burkhardt aus Köln, der nach einem grafischen Abbild des Urbanen sucht. Die Filme, die am meisten überzeugen – ob nun Doku, Fiktion oder Experiment – werden am letzten Festivaltag (27.11.) erneut gezeigt. Mit dabei: der Träger des Querdenker-Preises von trailer. Die Preisträger, deren Werke ab 11 Uhr über die Leinwand flimmern, sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Es lohnt sich, von Anfang an dabei zu sein. Am Mittwoch (23.11.) um 19 Uhr wird das Festival eröffnet.
blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets | Mi 23.11. - So 27.11. | Kino Endstation, Bochum | www.blicke.org
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