Alex G alias Alexander Giannascoli firmiert seit Erscheinen seines neuen, sechsten Albums „Rocket“ unter dem Namen (Sandy) Alex G. Auf „Rocket“ zeigt er dennoch wieder seine bekannten Songwriter-Qualitäten und die reichhaltige musikalische Palette, die von LoFi-Kleinoden über Alt-Country zu Noise-Einlagen reicht. Ziemlich überraschend, ziemlich gut (Domino). Exaltiert, camp, dramatisch, schwul… Perfume Genius hält sich nicht zurück. Seine Songs sind elektronischer geworden, verströmen aber zugleich Glam-Rock-Feeling und klingen auch mal nach Prince. Überhaupt ist das neue Album „No Shape“ musikalisch extrem vielseitig, dabei immer etwas übersteuert, nicht nur in Bezug auf sein Vibrato. Seinem Kollegen Zach Pennington von den Parenthetical Girls steht er in nichts mehr nach – ein tolles Album (Matador). Die Kondi Band ist keine Kopfgeburt aus westlicher Clubmusik und Afroelementen. Der amerikanische, aber inzwischen in Rio de Janeiro lebende Produzent Chief Boima hat den Sänger und Kondi-Spieler Sorie Kondi aus Sierra Leone über YouTube kennengelernt. Angetan von dessen Gesang und uplifting Daumenklavier hat Boima, der selber Wurzeln in Sierra Leone hat, einen Clubremix angefertigt und schließlich für eine gleichberechtigte Zusammenarbeit den Kontakt zu dem Musiker aufgenommen und ihn in sein Studio in den USA eingeladen. Die Mischung ist organisch und kann durchaus jenseits des Clubs bestehen (Strut).
Zehn Jahre lang – von 1968 bis 1978 – gehörte Vincent Ahehehinnou zum Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou, das in dieser Zeit zur bedeutendsten Gruppe im Benin wurde. Nach vielen Machtkämpfen verließ er schließlich die Band und nahm sein erstes und einziges Soloalbum „Best Woman“ auf, das von dem Frankfurter Label Analog Africa nun erstmals wiederveröffentlicht wird. Vier knapp zehnminütige Afrobeat-Stücke sind darauf zu finden, die zwar rhythmusbetont sind, aber vor allem durch ihre gesangliche Zartheit auffallen. Für die Compilation „Pop Makossa“ hat Analog Africa wieder tief in staubigen Kisten gegraben. Dieses Mal ist eine Sammlung mit dem „Invasive Dance Beat of Cameroon 1976 – 1984“ dabei herumgekommen. Mal flirren die Synthesizer melodiös über den funky Beat, mal pluckern analoge Mitten extrem cool durch einen Discotrack und über allem stehen natürlich Gesangslinien, wie man sie nur in Afrika antrifft. Die Fusion aus Merengue, High-Life, Rumba und westlichen Stilen wie Funk, Disco und Jazz ist mitreißend. Mulatu Astatke ist längst eine Legende des äthiopischen Ethio-Jazz mit seiner ganz eigenen Melodik. Spätestens seit Jarmusch seine Stücke für „Broken Flowers“ verwendet hat, ist er auch im Westen bekannter. Mit „Mulatu of Ethiopia“ veröffentlicht Strut sein Album von 1972, das die Blaupause für seinen Mix aus Jazz, Afrosounds und Latin war – zugleich spannend und ganz entspannt.
Das Ensemble Zeitkratzer um Reinhold Friedl hat sowohl Klassiker der Neuen Musik wie Cage oder Stockhausen interpretiert als auch popmusikalische Phänomene wie Reeds Metal Machine Music oder zuletzt die frühen Kraftwerk. Nun sind „Serbian War Songs“ an der Reihe. Die Stimmen von Svetlana Spajić, Dragana Tomić und Obrad Milić erinnern sogleich an die typischen mehrstimmigen Balkangesänge, während das Ensemble bedrohliches Grollen, Schleifen, Quietschen und Pfeifen mitunter in infernalischen Krach überführt. Apokalypse hörbar gemacht...
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