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„Der Freischütz“
Foto: Uwe Stratmann

Wenn der Teufel kotzt

29. November 2012

„Der Freischütz“ in Wuppertal – Theater Ruhr 12/12

Das Böse ist allgegenwärtig. Wie ein Geist umschwirrt Samiel ständig das Geschehen irgendwo im Böhmerwald. In der Wuppertaler „Freischütz“-Inszenierung von Andrea Schwalbach spielt Marco Wohlwend ihn als konservativen Teufel mit abgenutzter Aktentasche. Und dennoch geht das nicht ohne Blut ab. Die romantische Oper von Carl Maria von Weber wird hier zu einer Schlachtorgie zwischen Voodoo und Jägerlatein, die stolzen Wälder sind da längst abgeholzt und zu Brettern verarbeitet, so dass Wild und Mensch kaum noch Verstecke finden. Schwalbach hat zudem und ziemlich außergewöhnlich der Figur des Samiel Textpassagen zugeschoben, so dass er sich immanent im Spiel bewegen kann und an allen Handlungen nicht nur aus der Ferne beteiligt ist. Das ist anfangs verwirrend, aber wirkt rasch ziemlich überzeugend.

Die ersten Zuschauer gehen in Wuppertal dennoch schnell, viele in der Pause. Oft ein Zeichen von intensiver Qualität, zumindest aber von zeitgenössischer Regie-Ungewöhnlichkeit, denn bei dieser Oper konnte es nicht an der Musik liegen, die vom Wuppertaler Sinfonieorchester unter der Leitung von Florian Frannek eigentlich ordentlich aus dem Graben kam, von kleinen Unsauberkeiten, insbesondere bei der Ouvertüre, mal abgesehen. Den ziemlich singfreudigen Opern- und Extrachor der Wuppertaler Bühnen sollte man aber herausheben.

Der Teufel, der in Wuppertal Männlein und Weiblein und auch mal den Eber vernascht, stiftet in der ziemlich bevölkerten Wolfsschlucht ein paar Freikugeln, indem er etwas mordet, sein Butterbrot isst und anschließend unter viel martialischem Getöse und herabfallenden Brettern die Silberdinger in eine Schale kotzt. Hier zeigt auch das Orchester seine beste Leistung. Das blutige Opfer, eine junge Dame in Weiß, wird danach ständig präsent sein.

Präsenz ist das eigentliche Merkmal dieser Inszenierung, das das ganze Ensemble im Opernhaus auszeichnet. Alle spielen wie um ihre verlorene Seele. Niclas Oettermann als Max traut man anfangs diese markige Tenorstimme gar nicht zu, er bewältigt seine Passagen hervorragend, genau wie auch John In Eichen als böser Kaspar mit dunklem Bass. Banu Böke als unschuldige Agathe in Weiß überzeugte, Dorothea Brandt als Ännchen hat ebenfalls sehr gut gefallen.

„Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber | R: Andrea Schwalbach | Sa 1.12. 19.30 Uhr | Oper Wuppertal | 0202 5 63 76 66 | www.wuppertaler-buehnen.de

Peter Ortmann

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