Legendär ist das Beirut Konzert in der Kölner Philharmonie zur c/o pop 2009, als am Ende die Bühne von Tanzenden gestürmt wurde. 2011 erschien das bislang letzte Album der Band um Multiinstrumentalist und Sänger Zach Condon, der zwei Jahre darauf einen Zusammenbruch hatte. Die Krise scheint überwunden, das neue Album „No No No“ wirkt ganz und gar nicht angespannt und enthält neben dem bekannten Mix aus Indiepop, Balkan-Brass und Chanson auch fluffige 60‘s- und 70‘s-Reminiszenzen (4AD). Nach ihrem Indiehit „Pisse“ im letzten Jahr musste man lange auf das Debütalbum des Hamburger Duos warten. Mit „Schnippo Schranke satt“ legen Friederike Ernst und Daniela Reis nun zwölf Stücke vor, die deutlich in dieselbe Kerbe hauen, sowohl musikalisch als auch textlich: Locker instrumentierte Popsongs mit Chanson-Flair prallen auf schwarzhumorige Texte über Beziehungsterror. Letzteres tut auf Dauer ganz schön weh, auch weil es tatsächlich sehr brutal zugeht (Buback). Der Titel ihres dritten Albums „La Di Da Di“ verweist auf die Leichtigkeit der Battles. Die Math-Rock Supergroup um Musiker von Don Caballero, Helmet bzw. Tomahawk und Lynx klingen mit ihrem dritten Album wunderbar frisch und erinnern am ehesten an die späten Don Caballero. Rocksound und Elektronik gehen eine flirrende Symbiose in den instrumentalen Stücken ein, die immer wieder gerne zu hymnischen Momenten ansteigen (Warp). Die Musik des Instrumentaltrios Blind Idiot God ist düsterer. Vor 25 Jahren veröffentlichten sie ihre drei stilbildenden Alben, die Bands wie die Battles vielleicht erst ermöglichten. Auf ihrem neuen Album „Before Ever After“ klingt das Trio um das einzige Gründungsmitglied Andy Hawkins doomiger, mehr nach Industrial als nach Psychedelic und erinnert darin entfernt an die frühen Swans. Irgendwie gut, aber leider nie so gut wie in der Originalbesetzung (Invisible Music).
Richard D. James, besser bekannt als Aphex Twin, hat wieder in seinen Archiven gewühlt und veröffentlicht nun mit „Orphaned Deejay Selek 2006-08“ acht Tracks, die er unter seinem Alias AFX produziert hat. Meist schnelle, nervöse Beats paaren sich hier mit disharmonischen Melodien und Flächen. Die Titel verhehlen kaum, dass es Fragmente, DJ-Tools und andere Spielereien sind. Aber auch wenn James nur ein wenig rumspielt, ist es in der Regel interessant (Warp). Bei Romano aus Berlin vermischt sich G-Funk, Drum ‘n’ Bass, Electro, House, Hip-Hop und andere Bassmusik – fett, aber alles eher im gemäßigten Tempo – mit Sprechgesang. Für die Musik ist der Produzent Siriusmo verantwortlich, für den textlichen Irrsinn zwischen Black-Metal-Hommage, homophilem Spiel und Kapitalismuskritik Romano, der blonde Großstadtindianer mit geflochtenen Zöpfen und goldener Baseball-Jacke. Eine Platte voller abseitiger Hits (Virgin).
Alif ist ein ägyptisch-irakisch-libanesisches Trio, das auf seinem Debütalbum „Aynama Rtama“ experimentelle arabische Musik macht, die sich problemlos an Indie-Ästhetiken wie Psychedelia anschließen lässt. Mit orientalischer Laute (Oud), Bass, Percussion, Elektronik und Gesang entfalten sie einen sowohl treibenden als auch soghaften Sound, der ihrer Musik auch in der westlichen Welt zum Erfolg verhelfen könnte. In der arabischen Welt gelten Alif bereits als Hoffnung für eine neue unabhängige Musik, die vor Experimenten nicht zurückschreckt (NAWA).
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